Kernaussagen
Bei von Hebammen betreuten Frauen sowie deren Babys war die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts oder einer instrumentellen Entbindung mittels Zange oder einer Saugglocke geringer. Ebenso sank das Risiko, dass medizinisches Fachpersonal einen Dammschnitt (Episiotomie) durchführte. Bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit einer spontanen vaginalen Geburt größer.
Frauen, die während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts durchgängig von Hebammen betreut wurden, berichteten von positiveren Erfahrungen. Zudem wurden Kosten in der pränatalen Phase (Betreuung während der Schwangerschaft) sowie in der intrapartalen Phase (Betreuung während der Wehen und Geburt) eingespart.
Weitere Evidenz könnte unsere Ergebnisse verändern. Künftige Forschung sollte die Auswirkungen auf Frauen mit sozialen Risikofaktoren und medizinischen Komplikationen untersuchen. Ein weiterer Schwerpunkt sollte auf dem Verständnis der Implementierung und Ausweitung von Modellen der kontinuierlichen Betreuung durch Hebammen liegen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Was sind Modelle der kontinuierlichen Betreuung durch Hebammen?
Modelle der kontinuierlichen Betreuung durch Hebammen ermöglichen eine durchgehende Begleitung durch die gleiche Hebamme oder dasselbe Hebammenteam während der Schwangerschaft, Geburt und den ersten Wochen des Elternseins. Bei Bedarf erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit geburtshilflichen Fachkräften und spezialisierten Teams.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, inwieweit sich bestimmte Zielparameter für Frauen und deren Babys, die durchgängig von einer Hebamme betreut wurden, im Vergleich zu anderen Betreuungsmodellen unterscheiden.
Unsere wichtigsten Zielparameter waren: spontane vaginale Geburt, Kaiserschnitt, Regionalanästhesie (Spinal- oder Epiduralblockade zur Betäubung der unteren Körperhälfte), intakter Damm (der Bereich zwischen Anus und Vulva), fetaler Verlust nach der 24. Schwangerschaftswoche, Frühgeburt und Tod des Neugeborenen.
Wir haben auch eine Reihe anderer Zielparameter untersucht, darunter die Erfahrungen der Frauen und die Kosten.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die Modelle der kontinuierlichen Betreuung durch Hebammen mit anderen Modellen der Betreuung von Schwangeren verglichen haben. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.
Was fanden wir?
Wir fanden 17 Studien mit 18.533 Frauen, durchgeführt in Australien, Kanada, China, Irland und dem Vereinigten Königreich.
Viele dieser Studien konzentrierten sich auf Frauen mit einem geringen Risiko für Schwangerschaftskomplikationen oder auf Frauen, die aus einem bestimmten geografischen Gebiet stammen. Wenn während der Schwangerschaft, der Geburt oder dem Wochenbett bei den Frauen Komplikationen auftraten, setzten die Hebammen ihre Betreuung fort und arbeiteten dabei eng mit Fachärztinnen und Fachärzten sowie Geburtshelferinnen und Geburtshelfern zusammen.
Unsere wichtigsten Ergebnisse
Von Hebammen betreute Frauen und deren Babys erhielten im Vergleich zu anderen Betreuungsmodellen seltener einen Kaiserschnitt oder eine instrumentelle vaginale Entbindung. Zudem gab es bei dieser Gruppe möglicherweise seltener Fälle von Dammschnitten. Bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit einer spontanen vaginalen Geburt größer.
Modelle der kontinuierlichen Betreuung durch Hebammen haben wahrscheinlich keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit eines intakten Dammes (Perineum) und das Risiko einer Frühgeburt.
Es besteht Unsicherheit darüber, welche Auswirkungen Modelle kontinuierlicher Hebammenbetreuung auf die Anwendung regionaler Anästhesie, fetale Verluste nach der 24. Schwangerschaftswoche und den Tod von Neugeborenen haben.
Von Hebammen betreute Frauen berichteten über positivere Erfahrungen während der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts. Darüber hinaus ergeben sich Kosteneinsparungen in der pränatalen und intrapartalen Phase.
Was schränkt die Evidenz ein?
Unser Vertrauen in die verschiedenen Ergebnisse ist unterschiedlich. Weitere Evidenz könnte die Ergebnisse verändern. So ist beispielsweise nicht immer klar, ob die Personen, die die Endpunkte bewerteten, darüber informiert waren, welche Art von Betreuung die Frauen erhielten. Die Evidenz für den Verlust des Fötus nach der 24. Schwangerschaftswoche und den Tod des Neugeborenen beruht auf einer sehr geringen Zahl von Fällen. Die Gesamtanzahl der Studien ist zu begrenzt, um zuverlässige Schlussfolgerungen zu bestimmten Ergebnissen zu ziehen. Uns fehlen Daten zu wichtigen Aspekten wie dem Gesundheitszustand der Mütter nach der Geburt, der Verlegung von Neugeborenen ins Krankenhaus oder dem Gesundheitszustand der Säuglinge.
Nur wenige Studien konzentrierten sich speziell auf Frauen mit hohem Risiko für Komplikationen, und keine Studie befasste sich mit Frauen aus benachteiligten Verhältnissen. In diesen Bereichen besteht noch Forschungsbedarf. Dies unterstreicht die Notwendigkeit von breiter angelegten und vielfältigeren Studien, um unser Verständnis und die Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse zu stärken, speziell in diversen Bevölkerungsgruppen und in unterschiedlichen Gesundheitseinrichtungen.
Zukünftige Forschungen sollten sich auf die Auswirkungen auf Frauen mit sozialen Risikofaktoren und auf Frauen mit medizinischen Komplikationen konzentrieren. Ein weiterer Schwerpunkt sollte auf dem Verständnis der Implementierung und Ausweitung von Modellen der kontinuierlichen Betreuung durch Hebammen liegen, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Dies ist eine Aktualisierung eines älteren Reviews. Wir haben Studien bis zum 17. August 2022 berücksichtigt.
L. Gorenflo, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland