Reviewfrage
Ist ein therapeutisches Gruppen-Zirkeltraining in Bezug auf die Verbesserung des Gehens nach einem Schlaganfall besser als eine herkömmliche Physiotherapie?
Hintergrund
Nach einem Schlaganfall können die Betroffenen Schwierigkeiten mit dem Gehen haben. Sie werden möglicherweise langsamer, können nur kurze Entfernungen bewältigen und sind unter Umständen auf Hilfe angewiesen. Darüber hinaus verlieren sie möglicherweise schneller das Gleichgewicht und ermüden stärker. Dies kann bedeuten, dass sie noch weniger gehen und sich darüber die Gehfähigkeit verschlechtert. Eine Rehabilitation kann dabei helfen das Gehen zu verbessern, ist jedoch schwer zugänglich, insbesondere wenn der Schlaganfall länger zurückliegt. Ein therapeutisches Gruppen-Zirkeltraining bedeutet ein Training in Gruppen (statt einzeln mit einem Therapeuten) und beinhaltet das spezifische Üben sinnvoller Aufgaben, und kann eine leichter zugängliche Alternative sein.
Studienmerkmale
Dies ist eine Aktualisierung des ursprünglichen Reviews von 2010. Dies ist eine Aktualisierung des ursprünglichen Reviews von 2010. Wir berücksichtigten Studien, die ein therapeutisches Gruppen-Zirkeltraining mit einer herkömmlichen Therapie für Patienten nach einem Schlaganfall verglichen, und schlossen nur hochwertige Studien mit einem geringen Verzerrungsrisiko (Risiko verfälschter Ergebnisse) ein. Wir interessierten uns für Studien, in denen diese beiden Ansätze und ihre Wirkungen auf die Art und Weise des Gehens, das heißt wie weit, wie schnell und wie unabhängig eine Person geht, miteinander verglichen wurden. Wir suchten zudem nach Studien, die untersuchten, ob die Wahrscheinlichkeit des Auftretens schädlicher Wirkungen in Gruppen-Zirkeltrainingsprogrammen geringer oder größer ist als bei herkömmlichen Ansätzen. Die Evidenz (der wissenschaftliche Beleg) ist auf dem Stand von Januar 2017.
Hauptergebnisse
Wir fanden siebzehn Studien mit 1297 Teilnehmern, die ein therapeutisches Gruppen-Zirkeltraining mit der gewöhnlichen Versorgung oder einer Scheinrehabilitation verglichen. Die meisten Studien berichteten über den Nutzen des Zirkeltrainings in Bezug auf die Verbesserung der Gehfähigkeit. Wir fassten die Ergebnisse der Studien statistisch (rechnerisch) zusammen und fanden moderate Evidenz dafür, dass ein Gruppen-Zirkeltraining in Bezug auf die Fähigkeit, weiter, unabhängiger und schneller zu gehen sowie, in einigen Fällen, das Gleichgewicht leichter und sicherer zu halten, wirksamer ist als andere Therapieformen. Es gab Hinweise darauf, dass Patienten während eines Zirkeltrainings möglicherweise häufiger stürzen, und dass sie möglicherweise früher aus der Rehabilitationsklinik nach Hause entlassen werden können; jedoch ließen sich diese beiden Aspekte durch statistische Berechnungen nicht bestätigen. Wir fanden zudem heraus, dass die positiven Wirkungen des Zirkeltrainings gleichermaßen bei Patienten auftraten, deren Schlaganfall über ein Jahr zurücklag, und solchen, deren Schlaganfall sich innerhalb des vorausgegangenen Jahres ereignet hatte. Dies bedeutet, dass Patienten nach einem Schlaganfall länger Fortschritte machen können als bislang beschrieben wurde. Weitere Forschung ist notwendig um zu ermitteln, ob ein Gruppen-Zirkeltraining für Patienten mit Schlaganfällen jeglicher Ausprägung geeignet ist, und ob bestimmte Aufgaben besser zu üben sind als andere.
Qualität der Evidenz
Unter Berücksichtigung der Schwierigkeit, einige Aspekte in Rehabilitationsstudien eng kontrolliert zu halten, war die Qualität der Studien insgesamt akzeptabel. Um anzuerkennen, dass einige Studien von Verzerrung betroffen sein können, haben wir die Qualitätsbewertung dennoch auf ‚moderat’ herabgestuft.
C. Braun, M. Lohkamp, Koordination durch Cochrane Schweiz