Medikamente zur Unterstützung der Raucherentwöhnung: ein Überblick über Reviews

Hintergrund
Rauchen ist weltweit eine der Hauptursachen für vorzeitige Todesfälle. Es gibt eine Reihe an Medikamenten, die Raucher dabei unterstützen können, das Rauchen aufzugeben. Drei dieser Behandlungsmöglichkeiten, nämlich die Nikotinersatztherapie (NET), Bupropion und Vareniclin, sind für diesen Zweck in den USA und in Europa zugelassen. Cytisin (ein ähnlicher Wirkstoff wie Vareniclin) wurde in Russland und Osteuropa freigegeben. Wir untersuchten Studien zu diesen und anderen Behandlungen, darunter auch mit Nortryptilin, um sowohl ihren Nutzen als auch ihre Gefahren miteinander zu vergleichen.
Methoden
Wir fanden 12 Cochrane-Reviews zu unterschiedlichen Behandlungen. Im Einzelnen handelte es sich dabei um die Nikotinersatztherapie (NET), Antidepressiva (Bupropion und Nortryptilin), partielle Nikotinrezeptorantagonisten (Vareniclin und Cytisin), Anxiolytika, selektive Typ-1-Cannabinoidrezeptor-Antagonisten (Rimonabant), Clonidin, Lobelin, Dianiclin, Mecamylamin, Nicobrevin, Opioidantagonisten, Impfstoffe gegen Nikotin und Silberacetat. Die Reviews wurden zwischen 2008 und 2012 durchgeführt und analysierten 267 Studien mit mehr als 101.000 Rauchern. Alle Reviews untersuchten randomisierte kontrollierte Studien, und verglichen die aktive Behandlung mit einem Placebo, zuweilen auch mit anderen Behandlungen. Die Endpunkte wurden frühestens sechs Monate nach Behandlungsbeginn gemessen und die Ergebnisse in der Regel durch Atem-, Blut- oder Urinproben überprüft. Wir bewerteten auch das Risiko einer Schädigung durch die jeweilige Behandlung. Anschließend verglichen wir mithilfe einer Netzwerk-Meta-Analyse NET, Bupropion und Vareniclin untereinander.
Ergebnisse
NET und Bupropion halfen etwa 80 % mehr Teilnehmern dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, als ein Placebo. Wenn also 10 Menschen mithilfe eines Placebos mit dem Rauchen aufhörten, so gaben gleichzeitig rund 18 mit NET oder Bupropion das Rauchen auf. Vareniclin erhöhte die Chance, mit dem Rauchen aufzuhören, im Vergleich mit dem Placebo um mehr als das Doppelte: Wenn in der Placebogruppe 10 Menschen aufhörten zu rauchen, so waren es im Vergleich dazu in der Vareniclin-Gruppe 28.
Vareniclin half etwa 50 % mehr Rauchern beim Aufhören als Nikotinpflaster und andere NET (Tabletten, Sprays, Lutschtabletten und Inhalatoren) und etwa 70 % mehr Rauchern als Nikotinkaugummi. Gaben also 10 Raucher mithilfe eines Nikotinpflasters oder anderer NET das Rauchen auf, so waren es mit Vareniclin 15. Auf 10 Raucher, bei denen Nikotinkaugummi zur Entwöhnung führte, kamen 17 Raucher, die unter Vareniclin mit dem Rauchen aufhörten. Zwei verschiedene NET zu kombinieren, erwies sich als ebenso wirksam wie die alleinige Behandlung mit Vareniclin und half mehr Menschen dabei, das Rauchen aufzugeben, als der alleinige Einsatz einer einzigen NET. Die verschiedenen NET wiesen kaum Unterschiede in ihrer Wirksamkeit auf, mit Ausnahme der Tatsache, dass alle alternativen NET etwas mehr Menschen bei der Raucherentwöhnung halfen als Nikotinkaugummi: Wenn 10 Raucher mithilfe von Nikotinkaugummi das Rauchen aufgaben, so waren es mit alternativen NET etwa 12 Menschen.
NET in Kombination mit Nortryptilin oder Bupropion war nicht wirksamer als NET allein.
Sowohl Cytisin als auch Nortryptilin verbesserten im Vergleich mit einem Placebo die Aussichten auf Entwöhnung bei minimalem Schadensrisiko.

Bei Bupropion besteht ein bekanntes Risiko für Krampfanfälle (bei etwa 1 von 1000 Anwendern). Dennoch fanden wir in den eingeschlossenen und ausgeschlossenen Studien mit etwa 1 von 1500 Anwendern weniger Fälle als erwartet. Zwar könnte bei der Einnahme von Bupropion eine marginale Zunahme der Wahrscheinlichkeit von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen bestehen, jedoch fanden wir kein erhöhtes Risiko für neuropsychiatrische oder Herz-Kreislauf-Probleme in den Bupropion-Studien. Die Evidenz für die Sicherheit von Vareniclin wird derzeit noch untersucht. In den Studien fanden wir keine Evidenz, die mit einer Zunahme von neuropsychiatrischen Problemen oder vermehrten Herz-Kreislauf-Problemen in Verbindung stand.

Clonidin unterstützte Raucher bei der Entwöhnung, verursachte dabei aber Nebenwirkungen. Es ist nicht eindeutig belegbar, ob Mecamylamin in Kombination mit NET bei der Raucherentwöhnung hilft oder nicht. Andere Behandlungen schienen nicht zu helfen. Impfstoffe gegen Nikotin sind bisher noch nirgendwo auf der Welt zugelassen. Nicobrevin ist in Großbritannien nicht mehr erhältlich. Rimonabant, Taranabant und Dianiclin wurden inzwischen vom Markt genommen.
Schlussfolgerungen
NET, Bupropion und Vareniclin verbessern die Chancen, mit dem Rauchen aufzuhören, bei einem geringen Schadensrisiko.
Der kombinierte Einsatz verschiedener NET ist ebenso wirksam wie Vareniclin, jedoch wirksamer als der singuläre Einsatz von NET.
Cytisin hat das Potenzial einer sicheren, wirksamen und bezahlbaren Behandlung.
Nortriptylin erhöht die Wahrscheinlichkeit, mit dem Rauchen aufzuhören, bei geringer Evidenz für schädliche Nebenwirkungen.
Die Sicherheit von Vareniclin muss fortlaufend überwacht werden.
Weitere Forschungsarbeiten zu NET im Vergleich mit Placebos wird unser Verständnis der Behandlung wahrscheinlich nicht verändern.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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