Hintergrund
Lehrer sind bei der Arbeit oft Stress ausgesetzt, der zu körperlichen und psychischen Gesundheitsproblemen, vermehrten krankheitsbedingten Fehlzeiten, Resignation sowie zu Verschlechterungen von Leistungen und Gesundheit der Schüler führen kann. Individuelles Stressmanagement und Beratungsprogramme für Lehrer zielen nur auf die Stresssymptome ab, während Interventionen, die auf die Schulorganisation ausgerichtet sind, die Ursachen für Stress direkt angehen. Wir suchten nach Studien bis Januar 2015, um festzustellen, welche Evidenz dafür besteht, dass Veränderungen der Arbeitsbedingungen das Wohlbefinden verbessern und arbeitsbedingten Stress bei Lehrern verringern.
Studienmerkmale
Wir fanden vier Studien mit insgesamt 2199 Lehrern. Sie untersuchten drei Arten von Veränderungen der Arbeitsbedingungen. Eine Intervention bestand darin, die Aufgaben der Lehrer zu verändern, z. B. Neugestaltung der Arbeit, Aufstellung von flexiblen Studenplänen und Neugestaltung der Arbeitsumgebung. Eine weitere Intervention bestand aus einem schulweiten Netzwerk für Unterstützung und Coaching neben individuellen Schulungen für Lehrer, um ein pädagogisches Programm durchführen zu können. Die dritte Intervention umfasste mehrere Komponenten: Zahlung einer Leistungsprämie, Aufstiegsmöglichkeiten und Mentoring.
Ergebnisse
Geänderte Aufgaben der Lehrer
In einer Studie mit 961 Lehrern an acht Schulen ergaben Änderungen bei den Aufgaben der Lehrer in Verbindung mit Schulungen zum Stressmanagement nach einem Jahr der Nachbeobachtung im Vergleich zu keiner Intervention eine geringe Verbesserung der Stressbelastung. Außerdem gab es eine geringe Verbesserung der beruflichen Belastbarkeit, das heißt, wie gut Lehrer ihre Arbeit ausführen können. Allerdings berichteten die Autoren nicht, wie sie die Aufgaben der Lehrer verändert hatten, was den Nutzen der Ergebnisse für andere Schulen einschränkt.
Änderung von organisatorischen Aspekten
Es gab zwei Studien über schulweite Unterstützung durch Coaching kombiniert mit Lehrerfortbildung. In einer Studie mit 43 Schulen und 59 teilnehmenden Lehrern gab es nach zwei Jahren Nachbeobeachtung im Vergleich zu keiner Intervention keine nennenswerte Wirkung auf Angstgefühle oder Depression. In der anderen Studie mit 18 Schulen und 77 teilnehmenden Lehrern gab es nach sechs Monaten Nachbeobachtung im Vergleich zu keiner Intervention keine nennenswerte Wirkung auf Burnout oder emotionale Kompetenz. Burnout ist ein Zustand von anhaltendem starken Stress. Emotionale Kompetenz bezeichnet die Fähigkeit, Emotionen anderer Menschen zu verstehen sowie eigene Emotionen zu verstehen und zu kontrollieren. Beide Studien hatten eine geringe Teilnehmerzahl.
Mehrkomponenten-Programm
In einer Studie mit 34 Schulen und 1102 Lehrern umfasste die Intervention die Zahlung von Leistungsprämien, Aufstiegsmöglichkeiten und Mentoring. Nach dreijähriger Nachbeobachtung im Vergleich mit 300 ähnlichen Schulen gab es eine moderate Verringerung der Resignation bei den Lehrern in den Schulen, in denen die Intervention stattfand. Die Autoren berichteten jedoch nur über die Ergebnisse an acht Schulen.
Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz war für alle Interventionen niedrig, da die Autoren nicht über alle Ergebnisse berichteten und viele Teilnehmer für die Nachbeobachtung verloren. In allen eingeschlossenen Studien gab es auch Interventionen, die sich an einzelne Lehrer richteten, in Verbindung mit Veränderungen an den Schulen. Daher würden neue Studien von besserer Qualität die Schlussfolgerung dieses Reviews wahrscheinlich ändern.
Schlussfolgerung
Veränderungen der Art und Weise, wie die Arbeit von Lehrern in Schulen organisiert ist, kann das Wohlbefinden der Lehrer verbessern und die Resignation von Lehrern verringern. Wir benötigen besser durchdachte Forschungsarbeiten in der Entwicklung und Erprobung von Veränderungen der Arbeitsbedingungen in Schulen. In künftigen Studien sollte zufällig bestimmt werden, ob die Arbeit an Schulen geändert wird oder nicht. Außerdem sollten diese Studien mehrere Hundert Teilnehmer umfassen.
Koordination durch Cochrane Schweiz