Reviewfrage
Cochrane Autoren begutachteten die Evidenz bezüglich der Wirksamkeit von verschiedenen Behandlungen für Paare mit männlicher Subfertilität.
Hintergrund
Intrauterine Insemination (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) sind häufig verwendete Fruchtbarkeitsbehandlungen für Paare, bei denen eine niedrige Fruchtbarkeit des Mannes besteht (Subfertilität). Bei der IUI wird das männliche Sperma vorbereitet und im Mutterleib (Uterus) platziert. Dadurch ist das Sperma nahe dem Ort, wo das Embryo entsteht (Ort der Empfängnis). IUI kann mit oder ohne Hyperstimulation der Eierstöcke (OH; Ovarielle Hyperstimulation) angewendet werden. In einem OHS Zyklus erhalten Frauen Medikamente, um die Ovarien (die Organe, die die Eier produzieren (die sogenannten Eizellen)) zu stimulieren, um die Zahl der verfügbaren Eizellen zu erhöhen. Die wesentlichsten Nebenwirkungen von diesen Medikamenten sind Mehrlingsschwangerschaften (Entstehung von zwei oder mehr Embryos (Frühstadium in der Entwicklung eines Babys)) und Ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS; die Eierstöcke produzieren zu viele Eier). Bei der IVF und ICSI findet die Befruchtung (bei der das Ei und das Spermium zusammenkommen und ein Embryo zeugen) außerhalb des Körpers statt. Die Eizellen werden der Frau durch die Verwendung einer Ultraschall-geführten Nadel entnommen, die durch die Scheidenwand gestochen wird, um die Eierstöcke zu erreichen. Durch die Nadel kann Follikelflüssigkeit abgesaugt werden, welche die Eizellen enthält. Es ist gängig zwischen 10 und 15 Eizellen zu entnehmen. Bei der IVF werden die Eier mit dem Spermium in einer Kulturschale gemischt. Bei der ICSI wird das Sperma direkt in die Eizellen injiziert, um eine Befruchtung zu verursachen. Die befruchteten Eizellen werden für zwei bis sechs Tage in einem Medium behandelt, welches Nährstoffe enthält und anschließend im Uterus platziert.
Studienmerkmale
Wir durchsuchten medizinische Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien (Studien, in denen Teilnehmer zufällig einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugeteilt werden) die männliche Subfertilität untersuchten. Wir fanden 10 randomisierte kontrollierte Studien, die alle unterschiedliche Behandlungen für Paare verglichen, in denen männliche Subfertilität vorliegt, mit insgesamt 757 Paaren. Die Studien bewerteten die folgenden Behandlungsoptionen: zeitlich festgelegter Geschlechtsverkehr (TI; timed intercourse; bei dem Sex zu einer empfohlenen Zeit im Menstruationszyklus stattfinden soll) (mit oder ohne OH), IUI (mit oder ohne OH), IVF und ICSI. Die Evidenz ist auf dem Stand von April 2015. Wir interessierten uns vor allem dafür, wie vielen Frauen eine Lebendgeburt hatten und wie viele OHSS.
Hauptergebnisse
Wir fanden keine Evidenz bezüglich Unterschieden in den Raten von Lebendgeburten oder Schwangerschaften zwischen den Behandlungen. Wir fanden auch keine Evidenz für Unterschiede zwischen einer der Gruppen bezüglich der Rate an unerwünschten Ereignissen (Mehrlingsschwangerschaft, Fehlgeburt). Verfügbare Daten zu OHSS sind zu beschränkt, als das wir Schlussfolgerungen ziehen könnten.
Qualität der Evidenz
Die meiste Evidenz war von niedriger oder sehr niedriger Qualität. Die wesentlichen Einschränkungen umfassen eine unzureichende Beschreibung der Studienmethodik, kleine Stichprobengrößen und Abweichungen in der Art, wie die Studien durchgeführt wurden. Evidenz ist nur für sechs aus den 14 Vergleichen, die wir bewertet haben, verfügbar. Mehr Forschung auf dem Gebiet ist notwendig.
I.Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.