Rivastigmin für Menschen mit Alzheimer-Krankheit

Fragestellung des Reviews

Wir analysierten die aktuelle Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von Rivastigmin im Vergleich zu Placebo bei Menschen mit Alzheimer-Krankheit.

Hintergrund

Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache von Demenz bei älteren Menschen. Mit Fortschreiten der Erkrankung verlieren diese Menschen die Fähigkeit sich zu erinnern, zu kommunizieren, klar zu denken und tägliche Aktivitäten zu meistern. Ihr Verhalten und ihre Persönlichkeit können sich ebenfalls verändern. Bei schwerer Alzheimer-Krankheit verlieren die Patienten die Fähigkeit für sich selbst zu sorgen und benötigen rund um die Uhr Betreuung.

Derzeit gibt es keine Heilung für Alzheimer-Krankheit. Es gibt jedoch einige pharmakologische Interventionen, mit denen die Symptome gelindert werden können.

Verursacht werden die Symptome durch den Verlust eines bestimmten Nervenzellentyps im Gehirn, den sogenannten cholinergen Neuronen. Rivastigmin, ein Acetylcholinesterase-Hemmer, wirkt indem es die Menge eines chemischen Stoffes namens Acethylcholin erhöht, wodurch es den Nervenzellen ermöglicht wird miteinander zu kommunizieren. Dies kann die Symptome von Demenz verbessern. Rivastigmin kann oral als Kapsel oder als Flüssigkeit eingenommen, oder in Form eines Pflasters direkt auf die Haut aufgetragen werden. In diesem Review wurden die Alltagswirksamkeit von Rivastigmin zur Verbesserung der Symptome von Alzheimer-Krankheit und dessen Sicherheit ausgewertet.

Studienmerkmale

Dieser Review schloss doppelt verblindete, randomisierte kontrollierte Studien ein. Die vorhandene Evidenz wurde bis März 2015 unter Verwendung der Standardmethoden von Cochrane gesucht. Dieser Review schloss Studien ein, welche über einen Zeitraum von mindestens 12 Wochen durchgeführt wurden und welche die Sicherheit und Alltagswirksamkeit von Rivastigmin mit Placebo verglichen. Es wurden 13 Studien gefunden, die diesen Kriterien entsprachen. Die meisten dieser Studien untersuchten Menschen mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Krankheit mit einem Durchschnittsalter von rund 75 Jahren.

Hauptergebnisse

Die Ergebnisse von sieben Studien zeigten, dass nach einer Behandlungsphase von sechs Monaten Patienten mit Rivastigmin (6-12 mg/Tag oral oder 9,5 mg/Tag über ein Hautpflaster) bessere Resultate für drei Endpunkte aufwiesen als solche, die mit Placebo behandelt wurden. Die Unterschiede für kognitive Funktion (2 Punkte unter Verwendung des ADAS-Cog mit einem Bereich von 70 Punkten) und alltägliche Aktivitäten (standardisierte mittlere Differenz von 0,20, also ein kleiner Effekt) waren sehr gering. Patienten mit Rivastigmin wiesen mit höherer Wahrscheinlichkeit eine allgemeine Verbesserung auf verglichen mit jenen in der Placebogruppe (Odds Ratio von 1,47, 95% Konfidenzintervall (KI) von 1,25 bis 1,72). Jedoch gab es keine Unterschiede bei verhaltensbezogenen Veränderungen (von drei Studien berichtet) oder dem Einfluss auf Betreuer (von einer Studie berichtet). Bei Patienten mit Rivastigmin war es zudem etwa zwei Mal wahrscheinlicher, dass sie unerwünschte Ereignisse erlebten, obwohl dieses Risiko womöglich etwas geringer bei Patienten war, die mit Pflastern anstelle von Kapseln behandelt wurden. Es ist möglich, dass bestimmte unerwünschte Ereignisse seltener bei Patienten vorkamen, die Pflaster verwendeten statt Kapseln (Übelkeit, Übergeben, Gewichtsverlust, Schwindel).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rivastigmin für Menschen mit Alzheimer-Krankheit von Nutzen sein kann. Es ist möglich, dass die Verwendung eines Pflasters mit weniger Nebenwirkungen verbunden ist als die oral Einnahme von Kapseln.

Qualität der Evidenz

Für die meisten der untersuchten Endpunkte war die Qualität der Evidenz moderat. Der wesentliche Faktor, der das Vertrauen in die Ergebnisse beeinflusst hat, war die relativ hohe Anzahl an Patienten, die in einigen der Studien ausgeschieden sind (die Ausfallrate in den Rivastigmin-Armen war höher). Es gab auch Bedenken bezüglich der Anwendbarkeit der Evidenz für die langfristige Behandlung der Alzheimer-Krankheit, da Daten aus doppelt verblindeten, randomisierten kontrollierten Studien nur über einen Zeitraum von bis zu 12 Monaten verfügbar waren. Alle Daten, die in der Hauptanalyse diesem Review verwendet wurden, kamen aus Studien, die von einem Medikamentenhersteller (Novartis Pharma) entweder gesponsert oder komplett finanziert wurden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz

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