Welche Nutzen und welche Risiken hat der Einsatz von Steroiden zur Behandlung des nephrotischen Syndroms bei Kindern?

Kernaussagen

- Bei dem nephrotische Syndrom verlieren die Nieren Eiweiß aus dem Blut in den Urin verlieren. Es wird in der Regel mit Steroidmedikamenten (starke entzündungshemmende Medikamente) behandelt.

- Kinder, bei denen das nephrotische Syndrom zum ersten Mal auftritt, benötigen nur zwei bis drei Monate Prednison (eine Art von Steroid). Eine längere Dauer verringert das Risiko eines erneuten Anfalls oder das Risiko, dass das Kind häufig wiederkehrende Anfälle hat, nicht (Subgruppenanalyse der Studien mit niedrigem Selektionsbias).

- Es gibt möglicherweise nur geringe oder gar keine Unterschiede bei unerwünschten Wirkungen zwischen einer Steroidtherapie über zwei Monate verglichen mit einer Steroidtherapie von mindestens drei Monaten. Allerdings lieferten viele der Studien hierzu keine auswertbaren Informationen.

Was ist das nephrotische Syndrom und warum sollte man es mit Steroiden behandeln?

Das nephrotische Syndrom ist eine Erkrankung, bei der die Nieren Eiweiß aus dem Blut in den Urin verlieren. Bleibt es unbehandelt, können betroffen Kinder an schweren Infektionen erkranken. Bei den meisten Kindern mit nephrotischem Syndrom wird dieser Eiweißverlust durch eine Steroidtherapie gestoppt. Steroide sind stark wirksame entzündungshemmende Medikamente und können bei einer Vielzahl von Erkrankungen eingesetzt werden. Sie können aber auch schwerwiegende unerwünschte Wirkungen haben. Zu diesen unerwünschten Wirkungen können Depressionen und Angstzustände, Bluthochdruck, Augenerkrankungen wie grauer Star, ein erhöhtes Infektionsrisiko, Gewichtszunahme und ein vermindertes Wachstum gehören. Kindern können auch wiederholte Episoden des nephrotischen Syndroms bekommen, die häufig durch eine Virusinfektion ausgelöst werden.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, welche Behandlungsmöglichkeiten für Kinder mit nephrotischem Syndrom am besten geeignet sind, um das Austreten von Eiweiß aus dem Blut in den Urin zu stoppen und die unerwünschten Wirkungen von Steroiden zu vermeiden.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen Studien, die den Nutzen und Schaden einer zufällig zugeordneten Steroideinnahme verglichen bei:

- Kindern, die zum ersten Mal an nephrotischem Syndrom leiden; oder

- Kindern, die häufig wiederkehrende Episoden des nephrotischen Syndroms haben.

Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Informationen anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Studiengrößen.

Was fanden wir?

Wir fanden 54 Studien mit 4670 Kindern. Die Studien untersuchten eine Vielzahl von Steroidtherapien untersuchten. Die Studien wurden weltweit durchgeführt, die meisten davon in Ländern in Südasien (23 Studien). Dreiundzwanzig Studien verglichen die Verabreichung des Steroids Prednison über zwei oder drei Monate mit einer längeren Dauer von drei bis sieben Monaten bei Kindern, die zum ersten Mal an einem nephrotischen Syndrom leiden. Die anderen Studien befassten sich mit Kindern, die häufig wiederkehrende Episoden des nephrotischen Syndroms hatten.

Die Subgruppenanalyse der Studien mit niedrigem Selektionsbias zeigte keinen oder nur einen geringen Unterschied im Hinblick auf das Risiko eines erneuten Auftretens des nephrotischen Syndroms bei Kindern oder auf die Anzahl der Kinder mit häufigen erneuten Episoden, wenn eine längere Prednison-Dauer (drei bis sieben Monate) mit einer kürzeren Prednison-Dauer (zwei bis drei Monate) verglichen wurde. Möglicherweise gibt es keine Unterschiede in der Art und Anzahl der unerwünschten Wirkungen bei längerer oder kürzerer Dauer der Steroidbehandlung; diese wurden jedoch in den Studien oft nicht angegeben.

Was schränkt die Evidenz ein?

Wir sind zuversichtlich, dass Kinder, bei denen das nephrotische Syndrom zum ersten Mal auftritt, nur zwei bis drei Monate Prednison benötigen, da eine längere Dauer weder das Risiko eines erneuten Anfalls noch das Risiko, dass das Kind häufig wiederkehrende Anfälle hat, verringert.

Wir sind weniger zuversichtlich, was das Risiko von unerwünschten Wirkungen betrifft, da viele der Studien keine für uns verwertbaren Informationen enthielten.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, F. Halter, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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