Kernaussagen
1. Lamotrigin ist ein Medikament zur Behandlung von fokalen Anfällen bei Menschen mit medikamentenresistenter Epilepsie. Es wird als Ergänzungstherapie eingesetzt. Bei der fokalen Epilepsie entstehen die Anfälle in einem bestimmten Bereich des Gehirns.
3. Lamotrigin ist wahrscheinlich wirksam zur Verringerung der Anfallshäufigkeit bei Kindern und Erwachsenen. Dennoch sind weitere Studien erforderlich, um die langfristigen Wirkungen von Lamotrigin zu bewerten und Lamotrigin mit anderen ergänzenden Medikamenten zu vergleichen.
Was ist Epilepsie und wie wird sie behandelt?
Epilepsie ist eine Störung im Gehirn mit wiederkehrenden Anfällen. Etwa ein Drittel der Menschen mit Epilepsie erleidet trotz der Einnahme von Antiepileptika (Medikamente gegen Anfallsleiden) weiterhin Anfälle. Ältere Antiepileptika können viele unerwünschte Wirkungen haben. Daher ist es wichtig, wirksame neue Therapien zu entwickeln. Mehrere neue Medikamente wurden als ergänzende Therapien entwickelt, d.h. sie werden in Kombination mit anderen Medikamenten eingesetzt. Eines dieser neuen Medikamente ist Lamotrigin.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob eine ergänzende Therapie mit Lamotrigin besser ist als eine ergänzende Therapie mit Placebo (Scheinbehandlung) oder keine ergänzende Therapie, um die Anfallshäufigkeit und Therapieabbrüche zu verringern sowie die Kognition (Lernfähigkeit) und die Lebensqualität zu verbessern. Wir wollten auch wissen, ob Lamotrigin unerwünschte Wirkungen hat.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die Lamotrigin als ergänzende Therapie im Vergleich zu Placebo oder keiner ergänzenden Therapie bei Menschen jeden Alters mit fokaler Epilepsie untersuchten, die auf frühere Behandlungen nicht angesprochen hatten (medikamentenresistente fokale Epilepsie). Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Methodik und der Größe der Studien.
Was fanden wir?
Wir fanden 14 Studien, an denen insgesamt 1806 Personen (Erwachsene, Kinder und Säuglinge) teilnahmen.
Lamotrigin ist in Kombination mit anderen Antiepileptika bei Patient*innen mit medikamentenresistenter fokaler Epilepsie wahrscheinlich wirksamer als Placebo, um die Anfallshäufigkeit um 50 % oder mehr zu verringern. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, die Behandlung abzubrechen, bei Patient*innen, die Lamotrigin als ergänzende Therapie einnehmen, wahrscheinlich nicht größer als bei Patient*innen, die Placebo als ergänzende Therapie einnehmen. Wird Lamotrigin jedoch ergänzend zur Standardtherapie eingesetzt, führt dies wahrscheinlich zu weiteren unerwünschten Wirkungen wie Unruhe (Ataxie), Schwindel, Doppelbildern (Diplopie) und Übelkeit.
Weitere qualitativ hochwertige Studien sind erforderlich, um Nutzen und Schaden einer ergänzenden Therapie mit Lamotrigin im Vergleich zu einer ergänzenden Therapie mit Placebo oder keiner ergänzenden Therapie und im Vergleich zu anderen neuen Antiepileptika vollständig zu bewerten.
Was schränkt die Evidenz ein?
Wir haben moderates Vertrauen in die Evidenz, vor allem weil in den Studien insgesamt nur wenige Ereignisse (Krampfanfälle, Therapieabbrüche, unerwünschte Wirkungen) berichtet wurden.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Dieser Review ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 3. Oktober 2022.
T. Brugger, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland