Präoperative Strahlentherapie und kurative Chirurgie für die Behandlung von lokal begrenztem Rektumkarzinom

Hintergrund

Enddarmkrebs (Rektumkarzinom) ist eine der häufigsten Ursachen für Krebstodesfälle in der westlichen Welt. Mit Enddarmkrebs diagnostizierte Personen werden hauptsächlich operativ behandelt. Es besteht jedoch das Risiko, dass der Enddarmkrebs nach der operativen Behandlung zurückkehrt. Eine präoperative Strahlentherapiebehandlung könnte das Risiko für eine lokale Wiederkehr (lokales Rezidiv) reduzieren, da die Strahlentherapie kleinere, verbleibende Tumoranteile zerstören und damit die Wirkung der Operation verbessern kann.

Studienmerkmale

Am 4. Juni 2018 durchsuchten wir medizinische Datenbanken nach randomisierten Studien (experimentelle Studien, bei denen Personen zufällig einer von zwei oder mehreren Behandlungsgruppen zugeordnet werden), um zu bestimmen, ob präoperative Strahlentherapie für Personen mit Enddarmkrebs einen Nutzen in Bezug auf eine Verminderung des Risikos der allgemeinen Sterblichkeit, aufgrund des Krebses zu versterben und eine Wiederkehr von Krebs im Beckenbereich zu erleben, verschafft. Wir betrachteten hochdosierte Strahlentherapie, gefolgt von jeder Art der chirurgischen Entfernung des Enddarmkrebses.

Ergebnisse

Wir fanden vier Studien mit 4663 Personen mit operablem Enddarmkrebs. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine kurz andauernde Strahlentherapie vor der Operation die Sterblichkeit wahrscheinlich reduziert. Wenn unsere Analyse jedoch auf ein aktuelles Operationsverfahren (totale mesorektale Exzision) begrenzt war, gab es keine Evidenz für einen Unterschied zwischen der Gruppe mit Strahlentherapie vor der Operation und der Gruppe, die nur die Operation erhielt. Es könnte einen kleinen oder keinen Unterschied hinsichtlich der krebsbedingten Todesfälle geben, wenn eine kurz andauernde Strahlentherapie genutzt wird.

Wir fanden Evidenz von moderater Qualität, dass präoperative Strahlentherapie im Vergleich zu Chirurgie allein einen wesentlichen Nutzen hinsichtlich eines verminderten Risikos für eine lokal begrenzte Wiederkehr des Krebses bieten könnte.

Es gab eine kleine oder keine Auswirkung von präoperativer Strahlentherapie auf die kurative Resektion und die Schließmuskel-aussparende Operation.

Wir fanden ein erhöhtes Auftreten von Sepsis, chirurgischen Komplikationen und sexuellen Komplikationen bei Teilnehmern, die mit Strahlentherapie statt nur operativ behandelt wurden.

Qualität der Evidenz

Die Studien waren im Allgemeinen gut konzipiert. Wir bewerteten die Qualität der Evidenz für das Wiederauftreten der Krebserkrankung und die Gesamtsterblichkeit als moderat, da es schwerwiegende Bedenken bezüglich der Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf die gegenwärtige Behandlung von Enddarmkrebs gab.

Wir stuften die Qualität der Evidenz für die verbliebenen Endpunkte weiter herunter aufgrund von ungenauen Ergebnissen und/oder aufgrund von Unterschieden zwischen den Studien in Bezug auf die Kriterien zur Definition von Enddarmkrebs, das Stadium der Teilnehmer, die präoperativen bildgebenden Verfahren zur Bestimmung des Stadiums, das Operationsverfahren, die Strahlungsdosis und die Fraktionierung, die Zeit zwischen Strahlentherapie und Operation und die Anwendung von adjuvanter oder postoperativer Therapie.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

J. Metzing, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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