Die Anwendung des Immunsuppressivums Mitoxantron (MX) bei Personen mit Multipler Sklerose (MS)

Es handelt sich hierbei um eine aktualisierte Version des Cochrane Review "Mitoxantron bei Multipler Sklerose" (veröffentlicht in der Cochrane Datenbank für systematische Reviews 2013, Ausgabe 5).

MS wird als immunvermittelte chronische Krankheit des Zentralnervensystems betrachtet, die durch viele Entzündungsbereiche und Demyelinisierung charakterisiert ist. Mehrere Arzneimittel wie Steroide sowie Immunmodulatoren und Immunsuppressiva wurden bisher zur Behandlung des Krankheitsverlaufs eingesetzt. Darunter auch MX, ein Immunsuppressivum, das umfassend in der Behandlung von Brustkrebs und Leukämie eingesetzt wird, und das an Personen mit MS getestet wurde. Bis Mai 2013 wurden 275 Artikel durch die Suchstrategie identifiziert. Drei Studien mit insgesamt 221 Teilnehmern trugen zu diesem Review bei. Die Daten belegen, dass MX bei der Verminderung des Risikos der MS-Progression und der Häufigkeit des Auftretens von Schüben bei der Kurzzeitnachbeobachtung (bis zu zwei Jahre) von Patienten, die unter sich verschlechternder, schubförmig remittierender MS (Relapsing-Remitting MS - RRMS), progredienter schubförmiger MS (Progressive Relapsing MS - PRMS) und sekundär progredienter MS (SPMS) litten, eine moderate Wirksamkeit zeigte. Man muss jedoch bei der Interpretation dieser Ergebnisse aufgrund der heterogenen Studienmerkmale und der Qualität der eingeschlossenen Studien, die sich hinsichtlich der Behandlungspläne und Typen aufgenommener Patienten unterschieden, vorsichtig sein.

Die am häufigsten aufgetretenen unerwünschten Wirkungen waren Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Harnwegsinfekte und eine vorübergehende Leukopenie. 35 % der mit MX behandelten weiblichen Teilnehmer entwickelten eine vorübergehende Amenorrhoe, und fast 15 % entwickelten eine andauernde Amenorrhoe, die zum Ende des Nachbeobachtungszeitraums noch vorhanden war. Daten von Studien mit einer längeren Nachbeobachtung und von den eingeschlossenen Studien haben Bedenken hinsichtlich der Kardiotoxizität und akuten Leukämien aufgeworfen, die bei 12 % bzw. 0,8 % der mit MX behandelten Patienten auftreten.  

Aus diesem Grund sollte die Behandlung mit MX auf Patienten mit einer sich verschlechternden schubförmig remittierenden MS und sekundär progredienten MS nach sorgfältiger Beurteilung der Risiko-Nutzen-Profile begrenzt werden, wobei auch die derzeitige Verfügbarkeit alternativer Therapien mit weniger schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen in Betracht gezogen werden muss. Darüber hinaus müssen mit MX behandelte Patienten nach Abschluss der Behandlung nachbeobachtet werden, um das Risiko schwerwiegender unerwünschter Ereignisse einzudämmen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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