Kortikosteroide zur Behandlung einer Sepsis

Fragestellung des Reviews

Wir prüften die Evidenz der Anwendung von Kortikosteroiden bei Kindern und Erwachsenen mit Sepsis bezüglich der Auswirkung auf die Sterblichkeit.

Hintergrund

Eine Sepsis liegt vor, wenn eine Infektion durch Organversagen kompliziert wird. Es kommt zu schneller Atmung, Hypotonie (niedrigem Blutdruck) und geistiger Verwirrtheit. Eine Sepsis kann die Wirksamkeit der körpereigenen Kortikosteroide beeinträchtigen, die als wichtige Abwehr gegen Infektionen dienen. Kortikosteroide werden seit Jahrzehnten bei Menschen mit Infektionen unterschiedlicher Ursache eingesetzt.

Datum der Suche

Die Evidenz dieses Reviews ist auf dem Stand von Juli 2019.

Studienmerkmale

In diesem Review sind 61 Studien eingeschlossen (12.192 Teilnehmer). Achtundfünfzig Studien verglichen Kortikosteroide mit keinen Kortikosteroiden (Placebo oder Regelversorgung in 48 bzw. 9 Studien); drei Studien verglichen außerdem die kontinuierliche Verabreichung von Kortikosteroiden mit einer Bolusgabe.

Finanzierungsquellen der Studien

Drei Studien wurden von einem Pharmaunternehmen finanziert, 27 von öffentlichen Organisationen oder mit karitativen Mitteln und sechs sowohl von einem Pharmaunternehmen als auch von öffentlichen Organisationen oder mit karitativen Mitteln; 25 gaben die Finanzierungsquelle nicht an.

Hauptergebnisse

Wir analysierten die folgenden zwei Vergleiche.

• Kortikosteroide versus Placebo/Regelversorgung.

Kortikosteroide reduzieren wahrscheinlich das Sterberisiko nach 28 Tagen um 9 % (50 Studien; 11.233 Teilnehmer), mit konsistenten Wirkungen der Behandlung bei Kindern und Erwachsenen. Sie reduzieren wahrscheinlich auch leicht das Risiko, im Krankenhaus zu sterben. Langfristig (länger als drei Monate) haben Kortikosteroide möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf das Sterberisiko, aber diese Ergebnisse sind weniger sicher. Kortikosteroide führen zu einer stark verkürzten Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und im Krankenhaus. Kortikosteroide erhöhen das Risiko von Muskelschwäche und Hypernatriämie. Sie erhöhen wahrscheinlich das Risiko einer Hyperglykämie. Sie erhöhen wahrscheinlich nicht das Risiko einer Superinfektion (=neue Infektion während einer bestehenden Infektion). Möglicherweise haben Kortikosteroide nur einen geringen oder gar keinen Einfluss auf das Risiko von gastroduodenalen Blutungen, neuropsychiatrischen Ereignissen, Schlaganfall oder kardiologischen Ereignissen.

• Kontinuierliche Infusion versus intermittierende Bolusgabe von Kortikosteroiden.

Wir sind uns nicht sicher über die Auswirkungen einer kontinuierlichen Infusion von Kortikosteroiden im Vergleich zu einer intermittierenden Bolusvgabe. Drei Studien berichteten Daten für diesen Vergleich und die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für alle Endpunkte war sehr niedrig.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

• Kortikosteroide versus Placebo/Regelversorgung

Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für die 28-Tage-Sterblichkeit als moderat aufgrund einiger Inkonsistenzen in Bezug auf Unterschiede zwischen den Studienpopulationen, der Art der Kortikosteroide und deren Verabreichung sowie der Verwendung zusätzlicher Interventionen.

• Kontinuierliche Infusion versus intermittierende Bolusgabe von Kortikosteroiden

Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für die 28-Tage-Sterblichkeit aufgrund von Inkonsistenzen und Ungenauigkeit als sehr niedrig.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zelck, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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