Beugt gespendete Muttermilch schweren Darmstörungen bei sehr frühgeborenen oder mit sehr niedrigem Geburtsgewicht geborenen Säuglingen vor?

Kernaussagen

- Frühgeborene oder mit sehr niedrigem Geburtsgewicht geborene Säuglinge mit gespendeter Muttermilch anstelle von künstlicher Säuglingsnahrung zu füttern, reduziert das Risiko einer schweren Darmentzündung (nekrotisierende Enterokolitis) um etwa die Hälfte.

- Es hat wahrscheinlich nur geringe oder gar keine Wirkungen auf die Infektions- oder Sterberaten des Säuglings während des Krankenhausaufenthalts.

Was ist eine nekrotisierende Enterokolitis?

Säuglinge, die mehr als acht Wochen zu früh geboren werden, und Säuglinge mit einem sehr geringem Geburtsgewicht von weniger als 1,5 kg sind gefährdet, eine nekrotisierende Enterokolitis zu entwickeln. Dabei handelt es sich um eine schwere Erkrankung, bei der sich das Gewebe in der Darmschleimhaut des Säuglings entzündet und abstirbt. Dieser Erkrankung kann zu schweren Infektionen, zum Tod und zu Behinderungen oder Entwicklungsstörungen des Säuglings führen.

Was ist Spendermilch?

Eine mögliche Vorbeugung der nekrotisierenden Enterokolitis bei sehr frühgeborenen oder stark untergewichtigen Säuglingen könnte in menschlicher Spendermilch bestehen, die von anderen Frauen gespendet wird. Es handelt sich um eine Alternative zu künstlicher Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis, wenn keine Muttermilch zur Verfügung steht.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob die Fütterung von frühgeborenen oder mit sehr niedrigem Geburtsgewicht geborenen Säuglingen mit Spendermilch anstelle von künstlicher Säuglingsnahrung, wenn die eigene Milch der Mutter nicht verfügbar ist, das Risiko für eine nekrotisierende Enterokolitis, schwere Infektionen und Tod verringert.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien und verglichen und fassten die Ergebnisse der gefundenen Studien zusammen. Wir bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethodik und Studiengröße.

Was fanden wir?

Wir fanden 12 Studien mit insgesamt 2296 Säuglingen. Die Fütterung von sehr frühgeborenen oder mit sehr niedrigem Geburtsgewicht geborenen Säuglingen mit Spendermilch anstelle von künstlicher Säuglingsnahrung reduziert das Risiko einer nekrotisierenden Enterokolitis um etwa die Hälfte. Wahrscheinlich hat sie nur geringe oder gar keine Wirkungen auf die Infektions- oder Sterberaten der Säuglinge während des Krankenhausaufenthalts.

Was sind die Einschränkungen der Evidenz?

Wir sind zuversichtlich hinsichtlich der Evidenz bezüglich der Wirkung auf die nekrotisierende Enterokolitis. Wir haben nur moderates Vertrauen in die Evidenz für schwerwiegende Infektionen und Todesfälle. Für diese Endpunkte gab es nicht genügend Studien, um die Wirkungen sicher zu bestimmen. Es ist möglich, dass die Teilnehmenden der Studien wussten, welche Art von Milchersatz sie erhielten. Dies könnte die Ergebnisse beeinflusst haben.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2024.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Halter, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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