Welche Art von Operation ist am wirksamsten bei grauem Star (Katarakt) bei Kindern im Alter von bis zu zwei Jahren, bei denen beide Augen betroffen sind?

Kernaussagen
Wir fanden nicht genügend Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit, um zu entscheiden, welche Art der Operation bei angeborenen Katarakten auf beiden Augen am besten geeignet ist. Die drei Studien, die wir fanden, haben alle unterschiedliche Arten von Operationen durchgeführt, so dass wir sie nicht miteinander vergleichen konnten.

Künftige Studien sollten das beste Alter für den Einsatz einer Kunstlinse, Komplikationen bei verschiedenen Operationsmethoden sowie die Frage untersuchen, ob neuere Operationsmethoden wie die „Bag-in-the-Lens"-Chirurgie (bei der die Kunstlinse innerhalb des Kapselsacks positioniert wird) besser sind als herkömmliche Methoden.

Was ist ein Katarakt?
Von einem Grauen Star (Katarakt) spricht man, wenn die normalerweise klare Linse im Inneren des Auges getrübt ist und das Sehvermögen einschränkt. Manche Kinder entwickeln bereits im Mutterleib oder kurz nach der Geburt einen Katarakt auf beiden Augen, den so genannten bilateralen kongenitalen Katarakt. Diese Katarakte sind weltweit eine der Hauptursachen für Kinderblindheit, insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen.

Wie wird ein Katarakt behandelt?

Katarakte können die Entwicklung des Sehvermögens beeinträchtigen, weshalb häufig eine Operation zur Entfernung der getrübten Linse empfohlen wird. Die Entfernung des Katarakts bedeutet, dass das Auge nicht mehr fokussieren kann. Dies muss korrigiert werden, indem entweder die betroffene Linse durch eine künstliche Linse, eine so genannte Intraokularlinse, eine Kontaktlinse oder eine Brille oder eine Kombination aus diesen ersetzt wird. Es besteht international keine Einigkeit darüber, welche dieser Möglichkeiten für Kinder unter 2 Jahren am besten geeignet ist.

Operationen können zu Komplikationen führen, wie z. B. erneuten Augenoperationen, Netzhautablösungen (wenn sich die lichtempfindliche Netzhaut im hinteren Teil des Auges von ihrer normalen Position löst) und Glaukome. Das Glaukom ist eine Erkrankung, bei der der Druck im Auge zu hoch wird. Dies kann den Sehnerv schädigen und zur Erblindung führen, wenn es nicht behandelt wird. Nach einer Kataraktoperation bei Kindern unter 2 Jahren ist das Risiko für ein Glaukom lebenslang erhöht, unabhängig davon, ob eine Intraokularlinse eingesetzt wurde oder nicht.

Nach dem Einsatz einer Intraokularlinse kann sich das Zentrum des Auges wieder eintrüben. Dies führt zu verschwommenem Sehen und erfordert eine Laserbehandlung oder eine weitere Operation. Verschiedene Techniken beim Einsatz der Intraokularlinse können die erneute Eintrübung reduzieren. Allerdings ist eine erneute Eintrübung eine häufige Komplikation nach einer Kataraktentfernung, unabhängig davon, ob eine Intraokularlinse eingesetzt wurde oder nicht.

Die Chirurg*innen greifen auf den Katarakt von vorne (anteriorer Zugang) oder von hinten (posteriorer Zugang) zu. Die beiden Wege unterscheiden sich hinsichtlich der Komplikationsrate.

Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welcher chirurgische Ansatz bei Kindern im Alter von zwei Jahren und darunter die Sehfähigkeit am meisten verbessert, oder die wenigsten Komplikationen verursacht, oder beides.

Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die verschiedene chirurgische Ansätze bei Kindern im Alter von 2 Jahren und darunter untersuchten. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie Methoden und Größe der Studien.

Was fanden wir heraus?
Wir fanden drei Studien, an denen 90 Kinder mit beidseitigem angeborenem Katarakt teilnahmen; davon waren 79 Kinder jünger als zwei Jahre. Die Kinder wurden über einen Zeitraum von einem bis 5 Jahre nach der Operation nachbeobachtet. Alle drei Studien wurden in Indien durchgeführt und verglichen verschiedene Interventionen.

In einer Studie mit 60 Kindern wurde das Einsetzen einer Intraokularlinse mit dem Belassen des Auges ohne Linse und der Behandlung der Sehfähigkeit des Kindes mit einer Kombination aus Brille und Kontaktlinsen verglichen. Es wurde kein Unterschied in der resultierenden Sehfähigkeit oder den postoperativen Komplikationen zwischen den beiden Gruppen festgestellt.

In einer Studie mit 7 Kindern unter 2 Jahren wurden zwei chirurgische Techniken für das Einsetzen einer Intraokularlinse verglichen, die die Rate der erneuten Eintrübung des Sehvermögens verringern können. Sie fanden keinen signifikanten Unterschied in ihrer Wirksamkeit, untersuchten aber nur sehr wenige Kinder.

In einer Studie mit 12 Kindern wurde ein kleineres Instrument zur Entfernung des Katarakts verwendet und zwei Entfernungsmethoden verglichen: ein anteriorer Zugang (vor der Linse) und ein posteriorer Zugang (hinter der Linse). In der Studie wurde bei keiner der beiden Methoden eine erneute Eintrübung berichtet. Es gab keinen signifikanten Unterschied bei den Komplikationsraten.

Was schränkt die Evidenz ein?
Unser Vertrauen in die Evidenz ist sehr gering, da wir nur wenige Studien fanden und diese unterschiedlich waren. Die drei Studien, die wir einbezogen, verwendeten unterschiedliche Methoden und maßen unterschiedliche Endpunkte. Die Studien hatten eine geringe Teilnehmerzahl und fanden alle in Indien statt. Das bedeutet, dass ihre Ergebnisse möglicherweise nicht weltweit anwendbar sind.

Zu den Einschränkungen gehört, dass eine Studie mit 60 Kindern über eine geringe Bereitschaft zur Verwendung von Kontaktlinsen nach der Operation berichtete. Die anderen beiden Studien mit 12 bzw. 7 Kindern spezifizierten in ihren Methoden nicht alle Endpunkte, die sie messen wollten. Das bedeutet, dass ihre Berichterstattung möglicherweise verzerrt war. Außerdem waren bei diesen Studien die Teilnehmenden und die Untersuchenden nicht verblindet.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Dieser Review ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 25. Januar 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

N.-E. Denninger, A. Egger-Rainer, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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