Worum geht es?
In diesem Cochrane Review wollen wir feststellen, ob sich durch das verzögerte Abnabeln oder das Ausstreichen der Nabelschnur die gesundheitsbezogenen Endpunkte bei Säuglingen verbessern, die vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren werden. Diese Eingriffe wurden mit dem frühen Abnabeln verglichen.
Warum ist das wichtig?
Frühgeborene oder Säuglinge, die vor der 37. Woche geboren werden, haben ungünstigere gesundheitsbezogene Outcomes als Reifgeborene, insbesondere wenn sie vor der 32. Woche geboren wurden. Bei Frühgeborenen können Probleme mit der Funktion vieler ihrer Hauptorgane wie Lunge, Darm und Herz auftreten. Sie haben ein größeres Risiko zu sterben oder mit langfristigen Einschränkungen zu leben, wie zum Beispiel mit einer Zerebralparese. Nach der Geburt benötigen die Säuglinge möglicherweise Bluttransfusionen und Medikamente (Inotropika), damit sich ihre Herzkontraktionen verstärken und ihr Blutdruck sich erhöht. Es ist wichtig, nach Wegen zu suchen, um die Gesundheit dieser kleinen Säuglinge zu verbessern.
Das frühzeitige Abnabeln ist seit vielen Jahren gängige Praxis. Es ermöglicht eine schnelle Verlegung des Neugeborenen zur Versorgung durch ein spezialisiertes Ärzteteam entweder an der Seite des Zimmers oder in einem anderen Raum. Ein um eine halbe bis drei oder mehr Minuten verzögertes Abnabeln ermöglicht jedoch den Blutfluss zwischen der Mutter und ihrem Neugeborenen fortzusetzen, was dem Neugeborenen helfen könnte, sich an die Atemluft zu gewöhnen. Wenn Blut entlang der Nabelschnur in Richtung des Neugeborenen gepresst wird (Ausstreichen der Nabelschnur), kann das Blutvolumen des Neugeborenen erhöht werden, was die Gesundheit des Neugeborenen verbessern könnte. Wir wollten herausfinden, ob es jeweils Nutzen oder Schaden bringt, mit dem Abnabeln zu warten oder die Nabelschnur auszustreichen.
Welche Evidenz fanden wir?
Um diese Frage zu beantworten, haben wir alle relevanten Studien recherchiert und analysiert (Zeitpunkt der Suche: November 2017). Die Aktualisierung unseres Reviews umfasste 40 Studien, die Daten zu 4.884 Säuglingen und ihren Müttern lieferten. Die Studien wurden auf der ganzen Welt durchgeführt, aber hauptsächlich in Ländern mit hohem Einkommen. Die Geburten fanden in Krankenhäusern statt, die frühes Abnabeln praktizierten. Für viele Endpunkte waren die Daten unzureichend, sodass wir uns bezüglich unserer Ergebnisse nicht wirklich sicher sein können.
1) Bei verzögertem Abnabeln (mit sofortiger Versorgung des Neugeborenen nach dem Abnabeln) im Vergleich zum frühen Abnabeln erschien es uns wahrscheinlich, dass weniger Säuglinge vor der Entlassung starben (20 Studien, 2.680 Säuglinge). Möglicherweise hatten auch weniger Säuglinge Hirnblutungen (15 Studien, 2.333 Säuglinge), aber es gab scheinbar keinen Unterschied in der Anzahl der Säuglinge, die sehr schwere Hirnblutungen hatten (10 Studien, 2.058 Säuglinge).
2) Nur eine Studie mit 276 Säuglingen und ihren Müttern lieferte Daten zum Vergleich von verzögertem Abnabeln, mit sofortiger Versorgung des Kindes neben der Mutter bei intakter Nabelschnur, mit frühem Abnabeln. Diese Studie war klein und ermittelte keine wesentlichen Unterschiede bei den gesundheitsbezogenen Endpunkten.
3) Für das verzögerte Abnabeln (mit sofortiger Versorgung des Neugeborenen nach dem Abnabeln) im Vergleich zum Ausstreichen der Nabelschnur gab es nicht genügend Daten (drei Studien, 322 Säuglinge), um Vergleiche zwischen den gesundheitsbezogenen Endpunkten anzustellen.
4) Für das Ausstreichen der Nabelschnur im Vergleich zum frühen Abnabeln fanden wir 11 Studien, die Daten für 1.183 Säuglinge und ihre Mütter lieferten. Auch hier ließen sich aufgrund der unzureichenden Datenlage keine eindeutigen Vergleiche hinsichtlich der Endpunkte anstellen.
Was bedeutet das?
Das Sterberisiko für Frühgeborene verringerte sich wahrscheinlich durch das verzögerte Abnabeln. Ein frühes Abnabeln verursacht wahrscheinlich Schäden. Keine der Studien ermittelte, wie lange die Verzögerung idealerweise dauern sollte. Nur wenige Studien erhoben Daten zu gesundheitsbezogenen Endpunkten von Säuglingen, die bis in die frühe Kindheit nachbeobachtet wurden. Die Evidenzlage für zuverlässige Schlussfolgerungen über die unmittelbare Versorgung des Kindes neben der Mutter mit intakter Nabelschnur ist unzureichend. Auch für zuverlässige Schlussfolgerungen zum Ausstreichen der Nabelschnur gibt es nur unzureichende Evidenz. Zu diesen Fragestellungen werden derzeit weitere Studien durchgeführt.
S. Laquai, freigegeben durch Cochrane Deutschland