Moxibustion zum Drehen eines Babys bei Beckenendlage

Worum geht es?

Die Beckenendlage (das Baby liegt mit dem Po oder den Füßen nach unten) ist im zweiten Schwangerschaftsdrittel häufig. Die meisten Babys drehen sich vor dem Einsetzen der Wehen mit dem Kopf nach unten, so dass sie für die Geburt bereit sind; einige tun dies jedoch nicht. Wird ein Baby mit dem Po oder den Füßen zuerst geboren, können mehr Schwierigkeiten bei der Geburt auftreten. Dies kann zu Problemen bei der Mutter und dem Kind führen, und es ist wahrscheinlicher, dass das Kind per Kaiserschnitt geboren wird.

Die Moxibustion ist eine Form der chinesischen Medizin, die helfen soll, ein Baby, das mit dem Po bzw. den Füßen nach unten liegt, zu drehen. Dabei wird ein Kraut(Artemesia spp.) nahe der Haut an einem Akupunkturpunkt am kleinen Zeh verbrannt, um ein wärmendes Gefühl zu erzeugen und die Gebärmutter zu stimulieren. Dies kann von der Mutter oder von einem Familienmitglied oder Freund*in durchgeführt werden, nachdem sie eine Schulung zur sicheren Anwendung der Moxibustion erhalten haben.

Warum ist dies wichtig?

Eine vaginale Geburt in Beckenendlage ist bei erfahrenen Ärzt*innen und Hebammen und in gut ausgestatteten Krankenhäusern möglich. Ungeplante vaginale Geburten in Beckenendlage können auch außerhalb der Primärversorgung vorkommen. Allerdings können nicht alle Krankenhäuser Frauen mit Geburten in Beckenendlage eine vaginale Geburt anbieten, so dass unter Umständen eine Geburt per Kaiserschnitt geplant wird. Viele Gesundheitsdienstleister und Mütter möchten einen Kaiserschnitt vermeiden, weil er Risiken für die aktuelle und künftige Schwangerschaften birgt. Wir wollten wissen, ob eine Moxibustionsbehandlung, die von der Frau selbst oder von ihrer Familie oder ihren Freunden zu Hause durchgeführt werden kann, dazu beitragen kann, dass sich das Baby für die Geburt mit dem Kopf nach unten dreht.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir suchten nach Studien bis zum 3. November 2021, in denen Moxibustion in Verbindung mit üblicher Behandlung (allein oder in Kombination mit anderen Behandlungen wie Akupunktur oder Lagerungspositionen) verglichen wurde mit üblicher Behandlung, Schein-Moxibustion (Moxibustion an einem Punkt, der für die Beckenendlage nicht relevant ist, um die Teilnehmerinnen für die Gruppenzuordnung zu verblinden), Lagerungspositionen oder anderen Behandlungen. Wir werteten 13 Studien aus, an denen insgesamt 2181 Frauen und ihre Babys beteiligt waren. Wir haben sieben neue Studien identifiziert. Wir stuften die Evidenz für die meisten Endpunkte als gering bis moderat vertrauenswürdig ein.

Moxibustion in Verbindung mit üblicher Behandlung reduziert wahrscheinlich die Anzahl der Geburten in Beckenendlage mehr als die übliche Behandlung allein oder Schein-Moxibustion in Verbindung mit üblicher Behandlung. Es gab nur sehr wenige Daten über die Auswirkung von Moxibustion in Verbindung mit üblicher Behandlung auf die Notwendigkeit einer externen Drehung des Babys in die Schädellage (bei der eine Ärztin oder ein Arzt versucht, das Baby zu drehen). Moxibustion in Verbindung mit der üblichen Behandlung verringert wahrscheinlich nicht die Zahl der per Kaiserschnitt geborenen Babys (weder im Vergleich zur üblichen Behandlung allein noch zur Scheinakupunktur in Verbindung mit der üblichen Behandlung). Wir sind uns nicht sicher, ob Moxibustion in Verbindung mit der üblichen Behandlung das Risiko eines frühen Blasensprungs verringern kann. Moxibustion in Verbindung mit der üblichen Behandlung reduziert wahrscheinlich den Einsatz von Oxytocin, einem Hormon, das zur Einleitung oder Verstärkung von Wehen während der Geburt verwendet wird. Es gab nur sehr wenige Daten über die Wirkung von Moxibustion in Verbindung mit üblicher Behandlung auf den Säuregehalt des Nabelschnurblutes; wir sind uns über diese Ergebnisse nicht sicher, da die Studienergebnisse variierten und die Ergebnisse ungenau waren. Es ist sehr unsicher, ob Moxibustion in Verbindung mit üblicher Behandlung das Risiko von Nebenwirkungen erhöht, da nur eine Studie über Nebenwirkungen abhängig von der Behandlungsgruppe berichtete. Alle Nebenwirkungen traten dabei in der Behandlungsgruppe auf (27/65 versus 0/57).

Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen waren verstärkte fetale Bewegungen, Uteruskontraktionen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Verbrennungen, wenn der Moxibustionsstab zu nahe an der Haut gehalten wurde.

Was bedeutet das?

Der Beginn einer Moxibustion-Behandlung vor der 37. Schwangerschaftswoche verringert wahrscheinlich die Wahrscheinlichkeit, dass das Baby bei der Geburt mit dem Kopf nach oben liegt, reduziert aber nicht die Zahl der Kaiserschnittgeburten. Wir brauchen mehr Evidenz, um das Risiko von Nebenwirkungen der Moxibustion zu bestimmen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Brugger, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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