Fragestellung
Wird durch die nahrungsergänzende Gabe von Vitamin E in der Schwangerschaft, einzeln oder in Kombination mit weiteren Vitaminen, ein Nutzen für die Babys der Frauen durch eine Reduzierung von Präeklampsie-Fällen und Frühgeburten erzielt? Oder ist diese schädlich?
Bedeutung
Obwohl Vitamin-E-Mangel bei Erwachsenen selten auftritt, kann die unzureichende Aufnahme von Vitamin E durch die Nahrung (enthalten in pflanzlichen Ölen, Nüssen, Getreide und einigen Arten von grünem Blattgemüse) bei schwangeren Frauen zu Komplikationen führen, wie Präeklampsie und einer geringen Geburtsgröße. Ein Vitamin-E-Mangel kann durch eine zu hohe Eisenzufuhr zusätzlich verstärkt werden, deshalb ist es wichtig, die idealen Mengen für schwangere Frauen zu bestimmen.
Gefundene Evidenz
In diesen Review wurden 21 Studien mit mehr als 21.000 Frauen eingeschlossen. Vier der Studien lieferten keine Daten für die Analysen. Insgesamt lag bei den Studien eine variierende Qualität vor. Nur in drei Studien wurde die nahrungsergänzende Gabe von Vitamin E alleine untersucht, doch aus keiner dieser Studien konnten Daten verwendet werden. Bei allen weiteren Studien wurde außerdem die Supplementierung von Vitamin C mit weiteren Zusatzstoffen oder Medikamenten untersucht.
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass durch die routinemäßige Nahrungsergänzung mit Vitamin E in Kombination mit weiteren Zusatzstoffen während der Schwangerschaft die Endpunkte für schwangere Frauen und deren Babys nicht verbessert wurden. Es wurde eine Reduzierung der Fälle vorzeitiger Plazentaablösung von der Gebärmutterwand bei Frauen beobachtet, die nahrungsergänzendes Vitamin E in Kombination mit anderen Wirkstoffen einnahmen. Diese Evidenz wurde als von hoher Qualität beurteilt. Es ist jedoch nicht klar, ob dieses Ergebnis durch das Vitamin E oder die anderen nahrungsergänzend eingenommenen Wirkstoffe ausgelöst wurde. Diese Frage bedarf weiterer Forschung zur Untersuchung der Mechanismen, die zu einer vorzeitigen Plazentaablösung führen.
Dieser Review ergab, dass im Zusammenhang mit der nahrungsergänzenden Einnahme von Vitamin E in der Schwangerschaft möglicherweise Schäden auftreten können: es gab Angaben zu einem gesteigerten Risiko für Unterleibsschmerzen und einen vorzeitigen Blasensprung am Termin bei Frauen, die nahrungsergänzendes Vitamin E in Kombination mit weiteren Wirkstoffen einnahmen. Es wurde kein Anstieg vorzeitiger Blasensprünge vor dem Termin bei Frauen verzeichnet, die nahrungsergänzendes Vitamin E in Kombination mit weiteren Wirkstoffen einnahmen.
Schlussfolgerungen
Aus der umfangreichen Evidenz lässt sich keine Empfehlung für die nahrungsergänzende Einnahme von Vitamin E, ob einzeln oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen, während der Schwangerschaft ableiten. Der Grund ist, dass durch die Einnahme von Vitamin E in Kombination mit weiteren Wirkstoffen in der Schwangerschaft Problemen wie Fehlgeburten, Totgeburten, Frühgeburten, Präeklampsie oder geringem Geburtsgewicht nicht vorgebeugt werden kann. Durch die Vitamin-E-Einnahme könnten jedoch vermehrt Unterleibsschmerzen bei Schwangeren auftreten sowie mehr Fälle von vorzeitigen Blasensprüngen am Termin.
I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.