Omega-3-Fettsäuren gegen Depressionen bei Erwachsenen

Warum ist dieser Review wichtig?

Eine schwere depressive Episode (major depressive disorder, MDD) äußert sich in einer niedergeschlagenen Stimmung bzw. einem deutlichen Rückgang an Freude oder dem Interesse an jeglichen Tätigkeiten. Sie hat, oftmals auch längerfristig, negative Folgen für die betroffene Person und die Gesellschaft. Als eine mögliche Behandlung der MDD gelten mehrfach ungesättigte n-3-Fettsäuren (n-3 poly unsaturated fatty acids, n-3PUFAs), auch bekannt als Omega-3-Öle, die in natürlicher Form in fettreichem Fisch, bestimmten Meeresfrüchten und in einigen Nüssen und Samen enthalten sind. Die Evidenz aus verschiedenen Quellen deutet darauf hin, dass die Einnahme von ungesättigten n-3-Fettsäuren möglicherweise depressive Symptome beeinflussen könnte. Die Ergebnisse der Studien sind allerdings sehr unterschiedlich, weswegen es schwierig ist, eindeutige Schlüsse zu ziehen.

Für wen ist dieser Review interessant?

Für Fachpersonen im Gesundheitswesen, darunter Allgemeinärzte, Psychiater und andere Fachleute für psychische Gesundheit, ebenso für Personen mit MDD und die Menschen in ihrem Umfeld.

Welche Fragen möchte dieser Review beantworten?

Haben ungesättigte n-3-Fettsäuren, im Vergleich zu einer Alternative, einen Einfluss auf depressive Symptome, negative Nebenwirkungen, Genesungsraten, Lebensqualität und Raten von Studienabbrüchen bei Personen mit MDD?

Welche Studien wurden in diesen Review eingeschlossen?

Dieser Review ist eine Aktualisierung einer früheren Arbeit (Appleton 2015), bei der dieselben Methoden verwendet wurden. Wir durchsuchten wissenschaftliche Datenbanken nach allen randomisierten, kontrollierten Studien zu Erwachsenen mit MDD, bei denen die Teilnehmenden entweder ungesättigte n-3-Fettsäuren oder eine Alternative erhielten und die bis Januar 2021 abgeschlossen wurden.

Wir schlossen 35 relevante Studien ein: in 34 dieser Studien, an denen 1924 Personen teilnahmen, wurden die Wirkungen von ungesättigten n-3-Fettsäuren mit denen von Placebo verglichen. In einer Studie, die 40 Personen einschloss, wurden die Wirkungen von n-3-Fettsäuren mit denen von Antidepressiva verglichen. Alle Studien waren unmittelbar für unseren Review relevant, aber wir stuften die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz als niedrig bis sehr niedrig ein.

Was sagt uns die Evidenz dieses Reviews?

Zum jetzigen Zeitpunkt verfügen wir nicht über Evidenz in ausreichend hoher Qualität, um die Wirkungen von ungesättigten n-3-Fettsäuren als Behandlung einer MDD bestimmen zu können. Wir stellten eine gering bis mäßig positive Wirkung der Einnahme von ungesättigten n-3-Fettsäuren im Vergleich zu Placebo fest, wobei eine Wirkung in diesem Ausmaß für Menschen mit MDD wahrscheinlich kaum von Bedeutung wäre. Deswegen, und wegen den vielen Unterschieden zwischen den Studien, stuften wir die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz als niedrig oder sehr niedrig ein. Auch gab es keine ausreichende Evidenz hoher Qualität, um die Wirkungen von ungesättigten n-3-Fettsäuren auf negative Nebenwirkungen oder die Anzahl der Studienabbrüche hin, einschätzen zu können.

Wie sieht das weitere Vorgehen aus?

Wir brauchen mehr Evidenz, insbesondere um die Unterschiede zwischen den Studienergebnissen zu erklären, z. B. durch die Untersuchung von Personen, die von ungesättigten n-3-Fettsäuren profitieren oder nicht. Künftige Studien sollten ungesättigte n-3-Fettsäuren auch mit der üblichen Behandlung mit Antidepressiva vergleichen und untersuchen, wie sich diese Behandlungen möglicherweise auswirken.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Aschoff, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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