Beta-Interferon, eine entzündungshemmende Therapie für Patienten mit schubförmig remittierender Multipler Sklerose wird auch bei Patienten mit sekundär progredientem Typ eingesetzt.
Obwohl die Wirkungsweise von Beta-1a- bzw. Beta-1b-Interferonen (IFNs) bei MS immer noch unklar ist, werden diese Therapien bei schubförmig remittierender Multipler Sklerose häufig angewandt. Derzeit kommen IFNs in der Erstbehandlung von sekundär progredienter Multipler Sklerose zum Einsatz, da andere Arzneimittel wie Mitoxantron ein schlechteres Risiko-Nutzen-Profil aufweisen. Eine wesentliche bislang unbeantwortete Frage ist, ob und inwieweit IFNs bei sekundär progredienter Multipler Sklerose tatsächlich wirksam sind.
Das Hauptziel dieses Review war es, zu überprüfen, ob IFNs bei Patienten mit sekundär progredienter Multipler Sklerose wirksamer als ein Placebo sind, um die Anzahl der Patienten, bei denen während der 2-3-jährigen Nachbeobachtung eine Behinderungsprogression festgestellt wird, zu reduzieren.
In der einschlägigen Literatur erfüllten lediglich fünf Studien die Kriterien für einen Einschluss in diesen Review. Diese umfassten insgesamt 3.122 Teilnehmer (1.829 mit IFN und 1.293 mit Placebo behandelte Personen).
Insgesamt zeigten die Ergebnisse, dass IFNs nicht in der Lage sind, die Progression zu verzögern, wenn sie erst einmal aufgetreten ist, weshalb INFs nicht für die sekundär progrediente Phase der Krankheit geeignet sind.
Die in Bezug auf eine IFN-Behandlung bekannten unerwünschten Ereignisse wie Reaktionen an der Injektionsstelle, grippeähnliche Symptome und Leukopenie traten auch bei Patienten mit sekundär progredienter Multipler Sklerose häufig auf, wohingegen schwere und lebensbedrohliche unerwünschte Ereignisse in der behandelten Patientengruppe nicht häufiger waren.
Da dieser Review gut angelegte Studien mit einer großen Zahl an Patienten betrachtet hat, sind die Autoren der Ansicht, dass seine Ergebnisse eine schlüssige Evidenz hinsichtlich der klinischen Wirksamkeit von IFN-beta im Vergleich zum Placebo bei Patienten mit sekundär progredienter Multipler Sklerose darstellen. Eine auf innovative Arzneimittel ausgerichtete Forschung ist in diesem Zusammenhang obligatorisch.
B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland