Fragestellung
Wir wollten wissen, ob die Impfung des Pflegepersonals gegen Grippe das Risiko vermindert, dass ältere Personen in Langzeitpflegeeinrichtungen eine Influenza-Infektion durch das Pflegepersonal bekommen.
Hintergrund
Die Anzeichen und Symptome von Grippe ähneln denen vieler anderer Atemwegserkrankungen, deshalb ist es wichtig, in Studien, die die Wirkung von Grippeimpfungen testen, mit sehr präzisen Labortests zu prüfen, ob die Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen tatsächlich an einer Grippe leiden oder an einer anderen Atemwegserkrankung.
Studienmerkmale
Unsere Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2015. Insgesamt fünf Studien wurden in unseren Review eingeschlossen, aber wir haben nur Daten von drei Studien mit 5896 Bewohnern verwendet. In einer Studie betrug das Durchschnittsalter 77 Jahre und 71% waren weiblich, in einer anderen waren es 82 Jahre und 70% waren weiblich und in der letzten waren es 86 Jahre und 77% waren weiblich. Eine Studie wurde von der Greater Glasgow Health Board Care of the Elderly Unit (Altenpflegeeinheit) unterstützt, eine vom Wellcome Trust und zu einer gab es keine Angabe.
Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz
Die angewendete Randomisierungsmethode ergab ein geringes Risiko für Bias in zwei Studien und ein unklares in einer. In allen drei Studien waren die verdeckte Zuordnung und Verblindung unklar. In zwei Studien konnten Daten nicht von allen, die rekrutiert wurden, eingeschlossen werden, was ein hohes Risiko für Bias für die Ergebnisse darstellt. Alle drei Studien berichteten die Endpunkte vollständig. Jedoch bestand in allen drei Studien Performance-Bias aufgrund von unvollständiger Grippeimpfung des Gesundheitspersonals in den Interventionsgruppen. Keine Studie berichtete über unerwünschte Ereignisse.
Das Angebot von Grippeimpfungen für das Pflegepersonal, das sich um Personen im Alter von 60 und älter in Langzeitpflegeeinrichtungen kümmert, könnte eine geringe oder keine Wirkung auf im Labor nachgewiesene Grippefälle haben (niedrige Qualität der Evidenz). Impfprogramme für Mitarbeiter im Pflegedienst haben wahrscheinlich eine geringe Wirkung auf Infektionen der unteren Atemwege (moderate Qualität der Evidenz), könnten aber eine geringe oder keine Wirkung auf die Aufnahme ins Krankenhaus haben (niedrige Qualität der Evidenz). Es ist unklar, welche Wirkung Impfprogramme auf Tod in Folge einer Infektion der unteren Atemwege (sehr niedrige Qualität der Evidenz) oder auf die allgemeine Sterblichkeit haben (sehr niedrige Qualität der Evidenz).
In diesem Review wurden keine Angaben zu anderen Maßnahmen gefunden, die in Verbindung mit der Impfung des Pflegepersonals angewendet wurden (z.B. Händewaschen, Mundschutz, Früherkennung von im Labor nachgewiesener Grippe, Quarantäne, Vermeidung von Neuaufnahmen, sofortige Anwendung von Virostatika, Aufforderung von Pflegepersonal mit grippeähnlichen Erkrankungen, nicht zur Arbeit zu kommen). Es besteht der Bedarf an qualitativ hochwertigen randomisierten kontrollierten Studien, welche Kombinationen dieser Maßnahmen untersuchen.
C. Zollbrecht, freigegeben durch Cochrane Deutschland.