Psychosoziale Interventionen für Cannabismissbrauch

Hintergrund

Cannabismissbrauch ist der häufigste Missbrauch einer illegalen Substanz in der allgemeinen Bevölkerung. Trotz der großen Zahl von Cannabiskonsumenten, die eine Behandlung anstreben, sind klinischen Studien, die die Wirksamkeit von psychosozialen Interventionen für Cannabismissbrauch erforschen selten.

Studienmerkmale

Die Autoren schlossen insgesamt 23 Studien mit 4045 erwachsenen Teilnehmern, die Cannabis häufig verwendeten, in den Review ein. Dieser Review schloss Teilnehmergruppen ein, von denen mindestens 70% täglich oder fast täglich Cannabis konsumierten, oder die berichteten an Cannabismissbrauch zu leiden oder eine Behandlung für Cannabiskonsum anstreben. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer war 28,2 Jahre. Die Mehrzahl der Probanden waren männlich (72,5% im Durchschnitt, mit Ausnahme von zwei Studien, die nur Frauen rekrutierten). Die meisten (15) Studien wurden in den USA, zwei in Deutschland, zwei in Australien und jeweils eine in Brasilien, Kanada, der Schweiz und Irland durchgeführt.

Die Studien verglichen sieben verschiedenen Interventionsarten: kognitive Verhaltenstherapie (CBT), Motivationsförderungstherapie (MET), eine Kombination von MET und CBT (MET + CBT), Notfallmanagement (CM), soziale Unterstützung (SS), Achtsamkeit-basierte Meditation (MM) und Drogenaufklärung und -beratung (DC).

Hauptergebnisse

Ähnlich wie beim Missbrauch anderer illegaler Drogen, ist Cannabismissbrauch nicht einfach durch psychosoziale Interventionen zu behandeln, wie sie in der ambulanten Pflege und in Gemeinden zur Verfügung gestellt wird. CBT in Einzel- und Gruppensitzungen und MET in Einzelsitzungen waren die Behandlungen, die am konsequentesten untersucht wurden. Sie haben Wirksamkeit über Kontrollbedingungen gezeigt. Insbesondere die psychosoziale Behandlung war durchgängig wirksamer als die nicht-Behandlung, um die Häufigkeit des Cannabiskonsums zu reduzieren (neun Studien zeigten überlegene Ergebnisse, vier zeigen vergleichbare Ergebnisse). In Bezug auf die verwendete Menge pro Drogeneinnahme, zeigten sieben Studien bessere Ergebnisse und zwei Studien vergleichbare Ergebnisse. Bezüglich des Schweregrads der Abhängigkeit, zeigten sieben Studien bessere Ergebnisse und zwei vergleichbare Ergebnisse. Andererseits schien die Behandlung nicht wirksamer zu sein als keine Behandlung zur Verbesserung von Cannabis-bezogenen Problemen (vier Studien zeigten bessere Ergebnisse und sieben zeigten vergleichbare Ergebnisse). Die Motivation den Konsum zu beenden wurde in keiner Studien nachweislich durch die Behandlung verbessert und drei Studien zeigten vergleichbare Ergebnisse. Im Hinblick auf den Konsum anderer Drogen, zeigte keine Studie bessere Ergebnisse und sieben Studien zeigten vergleichbare Ergebnisse. Die geistige Gesundheit betreffend zeigte keine Studie bessere Ergebnisse und fünf zeigten vergleichbare Ergebnisse. Ein Vergleich von Studien, die einen Behandlungserfolg berichteten, war in einer Subgruppe von Studien mit einer kurzfristigen Nachbeobachtung von etwa vier Monaten möglich. Diese Analyse ergab, dass jene Probanden, die eine Behandlung erhielten, an weniger Tagen Cannabis konsumierten, weniger Joints pro Tag rauchten und weniger Abhängigkeitssymptome und weniger Cannabis-bedingte Probleme berichteten. Hochintensive Interventionen von mehr als vier Sitzungen und diejenigen die über mehr als einen Monat dauerten, insbesondere MET + CBT Interventionen, waren am wirksamsten. Darüber hinaus wurden die Behandlungen wie geplant von den meisten Teilnehmer abgeschlossen. Bemerkenswert ist, dass drei Studien die Alltagswirksamkeit der psychosozialen Intervention im Vergleich zu einer üblichen Behandlung in ambulanten, psychiatrischen Zentren untersuchten. Es wurde wenig Evidenz berichtet, die auf signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen in den Behandlungsergebnissen hindeutetet. Ergebnisse aus sechs Studien, die Notfallmanagement und Zusatzbehandlungen untersuchten, waren gemischt. Sie deuteten darauf hin, dass Verbesserungen bei der Häufigkeit des Cannabiskonsums und die Schwere der Abhängigkeit wahrscheinlich verbessert werden, wenn Notfallmanagement und Zusatzbehandlungen mit CBT oder mit MET + CBT kombiniert werden. Die Wissenschaftler berichteten keine unerwünschten Ereignisse.

Qualität der Evidenz

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2015. Zwei Autoren (Le Foll und Copeland) erhielten kostenlos Nabiximols (Sativex) Proben von GW Pharma. Die Autoren erhielten jedoch keine direkte Finanzierung diesen Review abzuschließen. Die Qualität der Evidenz für die primären Endpunkte war sehr niedrig bis moderat und hatte schwerwiegende Einschränkungen, da keine Studie alle Endpunkte von Interesse untersuchte und sich die eingeschlossenen Interventionen unterschieden. Darüber hinaus wurde selten untersucht, ob während der Studiendauer andere Substanzen konsumiert wurden, einschließlich Tabakkonsum, oder ob zusätzliche Behandlungen genutzt wurden. Abbrecherquoten unter den Studienteilnehmern waren auch ein Grund zur Sorge; im Durchschnitt wurden mehr als 20% der Probanden bis zur letzten Nachuntersuchung in den einzelnen Studien verloren. Die meisten Studien bewältigten diesen Attrition-Bias mit entsprechenden Analyseplänen. Im Gegensatz dazu fanden wir wenig Evidenz für selektive Berichterstattung oder Selektions-Bias.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Kober, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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