Fragestellung des Reviews
Beugt die Gabe von Probiotika an sehr früh geborene oder sehr leichtgewichtige Säuglinge einer nekrotisierenden Enterokolitis vor?
Hintergrund
Bei sehr früh geborenen Säuglingen (mehr als acht Wochen zu früh geboren) und sehr niedrigem Geburtsgewicht (weniger als 1,5 kg) besteht das Risiko, eine schwere Darmerkrankung zu entwickeln, bei der sich ein Teil des Darms entzündet, infiziert und abstirbt, eine sogenannte nekrotisierende Enterokolitis. Diese Erkrankung ist mit Todesfällen, schweren Infektionen, langfristigen Behinderungen und Entwicklungsproblemen verbunden. Eine Möglichkeit, einer nekrotisierenden Enterokolitis und den mit ihr verbundenen Erkrankungen vorzubeugen, könnte der Zusatz von Probiotika (Nahrungsergänzungsmittel, die möglicherweise nutzbringende Bakterien oder Hefen enthalten) zu Milchmahlzeiten sein.
Studienmerkmale
Die Suche ist auf dem Stand vom 18. Februar 2020. Wir fanden 56 Studien mit insgesamt mehr als 10.000 Teilnehmenden, die alle Säuglinge waren. Die Studien waren meist klein, und einige wiesen Probleme in ihrer Gestaltung auf, die ihre Ergebnisse verzerren könnten.
Hauptergebnisse
Zusammenfassende statistische Analysen zeigten, dass die Verabreichung von Probiotika an sehr früh geborene und sehr leichtgewichtige Säuglinge das Risiko einer nekrotisierenden Enterokolitis und wahrscheinlich auch das Risiko von Todesfällen sowie schweren Infektionen verringern kann. Es gibt keine Evidenz für eine Wirkung auf mögliche Behinderungen oder Entwicklungsendpunkte. Nur wenige Studien lieferten Daten für extrem früh geborene Säuglinge (mehr als 12 Wochen zu früh geboren) und Säuglinge mit extrem niedrigem Geburtsgewicht (weniger als 1,0 kg), und diese Analysen zeigten keine Wirkungen in Bezug auf eine nekrotisierende Enterokolitis, Todesfälle und schwere Infektionen.
Qualität der Evidenz
Die Evidenz für eine Wirkung auf eine nekrotisierende Enterokolitis ist von niedriger Vertrauenswürdigkeit, weil Bedenken bestehen, dass die Wirkung durch kleine Studien mit unzuverlässigen Methoden verfälscht worden sein könnte.
F. Aschoff, freigegeben durch Cochrane Deutschland