Die Wirkung von Interventionen zur Verkürzung der Wartezeiten für nicht-akute Gesundheitseingriffen

In der öffentlichen Gesundheitsversorgung, wo Leistungen unentgeltlich angeboten werden und die Bereitstellung der Leistungen durch Haushaltsauflagen beschränkt ist, sind lange Wartezeiten für nicht dringende Eingriffe üblich. Dies kann negative Folgen für die Gesundheit der Patienten haben und Leid oder Stress verursachen.

Wir prüften die Evidenz zur Wirkung von Interventionen zur Verminderung der Wartezeiten. Wir fanden acht geeignete Studien (drei randomisierte kontrollierte Studien und fünf unterbrochene Zeitreihenstudien) mit 135 Primärversorgungspraxen, sieben Krankenhäusern und einer Ambulanz. Die Daten konnten nicht gepoolt werden, da die in den Studien untersuchten Interventionen, planbaren Eingriffe und Erkrankungen sehr unterschiedlich waren. Die Qualität der eingeschlossenen Evidenz (bis November 2013) reichte von sehr niedrig bis niedrig. Die Daten stammten aus randomisierten kontrollierten Studien, die in der Mehrzahl schwerwiegenden Bias aufwiesen, sowie aus nicht randomisierten Studien ohne Kontrollgruppe.

Die einzige Studie, in der eine Intervention beurteilt wurde, die darauf abzielte, Patienten anhand ihrer individuellen Notwendigkeit zu priorisieren, zeigte, dass sich durch die Einführung eines Systems zur Rationalisierung von planbaren Eingriffen die Anzahl der Patienten, die länger als empfohlen auf einen mäßig dringenden Eingriff warteten, verringerte. Dieses System hatte jedoch keine Wirkung auf dringende und nicht-dringende Fälle.

Sieben Studien bewerteten Interventionen, die eine Neustrukturierung der Aufnahme- bzw. Überweisungsverfahren bezweckten. In drei von vier Studien, in denen die Wirkung des freien Zugangs oder der direkten Terminbuchung bzw. Überweisung bewertet wurde, wurde ein positiver Effekt nachgewiesen: Eine Studie ergab verkürzte Wartezeiten für den freien Zugang zu Sterilisierungen mittels Schlüsselloch-Chirurgie. Eine weitere Studie zeigte, dass freier Zugang zu Gesundheitsuntersuchungen die Wartezeiten für Patienten mit urinalen Beschwerden (aber nicht für Patienten mit okkultem Blut im Urin) verkürzt. Eine weitere Studie berichtete, dass die Vereinbarung eines Termins am selben Tag die Wartezeiten derjenigen verkürzte, die ambulante kinderärztliche Dienste in Anspruch nehmen wollten. In einer Studie zeigte ein System für Direktbuchungen keinerlei Wirkung auf den Anteil der Patienten, die binnen vier Wochen einen Termin für eine eingehendere Untersuchung erhielten. Es handelte sich hierbei um Patienten mit mittleren bis schweren Zellveränderungen am Gebärmutterhals.

Zwei Studien über Fernsprechstunden (Sofortbild-Fotografie für Hautkrankheiten und Telemedizin für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen) zeigten keine Wirkung auf die Wartezeiten für einen Termin bei einem Facharzt. Eine Studie gab an, dass eine aggregierte Warteliste keinen Einfluss auf die Anzahl der Patienten hatte, die nicht länger als empfohlen auf eine routinemäßige Rückenoperation warteten. Wir fanden keine Studien, die Interventionen bewerteten, die auf eine Erhöhung der Kapazitäten oder eine Rationierung der Nachfrage abzielten.

Da derzeit nur wenige Studien von niedriger Qualität verfügbar sind, können wir keine sicheren Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit der bewerteten Interventionen im Hinblick auf eine Verkürzung der Wartezeiten ziehen. Interventionen, welche die Bereitstellung von besser zugänglichen Diensten (freier Zugang oder direkte Terminbuchung bzw. Überweisung) beinhalten, zeigen jedoch einen gewissen Erfolg.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Freigegeben durch Cochrane Schweiz und Cochrane Deutschland.

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