Forscher der Cochrane Collaboration haben einen Review zu den Auswirkungen der Referenzpreisfestsetzung und anderer Preissetzungsstrategien für Arzneimittel durchgeführt. 2012 haben sie alle relevanten Studien gesucht und letztendlich 18 Studien in den Review eingeschlossen. Die Ergebnisse sind im Folgenden zusammengefasst.
Was sind Referenzpreise und andere Preissetzungsstrategien für Arzneimittel?
Ein größerer Teil der Versicherungsbeiträge wird für Medikamente ausgegeben. Erhöhte Ausgaben für Medikamente könnten bedeuten, dass weniger Geld für Leistungen im Gesundheitswesen und in anderen Bereichen zur Verfügung steht. Deswegen suchen Versicherungsträger nach Möglichkeiten, die Kosten für Medikamente einzuschränken und zugleich sicherzustellen, dass Patienten die Medikamente erhalten, die sie benötigen.
Eine mögliche Herangehensweise für Krankenversicherungen ist die Festsetzung von Referenzpreisen. Dabei fassen die Versicherungsträger Medikamente mit denselben Wirkstoffen oder die für denselben Zweck verwendet werden und dabei ebenso wirksam und sicher sind, zu einer Gruppe zusammen. Für diese Gruppe legen sie dann einen „Referenzpreis“ fest, den zu zahlen sie bereit sind. Wählt der Patient das „Referenzmedikament“, wird seine Ausgabe erstattet. Wählt er ein teureres Medikament, muss er die Differenz selbst bezahlen.
Ein weiterer Ansatz ist die Festsetzung eines Index-Preises. Auch hier fassen die Versicherungsträger gleichartige Medikamente zu Gruppen zusammen. Dann setzen sie einen „Index-Preis“ fest, den sie den Apotheken zurückerstatten, wenn diese ein Arzneimittel dieser Gruppe abgeben. Da die Apotheke für jedes Arzneimittel dieser Gruppe denselben Betrag erhält, ist es in ihrem Interesse, dasjenige Medikament abzugeben, das weniger kostet als der Index-Preis.
Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Preissetzungsstrategien, die auf eine Senkung der Arzneimittelkosten abzielen. Man nimmt an, dass diese Strategien Patienten zur Umstellung auf billigere Arzneimittel bewegen und Arzneimittelhersteller dazu ermutigen können, ihre Preise zu senken.
Was geschieht, wenn eine neue Zahlungspolitik eingeführt wird?
Die meisten Studien beschäftigten sich vornehmlich mit der Wirkung der Festsetzung von Referenzpreisen. Sie beobachteten die Auswirkungen der Referenzpreispolitik ein Jahr nach ihrer Einführung. Die Studien zeigten, dass diese Strategie Folgendes bewirken kann:
- einen Anstieg der Verschreibungen von „Referenzmedikamenten“ und eine Verringerung der Verschreibungen von teureren Medikamenten (geringe Verlässlichkeit der Evidenz);
- eine Senkung der Gesamtausgaben durch Versicherungen für Arzneimittel (geringe Verlässlichkeit der Evidenz).
Keine dieser Studien untersuchte die Wirkung der Referenzpreispolitik auf die Gesundheit der Menschen, ihre Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen oder unerwünschte Wirkungen.
Eine Zusammenfassung dieses Reviews für Entscheidungsträger ist hier verfügbar
Freigegeben durch Cochrane Schweiz und Cochrane Deutschland.