Kollaborative Versorgung von Menschen mit Depressionen und Angstzuständen

Viele Menschen leiden unter Depressionen und Angstzuständen. Durch diese Erkrankungen fühlen sie sich traurig, verängstigt und entwickeln sogar Selbstmordgedanken; ein solcher Zustand kann Arbeit, Beziehungen und Lebensqualität beeinflussen. Depressionen und Angstzustände können aufgrund persönlicher, finanzieller, sozialer oder gesundheitlicher Probleme auftreten.

Die sogenannte „kollaborative Versorgung“ ist eine innovative Behandlungsmöglichkeit für Depressionen und Angstzustände. Mehrere Gesundheitsfachleute arbeiten dabei mit einem Patienten an der Überwindung seiner Probleme. An der kollaborativen Versorgung sind häufig ein Arzt, ein Fallmanager (geschult in Depressionen und Angstzuständen) und ein Experte für psychische Gesundheit, zum Beispiel ein Psychiater, beteiligt. Der Fallmanager steht in regelmäßigem Kontakt zum Betroffenen und organisiert zusammen mit dem Arzt und dem Spezialisten die Versorgung. Der Fallmanager kann zum Beispiel Hilfe bei der Medikamentenversorgung anbieten oder eine Gesprächstherapie in die Wege leiten, damit der Patient sich besser fühlt.

Die kollaborative Versorgung wurde bereits an Patienten in mehreren Ländern und in unterschiedlichen Gesundheitssystemen getestet, aber es ist noch unklar, ob sie Menschen mit Depressionen oder Angststörungen empfohlen werden sollte.

Für diesen Review fanden wir 79 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) (90 Vergleiche) mit 24.308 Patienten weltweit, in denen kollaborative Versorgung mit Standardversorgung oder alternativen Behandlungen (zum Beispiel Konsiliar-/Liaisonpsychiatrie) von Depressionen und Angststörungen verglichen wurden. Einige Studien wiesen methodische Mängel auf. So waren beispielsweise die Methoden, nach denen Patienten der kollaborativen Versorgung oder der Standardversorgung zugeteilt wurden, nicht immer frei von systematischen Fehlern (Bias). Zudem erschienen viele Patienten nicht zu allen Nachuntersuchungen oder lieferten keine Informationen über ihre Endpunkte. Die meisten Studien konzentrierten sich auf Depressionen. Die Evidenz legt nahe, dass die kollaborative Versorgung der Standardversorgung bei der Linderung von Depressionen in einem Zeitraum von bis zu zwei Jahren überlegen ist. Eine kleinere Anzahl von Studien untersuchte die Wirkung von kollaborativer Versorgung auf Angststörungen. Die Evidenz deutet darauf hin, dass kollaborative Versorgung auch hier besser als die Standardversorgung Angstzustände in einem Zeitraum von bis zu zwei Jahren lindert. Kollaborative Versorgung erhöht die Anzahl von Patienten, die sich in ihrer Medikamenteneinnahme nach den aktuellen Empfehlungen richten, und kann die Lebensqualität im Hinblick auf die geistige Gesundheit verbessern. Patienten mit Depressionen und Angstzuständen, die kollaborativ versorgt wurden, zeigten sich außerdem zufriedener mit ihrer Behandlung.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.