Sind Stammzellen, die dem Knochenmark entnommen und dem Herzen zugeführt werden, eine sichere und wirksame Behandlung nach einem Herzinfarkt?

Kernaussagen

- Die Behandlung mit Stammzellen führt zu keiner Verbesserung der klinischen Endpunkte bei Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben.

- Die Stammzellbehandlung führt nur zu wenigen unerwünschten oder schädlichen Wirkungen während des Eingriffs sowie unmittelbar danach.

Welche Probleme ergeben sich durch einen Herzinfarkt?

Ein Herzinfarkt wird durch eine Verstopfung einer der Arterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, verursacht. Trotz des Fortschritts neuer Therapien haben viele Menschen nach einem Herzinfarkt eine eingeschränkte Herzfunktion und eine verkürzte Lebenserwartung.

Wie wird nach einem Herzinfarkt behandelt?

Die Standardbehandlung bei einem Herzinfarkt besteht darin, die verstopfte Arterie wieder zu öffnen. Dies geschieht durch einen kleinen Ballon, der in die Arterie eingeführt und aufgeblasen wird, um die Blockade zu lösen. Dieses Verfahren nennt man "primäre Angioplastie". Anschließend wird ein kleines Röhrchen, ein sogenannter Stent, in die Arterie eingesetzt, um sicherzustellen, dass sie offen bleibt.

Worum handelt es sich bei der in diesem Review untersuchten Behandlung?

Zellen aus dem Knochenmark wurden aufgrund ihres Potenzials, geschädigten Herzmuskel zu regenerieren, als ergänzende Therapieoption bei Herzinfarkten erforscht. Dies hat positive Effekte auf bestimmte Biomarker im Blut gezeigt, die mit Herzschäden in Verbindung stehen, sowie auf bildgebende Verfahren zur Messung der Herzfunktion. Es ist jedoch nicht erwiesen, dass dadurch wichtige klinische Endpunkte wie Tod, wiederholte Krankenhauseinweisungen oder die Wahrscheinlichkeit eines weiteren schwerwiegenden Gefäßproblems (z. B. eines Schlaganfalls oder eines weiteren Herzinfarkts) beeinflusst werden.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten wissen, ob die Behandlung mit Stammzellen zu einer Verringerung der Todesfälle und einer Verbesserung der Herzfunktion führt. Um dies zu ermitteln, fassten wir die Daten aus allen durchgeführten Studien zusammen.

Wie gingen wir vor?

Für diesen Review wurden klinische Studien identifiziert, bei denen Menschen mit Herzinfarkt nach dem Zufallsprinzip entweder einer Stammzellbehandlung, einem Placebo (Scheinbehandlung) oder der alleinigen Fortsetzung der medizinischen Standardtherapie zugewiesen wurden. Um diese Studien zu ermitteln, durchsuchten wir Datenbanken nach relevanten klinischen Studien bis Februar 2022. Nach der Auswahl dieser Studien analysierten und verglichen wir die Daten. Wir bewerteten auch das Risiko von Verzerrung, einschließlich der Möglichkeit, dass die Studienteilnehmenden wussten, welche Behandlung sie bekamen.

Was fanden wir?

Für diesen Review wurden 53 Studien ausgewählt und analysiert, an denen 4159 Personen teilgenommen haben. Wir sind sicher, dass die Stammzellbehandlung bei Menschen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, nicht zu einer Verbesserung klinischer Endpunkte führt. Die Stammzellbehandlung führte nur zu wenigen unerwünschten oder schädlichen Wirkungen während des Eingriffs und unmittelbar danach.

Was schränkt die Evidenz ein?

Es ist möglich, dass die Teilnehmenden einiger Studien ahnten, welche Behandlung sie bekamen. Nicht alle Studien lieferten Daten zu allen Aspekten, die wir in unserer Analyse miteinbeziehen wollten.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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