Worum geht es?
Manchmal ist es wegen einer gesundheitlichen Gefährdung von Mutter oder Kind notwendig, die Geburt im letzten Schwangerschaftsdrittel künstlich herbeizuführen. Die meisten Wirkstoffe für die Zervixreifung oder Geburtseinleitung (Weheninduktion), die in solchen Fällen eingesetzt werden, führen gleichzeitig zur Aktivierung der Gebärmutter oder zu Kontraktionen, was eine engmaschige Überwachung von Mutter und Kind in einem Krankenhaus erforderlich macht.
Warum ist das wichtig?
Stickstoffoxid-(NO-)Donatoren wie Isosorbidmononitrat, Isosorbiddinitrat, Nitroglyzerin und Nitroprussid sollen die Reifung des Gebärmutterhalses (der Zervix) voranbringen, ohne Kontraktionen zu verursachen, und könnten daher auch ambulant eingesetzt werden. Es gibt immer mehr Daten, die ihren Einsatz zu diesem Zweck unterstützen.
Welche Evidenz haben wir gefunden?
Wir suchten am 15. August 2016 nach Evidenz und fanden weitere 13 Studien. Der Review umfasst nun insgesamt 23 Studien mit 4777 Frauen. Unsere fünf wichtigsten primären Endpunkte (nach der Verabreichung von NO-Donatoren) waren folgende: vaginale Geburt nach 24 Stunden nicht erfolgt, Hyperstimulation (übermäßige Stimulation) der Gebärmutter mit Veränderungen der Herzfrequenz des Kindes, Kaiserschnitt, schwere Morbidität (Erkrankung)/perinataler Tod (Tod während der Geburt) des Neugeborenen und schwere Morbidität oder Tod der Mutter. Die Evidenz für die fünf primären Endpunkte bewerteten wir überwiegend als Evidenz von niedriger Qualität. Es gab keine Evidenz für einen Unterschied bei einem der analysierten primären Endpunkte. Vier Studien lieferten Evidenz, die darauf hinwies, dass NO-Donatoren besser als ein Placebo die Reifung des Gebärmutterhalses (der Zervix) bewirken. Bei Frauen, die NO-Donatoren erhielten, traten auch mit größerer Wahrscheinlichkeit Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen auf.
Was bedeutet das?
NO-Donatoren bewirken einen geringen oder keinen Unterschied beim Großteil der Endpunkte im Zusammenhang mit Wehentätigkeit und Geburt. Es gab jedoch Evidenz, die darauf hindeutete, dass sie wahrscheinlich einen günstigeren Zustand des Gebärmutterhalses 12 bis 24 Stunden nach der Verabreichung förderten. Es sind zusätzliche Studien erforderlich, um die tatsächlichen Auswirkungen von NO-Donatoren bei der Geburtseinleitung und ihre Auswirkungen auf Kaiserschnittraten zu erkennen.
S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Deutschland