Tiefe Beinvenenthrombosen (TBVT) und die damit zusammenhängende Lungenembolie sind die häufigsten vermeidbaren Ursachen für Krankenhaus-assoziierte Todesfälle. Sie werden z.B. in Großbritannien für 10% dieser Todesfälle verantwortlich gemacht. Aus diesem Grund werden medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS) in vielen Krankenhäusern angewandt. Es ist jedoch bislang unklar, ob knielange oder oberschenkellange MTPS wirksamer sind, um TBVT vorzubeugen. Die Kompression ist an den Knöcheln am stärksten und nimmt bis zur Wade hin kontinuierlich ab. Bei oberschenkellangen Strümpfen verteilt sich die Kompression über einen größeren Bereich des Beins. Das Ziel dieses Cochrane Reviews war die systematische Analyse von Studien, die die Alltagswirksamkeit von knielangen mit der von oberschenkellangen MTPS bei Krankenhauspatienten nach Operationen vergleichen. Drei randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 496 Patienten nach Operationen wurden eingeschlossen.
Aufgrund der geringen Anzahl von Studien und Studienteilnehmern sowie der ausgeprägten Unterschiede zwischen den eingeschlossenen Studien sind keine eindeutigen Schlussfolgerungen möglich. Derzeit liegt keine qualitativ hochwertige Evidenz dazu vor, ob sich die Alltagswirksamkeit von knielangen MTPS und oberschenkellangen MTPS zur Vermeidung von TBVT bei postoperativen chirurgischen Patienten unterscheidet. Die Mehrheit der in den Studien eingeschlossenen Patienten erhielt zusätzlich zum Einsatz der knie- oder oberschenkellangen MTPS auch Heparin und Physiotherapie. Eine große multizentrische randomisierte kontrollierte Studie ist nötig. Die Entscheidung zur Wahl von knie- oder oberschenkellangen MTPS wird bis dahin in der Praxis eher von anderen Kriterien geleitet, wie von der Sichtweise und den Wünschen der Patienten, der leichten Anwendbarkeit und Kostenaspekten.
A. Stephan, R. Möhler, freigegeben durch Cochrane Deutschland.