Glutamin zur Behandlung von aktivem Morbus Crohn

Was ist Morbus Crohn?

Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die inaktive Krankheitsintervalle und Zeiträume umfasst, in denen die Krankheit aufflammt. Morbus Crohn kann jeden Teil des Verdauungstrakts betreffen, vom Mund bis zum After. Zu den häufigsten Symptomen der Krankheit zählen Bauchschmerzen, unblutiger Durchfall und Gewichtsverlust. Wenn an Morbus Crohn erkrankte Personen Symptome aufweisen, so spricht man von einer „aktiven“ Erkrankung, wohingegen bei einem Nachlassen der Symptome, von einer „Remission“ die Rede ist.

Was ist Glutamin?

Glutamin ist eine Aminosäure, die eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der Unversehrtheit der Darmschleimhaut (der Innenwand des Darms) spielt. In Tiermodellen von Morbus Crohn wurde festgestellt, dass sie die Entzündung und die Krankheitsaktivität mindern kann. Daher wurde vorgeschlagen, dass Glutamin die Darmentzündung bei Personen mit Morbus Crohn lindern könnte.

Was untersuchten die Autoren?

Die Autoren untersuchten die Wirksamkeit von Glutamin bei der Induktion einer Remission bei Personen mit aktivem Morbus Crohn, und ob die Behandlung Schäden (Nebenwirkungen) verursacht. Die Autoren durchsuchten die, bis zum 15. November 2015 veröffentlichte, medizinische Literatur.

Was fanden die Autoren heraus?

Die Autoren identifizierten zwei randomisierte, kontrollierte Studien (insgesamt 42 Teilnehmer), die die Rolle von Glutamin bei der Behandlung von aktivem Morbus Crohn untersuchten. Eine Studie (18 Teilnehmer) verglich eine vierwöchige Behandlung mit einer Glutamin-angereicherten polymeren Ernährung (42% Aminosäurenanteil) mit einer normalen polymeren Ernährung (4% Aminosäurenanteil) mit einem geringen Glutamingehalt bei pädriatischen Patienten (< 18 Jahre) mit aktivem Morbus Crohn. Die Teilnehmer wurden dazu aufgefordert, die Ernährung oral zu sich zu nehmen. Sofern dies nicht möglich war, wurde sie über eine transnasale Magensonde mit kleiner Öffnung verabreicht. Die andere Studie (24 Teilnehmer) verglich eine vollständig parenterale, Glutamin-angereicherte Ernährung mit einer nicht angereicherten vollständig parenteralen Ernährung bei erwachsenen Patienten (> 18 Jahren) mit einer plötzlichen Verschlechterung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Die vollständig parenterale Ernährung wurde intravenös über einen zentralen Katheter (einen dünnen Schlauch) für mindestens eine Woche verabreicht. Beide Studien waren im Allgemeinen von hoher Qualität. Keine Studien ergab einen Nutzen von Glutamin. Die Nebenwirkungen wurden von beiden Studien nicht gut dokumentiert. Bei der pädiatrischen Studie wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen vermerkt. Bei der Studie an den erwachsenen Patienten wurden drei Blutinfektionen in der Glutamin-Gruppe verzeichnet, die mit dem zentralvenösen Katheter in Zusammenhang standen. Im Vergleich hierzu gab es keine derartige Nebenwirkung in der Kontrollgruppe, die kein Glutamin erhielt. Derzeit liegt keine hinreichende Evidenz für eine eindeutige Schlussfolgerung bzgl. der Wirksamkeit und den Schäden von Glutamin bei der Behandlung von Patienten mit aktiver Morbus Crohn-Erkrankung vor.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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