Worum geht es?
Wir wollten herausfinden, wie wirksam, verträglich und akzeptabel verschiedene Opioide (Schmerzmittel) für Frauen sind und welche Nebenwirkungen sie haben. Außerdem wollten wir ermitteln, in welcher Dosierung sie verwendet werden und wie sie während der Geburt verabreicht werden. Wir interessierten uns auch für die Auswirkungen der Opioide auf das Neugeborene bezüglich seiner Sicherheit, Wachheit und des Saugverhaltens gleich nach der Geburt.
Wehen verursachen während der Geburt Schmerzen – insbesondere an ihrem Höhepunkt. Der Schmerz lässt nach, wenn die Wehe abebbt und sich die Gebärmutter wieder entspannt. Mit fortschreitender Geburt werden die Wehen stärker, häufiger und dauern länger an; gleichzeitig werden sie schmerzhafter. Die stärksten, häufigsten und intensivsten Wehen treten normalerweise am Ende der Eröffnungsphase auf, wenn sich der Muttermund vollständig öffnet. Die Mutter hat dann den Drang zu pressen und zu drücken, dies unterstützt die Geburt des Babys. Das Ausmaß der Schmerzen variiert stark von Frau zu Frau und wird von mentalen und emotionalen Faktoren beeinflusst. Beispielsweise kann kontinuierliche Unterstützung während der Geburt Frauen helfen, besser mit den Schmerzen zurechtzukommen und ihre allgemeine Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis steigern.
Warum ist das wichtig?
In vielen Entbindungsabteilungen sind intramuskuläre Injektionen von Opioiden für die Schmerzlinderung bei der Geburt gängig. Es werden auch intravenöse Verabreichungsarten angeboten, die häufig von der Frau selbst kontrolliert werden können. Injizierte Opioide können Frauen jedoch schläfrig machen und sie darin beeinträchtigen, sich an der Entscheidungsfindung über ihre Versorgung zu beteiligen. Sie können auch Übelkeit und Erbrechen auslösen. Zudem können Opioide während der Geburt Schwankungen der fetalen Herzfrequenz verstärken und die Atmung dämpfen. Eine Reihe von verschiedenen Opioiden sind verfügbar. In ressourcenreichen Ländern wird zunehmend die Periduralanästhesie (rückenmarksnahe Betäubung) eingesetzt. Opioide werden in diesen Settings seltener verwendet. In vielen Ländern und auch in hebammengeleiteten Einrichtungen ist die Periduralanästhesie jedoch nicht verfügbar. Häufig werden noch immer injizierbare Opioide verwendet, die relativ kostengünstig sind. Es ist jedoch unklar, wie wirksam diese Medikamente sind, welches Opioid das beste ist und wie unerwünschte Ereignisse (wie Erbrechen oder Schläfrigkeit) sowie Schäden bei Müttern und ihren Babys vermieden werden können. Dieser Review ist eine Aktualisierung eines Reviews, der erstmals im Jahr 2010 publiziert wurde.
Welche Evidenz haben wir gefunden?
Wir suchten am 11. Mai 2017 nach Studien. Wir haben 70 Studien berücksichtigt, doch nur 61 Studien mit insgesamt mehr als 8000 Frauen trugen Daten zum Review bei. Alle Studien wurden im Krankenhaus an gesunden Frauen mit unkomplizierten Schwangerschaften zwischen der 37. und 42. Schwangerschaftswoche durchgeführt. In 34 verschiedenen Vergleichen wurde jeweils ein Opioid (intramuskulär oder intravenös) mit einem Placebo (Scheinbehandlung), mit keiner Behandlung, mit einem anderen Opioid (oder in drei Studien mit einem anderen Medikament oder der Inhalation von Lachgas) oder mit der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) verglichen. Nur selten konnten Ergebnisse zusammengefasst werden, und für viele Endpunkte lieferte nur eine einzige Studie die Ergebnisse. Für die Endpunkte Schmerzen bei der Geburt und Zufriedenheit mit der Schmerzlinderung wurde die Qualität der Evidenz zumeist als niedrig oder sehr niedrig eingestuft. In vielen Studien wurden zu wenige Frauen berücksichtigt, um Unterschiede zwischen den Gruppen festzustellen.
Was bedeutet dies?
Insgesamt weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass Opioide während der Geburt eine gewisse Schmerzlinderung bewirken, obwohl eine erhebliche Anzahl Frauen immer noch von moderaten bis starken Schmerzen berichtete. Opioide gehen mit Übelkeit, Erbrechen und Schläfrigkeit einher, wobei die Nebenwirkungen je nach Art des Opioids unterschiedlich sind. Die Evidenz reichte nicht aus, um zu ermitteln, welches Opioid die beste Schmerzlinderung mit den wenigsten unerwünschten Nebenwirkungen erzielte. Wir fanden auch keine eindeutige Evidenz für unerwünschte Wirkungen von Opioiden bei Neugeborenen. Die Mütter scheinen mit der Schmerzlinderung durch Opioide mäßig zufrieden zu sein, allerdings wurde die Zufriedenheit oft gar nicht oder auf unterschiedliche Weise erfasst. Die Evidenz reichte nicht aus, um zu ermitteln, mit welchem der Opioide die Frauen am zufriedensten waren.
In diesem Review haben wir nicht die Wirksamkeit und Sicherheit von intramuskulären oder intravenösen Opioiden im Vergleich zu anderen Schmerzlinderungsmethoden bei der Geburt, wie Periduralanästhesie, untersucht. Dieser Review muss im Zusammenhang mit anderen Cochrane Reviews zu diesem Themenbereich betrachtet werden. Da die Injektion von Opioiden so weit verbreitet ist, sollte mehr Forschung betrieben werden, sodass Frauen informierte Entscheidungen zur Schmerzlinderung treffen können.
E. Grässli und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland