Fragestellung
Wir untersuchten die Evidenz zu Wirkungen und Sicherheit von Methotrexat bei der Erhaltung der Beschwerdefreiheit (Remissionserhaltung) bei Patienten mit Colitis ulcerosa. Dazu durchsuchten wir die medizinische Literatur bis zum 26. Juni 2014.
Hintergrund
Was ist Colitis ulcerosa?
Colitis ulcerosa ist eine chronische entzündliche Darmerkrankung, die typischerweise in wiederkehrenden Abständen aufflammt. Sie betrifft meist den Mastdarm und/oder den Dickdarm. Patienten mit aktiver Colitis ulcerosa leiden oft unter Bauchkrämpfen, ständigem Stuhldrang und blutigen Durchfällen. Wenn die Symptome verschwinden, sind die Patienten „in Remission“.
Was ist Methotrexat?
Methotrexat ist ein Medikament, das die Reaktionen des Immunsystems im Körper dämpft und die Entzündungsvorgänge, die mit einer Colitis ulcerosa in Zusammenhang stehen, vermindern kann.
Studienmerkmale
Die Autoren fanden 3 Studien mit insgesamt 165 Patienten. Eine Studie (67 Teilnehmer) verglich Methotrexat in Tablettenform (12,5 mg/Woche) mit einem Placebo, eine Studie (26 Teilnehmer) verglich Methotrexat in Tablettenform (15mg/Woche) plus Sulfasalazin (3 g/Tag) mit Sulfasalazin allein und eine Studie (72 Teilnehmer insgesamt, davon 34 mit Colitis ulcerosa) verglich Methotrexat in Tablettenform (15 mg/Woche) mit 6-Mercaptopurin (1,5 mg/kg/Tag) oder 5-Aminosalicylsäure (3 g/Tag). Zwei Studien waren nach unserer Einschätzung von sehr niedriger Qualität; die Qualität der placebokontrollierten Studie beurteilten wir als hoch.
Hauptergebnisse
Es gab keinen Unterschied zwischen der Methotrexat-Gruppe und der Placebo-Gruppe, bezüglich der Anzahl der Patienten, die nach 9 Monaten immer noch in Remission waren. Dies lässt vermuten, dass Methotrexat bei dieser geringen Dosis (12,5 mg/Woche) die Beschwerdefreiheit bei Patienten mit inaktiver Colitis ulcerosa nicht aufrechterhält. Das Ergebnis ist jedoch nicht eindeutig, da nur eine geringe Anzahl von Patienten untersucht wurde.
Es gab keinen Unterschied zwischen der Kombinationstherapie-Gruppe (Methotrexat plus Sulfasalazin) und der Sulfasalazin-Gruppe, bezüglich der Anzahl der Patienten, die nach 12 Monaten immer noch in Remission waren. Dieses Ergebnis ist wegen des mangelhaften Studienaufbaus und der geringen Teilnehmerzahl ebenfalls nicht eindeutig.
Die anderen kleinen Studien zeigten keinen Unterschied zwischen Methotrexat und den anderen Behandlungen (6-Mercaptopurin und 5-Aminosalicylsäure) im Hinblick auf den Anteil der Teilnehmer, bei denen die Remission erhalten werden konnte. Diese Ergebnisse sind wegen des mangelhaften Studienaufbaus und der geringen Teilnehmerzahl ebenfalls nicht eindeutig.
Zu den Nebenwirkungen, über die in den Studien berichtet wurde, gehörten ein Rückgang der Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukopenie), Migräne, Ausschlag, Übelkeit und Verdauungsstörung (Dyspepsie), leichter Haarausfall (Alopezie), leichter Anstieg eines Leberenzyms (Aspartat-Aminotransferase), Eiteransammlung im Bauchgewebe (Peritonealabszess), abnorm niedriger Spiegel des Proteins Albumin im Blut (Hypoalbuminämie) und Lungenentzündung (Pneumonie).
Gegenwärtig stützen die Ergebnisse aus medizinischen Studien den Einsatz von niedrig dosiertem Methotrexat (12,5 bis 15 mg/Woche) zur Erhaltung der Remission bei Menschen mit inaktiver Colitis ulcerosa also nicht. Es ist nicht bekannt, ob eine höhere Dosis von Methotrexat in Tablettenform oder eine andere Darreichungsform von Methotrexat (z. B. durch Injektion) bei Menschen mit inaktiver Colitis ulcerosa wirksam die Remission erhalten würde.
Zukünftige Studien sollten mit mehr Teilnehmern konzipiert werden, die eine höhere Dosis Methotrexat (15 bis 25 mg/Woche) erhalten. Weiterhin sollte die Verabreichung von Methotrexat per Injektion untersucht werden. Die Ergebnisse solcher Studien könnten die Unsicherheiten rund um den Einsatz von Methotrexat als Erhaltungstherapie bei Patienten mit inaktiver Colitis ulcerosa auflösen.
S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.