Rehabilitationsprogramme für erwachsene Überlebende von Krebserkrankungen

Aufgrund von Verbesserungen in der Erfassung, der Behandlung und Pflege lebt eine wachsende Anzahl von Patienten mit Krebserkrankungen oder überlebt diese. Allerdings können bei Patienten, die eine Krebserkrankung überleben, eine Reihe an körperlichen und emotionalen Symptomen auftreten, welche ihre Gesundheit und Lebensqualität beeinflusst. Körperliche Symptome können Müdigkeit, reduzierte Muskelkraft und Gewichtszunahme sein, während emotionale Symptome z.B. Angst und Depression umfassen können. Es wurden Reha-Programme entwickelt, um diese Symptome anzugehen und den Überlebenden zu einer besseren Lebensqualität zu verhelfen. Einige Reha-Programme versuchen Menschen mit entweder körperlichen oder emotionalen Symptomen zu helfen. Andere Programme - multidimensionale Reha-Programme (MDRPs) - richten sich an Menschen mit beiden Arten von Symptomen, körperlichen und emotionalen. Der Review hat die besten zur Verfügung stehenden Forschungsergebnisse gesammelt und überprüft, um die Art und das Ausmaß zu beurteilen, inwieweit multidimensionale Reha-Programme körperliche und emotionale Probleme verringern und die gesundheitsbezogene Lebensqualität von erwachsenen Krebs-Überlebenden verbessern.

Wir haben 12 geeignete Studien identifiziert und in den Review einbezogen. Allerdings hatte jede Studie einige Probleme in der Durchführung. Diese Probleme machen es schwierig, sich der Nützlichkeit von multidimensionale Reha-Programme gewiss sein zu können. Insgesamt deuten die überprüften Artikel darauf hin, dass multidimensionale Reha-Programme den Patienten eher ermöglichen ihre körperlichen, als ihre emotionalen Bedürfnissen zu bewältigen. Multidimensionale Reha-Programme, die einen bestimmten Verhaltensbereich wie beispielsweise Ernährung, körperliche Aktivität oder Stress in den Fokus nahmen, erschienen für die Patienten hilfreicher als Programme, die versuchten mehrere verschiedene Verhaltensweisen anzusprechen., Erfolgreiche multidimensionale Reha-Programme gingen normalerweise mit einem persönlichen Kontakt zwischen Patient und medizinischem Fachpersonal (in der Regel Krankenpflegepersonal oder Physiotherapeuten) einher und beinhalteten mindestens einen Folgeanruf. Programme die über einen längeren Zeitraum (mehr als sechs Monate) oder durch Personal eines bestimmten Gesundheitsberufes durchgeführt wurden, oder auf eine von Krebs betroffene Körperpartie abzielten, waren nicht erfolgreicher als kurze, gezielte multidimensionale Reha-Programme, an denen gemischte Gruppen von Krebspatienten teilnahmen.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Es gibt Evidenz, dass kurze fokussierte multidimensionale Reha-Programme bei Überlebenden von Krebserkrankungen wirksam sind. Strenge, methodisch fundierte klinische Studien, die eine ökonomische Analyse beinhalten, sind erforderlich.

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Hintergrund: 

Multidimensionale Rehabilitationsprogramme (MDRPs) wurden in Reaktion auf die wachsende Zahl an Krebspatienten und Überlebenden von Krebserkrankungen entwickelt. Multidimensionale Reha-Programme umfassen eine physische sowie eine psychosoziale Komponente. Studien über die Wirksamkeit dieser Programme wurden bisher nicht bewertet und zusammengefasst.

Zielsetzungen: 

Erstellung eines systematischen Reviews von Studien, welche die Wirksamkeit von multidimensionale Reha-Programme in Bezug auf die Aufrechterhaltung oder Verbesserung des physischen und psychosozialen Wohlbefindens von erwachsenen Überlebenden von Tumorerkrankungen untersuchen.

Suchstrategie: 

Die elektronischen Datenbankeinträge bis Februar 2012 im Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), in MEDLINE, EMBASE, CINAHL und PsychINFO wurden durchsucht.

Auswahlkriterien: 

Die Studienselektion konzentrierte sich auf randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zu multidimensionale Reha-Programmen für erwachsene Überlebende von Krebserkrankungen. Sämtliche Interventionen mussten eine physische und eine psychosoziale Komponente enthalten und zweimal oder öfter nach Beendigung der primären Tumortherapie durchgeführt worden sein. Die Erhebung der Endpunkte musste mittels validierter Messinstrumente, die die körperliche Gesundheit und das psychosoziale Wohlbefinden bewerten, erfolgen. Nicht-englischsprachige Publikationen wurden eingeschlossen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Je zwei Review-Autoren wählten unabhängig voneinander Studien aus, bewerteten ihre methodische Qualität und extrahierten relevante Daten. Obwohl Metaanalysen von primären und sekundären Endpunkten geplant waren, konnte aufgrund der hohen Heterogenität der Studien nur ein gemeinsamer Endpunkt (SF-36 Gesundheitsfragebogen zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität) statistisch analysiert werden. Darüber hinaus erfolgte eine narrative Analyse, insbesondere von Interventionen zur Untersuchung und Identifizierung von Interventionskomponenten, zur Gruppierung oder Kategorisierung von Interventionen sowie zur Prüfung potenzieller Gemeinsamkeiten und gemeinsamer Endpunkte.

Hauptergebnisse: 

Zwölf RCTs (insgesamt 1669 Teilnehmern) erfüllten die Einschlusskriterien. Das Risiko für Bias wurde für fünf Studien als moderat und für die übrigen sieben Studien als hoch eingestuft. Der Wert für die Komponente zur Messung der physischen Gesundheit im SF-36 konnte für fünf Studien in einer Metaanalyse zusammengefasst werden: Die Teilnahme an multidimensionalen Reha-Programmen war mit einer Erhöhung des SF-36-Scores assoziiert (mittlere Differenz 2,22; 95% Konfidenzintervall 0,12 - 4,31; P = 0,04). Erkenntnisse aus der narrativen Analyse deuteten darauf hin, dass multidimensionale Reha-Programme mit Fokus auf eine einzelne Domäne oder einen Endpunkt erfolgreicher zu sein schienen, als Programme mit mehreren Zielen. Zudem zeigten Programme, die Patienten mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen einschlossen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eine Verbesserung der physischen Endpunkte als tumorspezifische Programme. Die wirksamste Art der Intervention schien persönlicher Kontakt mit mindestens einem Telefonat in der Nachbeobachtung zu sein. Es lag keine Evidenz vor, dass multidimensionale Reha-Programme, die länger als sechs Monate dauerten, die Ergebnisse über das bereits nach diesem Zeitpunkt erreichte Niveau hinaus verbesserten. Darüber hinaus gab es keine Evidenz, dass die von bestimmten Berufsgruppen im Gesundheitssektor erbrachten Dienstleistungen wirksamer waren.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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