Welches sind die wirksamsten nicht-operativen Behandlungsmethoden bei Arthrose der Großzehe?

Kernaussagen

- Spezielle Schuheinlagen, die das Fußgewölbe stützen oder den Schuh verstärken, bieten wahrscheinlich keine wesentlichen Vorteile bei Schmerzen, Funktion oder Lebensqualität im Vergleich zu Schuheinlagen ohne besondere Funktion. Das Risiko unerwünschter Wirkungen ist möglicherweise vergleichbar.

- Im Vergleich zu einer Placebo-Injektion bringt eine einmalige Injektion von Hyaluronsäure wahrscheinlich keine nennenswerten Vorteile für Schmerzen oder Funktion. Die Lebensqualität ist möglicherweise vergleichbar und das Risiko unerwünschter Wirkungen möglicherweise bei einer Hyaluronsäure-Injektion geringer.

- Die Evidenz für den Nutzen und Schaden anderer Behandlungen ist nicht eindeutig. Hierfür sind weitere Forschungen erforderlich.

Was ist eine Arthrose des großen Zehs und wie wird sie behandelt?

Arthose ist eine weit verbreitete Erkrankung, die durch steife und schmerzhafte Gelenke gekennzeichnet ist. Eine Arthrose an der Großzehe verursacht Schmerzen, Verformungen und schränkt die Beweglichkeit ein. Zu den üblichen nicht-operativen Behandlungen gehören Kälte- und Wärmetherapie, Schmerzmittel, Steroide, angepasstes Schuhwerk und Schuheinlagen.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob bei Arthrose der Großzehe nicht-operative Behandlungen die Schmerzen verringern und die Lebensqualität verbessern. Wir wollten auch herausfinden, ob sie die Funktion und Gelenkstruktur (ermittelt anhand von Röntgenaufnahmen des Großzehengelenks) verbessern. Außerdem wollten wir wissen, ob es irgendwelche unerwünschten Wirkungen gibt.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die eine nicht-operative Behandlung im Vergleich zu einer Placebo- (Schein-) Behandlung oder einer anderen nicht-operativen Behandlung bei Menschen mit Arthrose der Großzehe untersucht haben.

Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Studienmethodik und Studiengröße.

Was fanden wir?

Sechs Studien mit 547 Teilnehmenden im Alter zwischen 32 und 62 Jahren. Vier Studien fanden in Australien, eine in der Türkei und eine in den USA statt. Jede Studie untersuchte unterschiedliche Behandlungen:

- Fußgewölbe stützende Einlagen im Vergleich zu Einlagen ohne spezielle Funktion;
- schuhversteifende Einlagen gegenüber Einlagen ohne spezielle Funktion;
- Injektion von Hyaluronsäure (eine körpereigene Substanz, die zur Schmierung und Polsterung der Gelenke beiträgt) im Vergleich zur Injektion von Kochsalzlösung (Placebo);
- Fußgewölbe stützende Einlagen im Vergleich zu Schuhen mit gekrümmter Sohle („Wippsohle“);
- Peloid-Therapie (Anwendung von Heilschlamm bei 42°C) im Vergleich zu einer Therapie mit warmem Paraffin;
- Mobilisierung der Sesambeine (Bewegen der kleinen Knochen im Fuß), Kräftigung des M. flexor hallucis longus (Muskel, der den Wadenmuskel mit der Großzehe verbindet) und Gangtraining zusätzlich zu einer physikalischen Therapie im Vergleich zu einer physikalischen Therapie allein.

Hauptergebnisse

Fußgewölbe stützende Einlagen im Vergleich zu Einlagen ohne spezielle Funktion (1 Studie, 88 Personen) verringern wahrscheinlich weder die Schmerzen noch verbessern sie Funktion oder Lebensqualität. In dieser Studie wurden keine Röntgenergebnisse berichtet.

Auf einer Skala von 0 bis 10, wobei 0 keine Schmerzen bedeutet, berichteten Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen über eine Schmerzreduzierung von 0,4 Punkten.
- Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen bewerteten ihre Schmerzen mit 3,5 Punkten;
- Personen mit Einlagen ohne spezielle Funktion bewerteten ihre Schmerzen mit 3,9 Punkten.

Auf einer Skala von 0 bis 100, wobei 100 für die beste Funktion steht, berichteten Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen über eine Verschlechterung der Funktion um 7,8 Punkte.
- Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen bewerteten ihre Funktion mit 65,5 Punkten.
- Personen mit Einlagen ohne spezielle Funktion bewerteten ihre Funktion mit 73,3 Punkten.

Auf einer Skala von ‐0,04 bis 1,00, wobei 1,00 die beste Lebensqualität bedeutet, berichteten Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen über keinen Unterschied in der Lebensqualität.
- Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen bewerteten ihre Lebensqualität mit 0,81 Punkten.
- Personen mit Einlagen ohne spezielle Funktion bewerteten ihre Lebensqualität mit 0,81 Punkten.

Unerwünschte Wirkungen (vor allem Fußschmerzen) wurden von 6 % weniger Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen angegeben.

- 4/47 Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen (9 %) berichteten über eine unerwünschte Wirkung.
- 6/41 Personen mit Einlagen ohne spezielle Funktion (15 %) berichteten über eine unerwünschte Wirkung.

Abbrüche aufgrund unerwünschter Wirkungen wurden von 2% mehr Menschen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen berichtet.

- 1/47 Personen mit Fußgewölbe stützenden Einlagen (2 %) hat die Behandlung wegen unerwünschter Wirkungen abgebrochen.
- Keine Person mit Einlagen ohne spezielle Funktion (0/41) hat die Behandlung wegen unerwünschter Wirkungen abgebrochen.

Schuhversteifende Einlagen führen wahrscheinlich im Vergleich zu Einlagen ohne spezielle Funktion (1 Studie, 100 Personen) zu keiner Schmerzlinderung und zu keiner Verbesserung der Funktion oder der Lebensqualität. Das Risiko für unerwünschte Wirkungen war ähnlich.

Die Injektion von Hyaluronsäure führt möglicherweise im Vergleich zu einer Placebo-Injektion zu keiner Schmerzlinderung und zu keiner Verbesserung der Funktion oder der Lebensqualität. Das Risiko für unerwünschte Wirkungen ist bei Hyaluronsäure-Injektionen möglicherweise geringer.

Was schränkt die Evidenz ein?

Wir sind mäßig sicher, dass bei Arthrose der Großzehe sowohl Fußgewölbe stützende Einlagen als auch schuhversteifende Einlagen und Hyaluronsäure-Injektionen keine Vorteile bieten. Um dies jedoch ausreichend abzusichern, fehlen Studien.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Dies ist eine Aktualisierung eines Reviews aus dem Jahr 2010. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 21. Februar 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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