Das duktale Karzinom in situ (ductal carcinoma in situ, DCIS) ist eine Art von Brustkrebs im Frühstadium. Es hat keine Symptome, wird aber meist bei Mammographie-Screenings erkannt. Diese Art der Krebs-Vorstufe wird mit einer Operation (z.B. Mastektomie oder Lumpektomie), oft in Kombination mit Strahlentherapie, behandelt. Manche Frauen erhalten auch eine orale Therapie mit Hormontabletten (Tamoxifen), es ist jedoch nicht bekannt, ob eine zusätzliche Tamoxifen-Hormonbehandlung nach der Operation einen zusätzlichen Nutzen verschafft. Dieser Review untersucht, ob Tamoxifen nach einer lokalen Exzision weitere Episoden von Krebs verhindert und ob Frauen, die Tamoxifen eingenommen haben, länger lebten als jene, die keine Hormontherapie nach der lokalen Exzision erhalten haben.
Unsere Erkenntnisse basieren auf zwei großen Studien mit 3.375 Teilnehmerinnen und sollten auf die meisten Frauen, die eine Behandlung bei DCIS erhalten, anwendbar sein. Insgesamt reduzierte Tamoxifen die Anzahl der künftigen Krebserkrankungen oder DCIS in beiden Brüsten. Frauen, die Tamoxifen erhalten haben, lebten jedoch nicht länger als diejenigen, die nicht damit behandelt wurden. 15 Frauen müssten Tamoxifen nach der Behandlung des DCIS einnehmen, damit eine Frau einen Nutzen (d. h. keine künftigen Krebserkrankungen oder DCIS in beiden Brüsten nach der Einnahme von Tamoxifen für fünf Jahre) erlebt. Es gibt Nebenwirkungen bei Tamoxifen-Behandlungen, beispielsweise Blutgerinnungsstörungen (tiefe Venenthrombose, Lungenembolie, Schlaganfall) sowie das Auftreten von Endometriumkarzinomen. Eine Risiko-/Nutzen-Schlussfolgerung ist jedoch nicht möglich, da es in diesem Review nur begrenzte Informationen über die Nebenwirkungen gab. Die Wirkung von Tamoxifen könnte durch die Auswirkungen der Bestrahlung „abgeschwächt“ worden sein. Dieser Review kann keine Aussage dazu treffen, welche Frauen mehr Nutzen aus der Einnahme von Tamoxifen im Hinblick auf Alter, menopausalen Status oder Art des DCIS (Östrogenrezeptor-positives (ER+) im Vergleich zu ER-negativem DCIS oder humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2-positives (HER2+) oder HER2-negatives DCIS) haben könnten.
M. Seel, freigegeben durch Cochrane Deutschland