Fragestellung
Für die Behandlung von frühen ungünstigen oder fortgeschrittenen Stadien des Hodgkin-Lymphoms (HL) werden üblicherweise zwei verschiedene internationale Standards genutzt, entweder Chemotherapie mit eskaliertem (intensiviertem) BEACOPP (Bleomycin, Etoposid, Doxorubicin, Cyclophosphamid, Vincristin, Procarbazin, Prednison) oder Chemotherapie mit ABVD (Doxorubicin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin).
Hintergrund
Das Hodgkin-Lymphom ist ein bösartiger Tumor des lymphatischen Systems. Es ist eine der häufigsten Krebsformen bei jungen Erwachsenen, insbesondere in deren dritter Lebensdekade, tritt aber auch bei Kindern und älteren Personen auf. Innerhalb der letzten 50 Jahre ist es zu einer der am besten heilbaren Krebsformen geworden. Die beste Behandlung mit der größten Wirksamkeit und niedrigsten Toxizität zu finden, ist die wichtigste Herausforderung bei der Behandlung von HL. Es gibt zwei internationale Standards für die Behandlung von frühem ungünstigem oder fortgeschrittenem Stadium des HL: Chemotherapie mit eskaliertem BEACOPP, initiiert von der German Hodgkin Study Group (GHSG) und Chemotherapie mit ABVD, welche weit verbreitet zum Einsatz kommt, weil sie sich als wirksam, gut verträglich und einfach anwendbar erwiesen hat. Wir zielten darauf ab, die Vorteile und Nachteile von beiden Behandlungen zu klären, indem wir die Chance auf Überleben (Gesamtüberleben), die Chance für ein Wiederkehren des Tumors und die Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen nach der Behandlung bei Patienten mit frühem ungünstigem oder fortgeschrittenem Stadium des HLs verglichen.
Studienmerkmale
Wir haben bis zum Datum dieses aktualisierten Reviews (Suchdatum März 2017) fünf einschlussfähige Studien gefunden. Diese Studien schlossen 3427 erwachsene Patienten ein (16 bis 65 Jahre).
Hauptergebnisse
Für diesen aktualisierten Review stehen neue Daten zur Verfügung, die einen Nutzen hinsichtlich des Gesamtüberlebens bei Personen mit frühem ungünstigem oder fortgeschrittenem HL, die eskaliertes BEACOPP als Erstlinienbehandlung erhalten haben, zeigen. Weiterhin zeigte die Analyse eine größere Chance, ein Wiederauftreten des Tumors bei den Patienten zu verhindern, die Chemotherapie mit eskaliertem BEACOPP erhalten haben.
Wir haben folgende Schäden, die potentiell von beiden Therapieregimen verursacht werden können, untersucht. Es gibt keine Evidenz für einen Unterschied hinsichtlich der behandlungsbedingten Mortalität.
Es gibt Evidenz für ein höheres Risiko der sekundären akuten myeloischen Leukämie (AML) oder des Myelodysplastischem Syndroms (MDS) bei Patienten, die eskaliertes BEACOPP erhalten haben, aber die Gesamtzahl an sekundären Malignomen zeigt keine Evidenz für einen Unterschied zwischen den beiden Behandlungsgruppen auf. Allerdings ist die Beobachtungszeit der, im Review eingeschlossenen Studien zu niedrig, als dass erwartet werden könnte, dass Unterschiede hinsichtlich solider Zweittumoren aufgezeigt werden können. Wir sind sehr unsicher, wie viele Frauen aufgrund der Chemotherapie unfruchtbar sein werden und welche Studiengruppe bevorzugt sein könnte, weil die untersuchte Stichprobe sehr klein ist. Es wurden keine Daten zu männlichen Patienten und dem Risiko für Unfruchtbarkeit bereitgestellt. Die Behandlung mit eskaliertem BEACOPP verursachte ein höheres Risiko für unerwünschte Ereignisse wie Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie und Infektionen.
Über die Lebensqualität wurde in keiner der Studien berichtet. Eine Studie gab an, die Lebensqualität zu erfassen, aber es wurden keine Ergebnisse berichtet.
Qualität der Evidenz
Für das Gesamtüberleben bewerten wir die Qualität der Evidenz als hoch, für das progressionsfreie Überleben als moderat und für sekundäre AML oder MDS, sekundäre Malignome und behandlungsbedingte Mortalität und unerwünschte Ereignisse als niedrig. Für die Unfruchtbarkeit ist die Qualität der Evidenz sehr niedrig.
J. Metzing, freigegeben durch Cochrane Deutschland.