Hintergrund
Auf das Lebensende fokussierende Behandlungspfade werden für Personen verwendet, die sich in den letzten Tagen ihres Lebens befinden, um wirksame Versorgung und Unterstützung in der Entscheidungsfindung zu leiten. Aufgrund von erheblichen Bedenken hinsichtlich Sicherheit und Versorgungsqualität im Zusammenhang mit der Einführung des Behandlungspfades, wird der am öftesten verwendete Behandlungspfad, welcher auf das Lebensende fokussiert (Liverpool Care Pathway) nicht mehr länger in Großbritannien verwendet. Dieser Review untersuchte, ob die Verwendung von auf das Lebensende fokussierten Behandlungspfaden in der Versorgung von Sterbenden wirksam waren.
Studienmerkmale
Im Juli 2015 durchsuchten wir wissenschaftliche Datenbanken nach klinischen Studien, in welchen entweder die Wirkung von auf das Lebensende fokussierten Behandlungspfaden verglichen wurden mit einer Kontrollgruppe, die die Regelversorgung erhielt, oder Studien, die die Wirkung eines Behandlungspfads, der auf das Lebensende fokussiert, mit einem weiteren Behandlungspfad, ebenso fokussiert auf das Lebensende, verglichen. Teilnehmer waren Patienten, Pflegende und Familien, die eine Versorgung erhielten, welche von einem auf das Lebensende fokussierenden Behandlungspfad geleitet war. Es erfolgte keine Einschränkung hinsichtlich Alter der Patienten, Diagnose oder Setting (Krankenhaus, zu Hause, Pflegeheim).
Hauptergebnisse
Innerhalb dieses Reviews fanden wir eine italienische Studie, in welcher Auskunft über 232 sterbende Patienten durch deren pflegende Angehörige (Freunde oder Familie) gegeben wurde. Nur 34% der Teilnehmenden erhielte eine Versorgung gemäß des Behandlungspfads. Atemlosigkeit konnte besser kontrolliert werden für Patienten des Liverpool Care Pathways verglichen zu den Patienten ohne Behandlungspfad, allerdings basiert dies auf Evidenz aus einer kleinen Studie. Die Studie berichtete nicht über wichtige Endpunkte wie z.B. Schwere anderer physischer oder psychologischer Symptome oder Lebensqualität, oder ob es irgendwelche Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Verwendung von Behandlungspfaden, die auf das Lebensende fokussieren, gab. Auch gab es keine Fragen über die Zufriedenheit mit der Versorgung, Kosten der Maßnahme, oder Qualität der Kommunikation zwischen pflegenden Angehörigen und dem Gesundheitsfachpersonal.
Qualität der Evidenz
Wir beurteilten die eingeschlossene Studie als qualitativ sehr niedrig aufgrund von möglichen Bias, einschließlich: Unvermögen zu verhindern, dass die Teilnehmenden wissen in welcher Gruppe sie waren (Regelversorgung oder Behandlungspfadgruppe); die große Anzahl von pflegenden Angehörigen, die zu Beginn der Studie angemeldet waren, aber nicht die nachfolgenden Fragebögen beantwortet haben (dies betraf vor allem pflegende Angehörige von Patienten auf Stationen, auf denen der Behandlungspfad nicht verwendet wurde (Kontrollstationen)); der geringe Anteil an Patienten, die tatsächlich den Behandlungspfad wie geplant erhielten (Maßnahme); und dass die Studie nur Krebspatienten in italienischen Krankenhäusern enthielt; daher könnten die Ergebnisse nicht auf Patienten mit anderen Erkrankungen angewendet werden.
A.Kobleder, freigegeben durch Cochrane Deutschland.