Flexible Arbeitsbedingungen wie Gleitzeitregelungen und Telearbeit gibt es in den Industrieländern immer häufiger, doch die Auswirkungen dieser Flexibilität auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Arbeitnehmern sind noch weitgehend unbekannt. Diese Übersichtsarbeit untersucht die Wirkung auf Gesundheit und Wohlbefinden von flexiblen Arbeitszeitregelungen, die entweder zugunsten des Arbeitnehmers oder vom Arbeitgeber verordnet sind (wie befristete Arbeitsverträge oder vorgeschriebene Überstunden).
Die Autoren fanden zehn kontrollierte Vorher-Nachher-Studien, die die Auswirkungen von sechs verschiedenen Arten flexibler Arbeitsbedingungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Angestellten untersuchten: selbst eingeteilte Arbeitszeit (4 Studien), Gleitzeit (1), Überstunden (1), Altersteilzeit (2), unfreiwillige Teilzeit (1) und befristetes Beschäftigungsverhältnis (1).
Selbst eingeteilte Schichtarbeit und ein vom Arbeitnehmer gesteuerter teilweiser/früher Übergang in den Ruhestand verbesserten die Gesundheit (u. a. den systolischen Blutdruck und die Herzfrequenz, Müdigkeit, geistige Gesundheit, Schlafdauer, Schlafqualität und Aufmerksamkeit sowie den selbst beurteilten Gesundheitszustand) und/oder das Wohlbefinden (soziale Unterstützung durch Kollegen und Gemeinschaftssinn). Negative Auswirkungen wurden nicht beobachtet.
Die Studien zum Thema Überstunden, Gleitzeit und befristetes Beschäftigungsverhältnis fanden weder eine signifikante Wirkung auf die körperliche, geistige oder allgemeine Gesundheit noch auf die untersuchten Endpunkte zum Wohlbefinden. Dabei ist jedoch festzuhalten, dass die Studie zu den Überstunden weder detaillierte Angaben zur Menge noch zur Dauer der Mehrarbeit lieferte. Es ist daher schwierig, Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Überstunden auf Gesundheit und Wohlbefinden der Arbeitnehmer zu ziehen.
Insgesamt scheinen diese Ergebnisse darauf hinzuweisen, dass flexible Arbeitszeitregelungen, die dem Arbeitnehmer mehr Wahlmöglichkeiten oder Mitbestimmung an die Hand geben, sich wahrscheinlich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken. Aufgrund der geringen Anzahl der Studien in der Übersichtsarbeit und ihrer methodischen Einschränkungen ist bei dieser Schlussfolgerung Vorsicht angezeigt. Es sind daher weitere, gut konzipierte Studien nötig, um die Beziehung zwischen flexiblem Arbeiten einerseits und Gesundheit und Wohlbefinden andererseits genauer zu erklären.
S. Schmidt-Wussow, Koordination durch Cochrane Schweiz