Progesteron bei Schädel-Hirntrauma

Fragestellung

Ziel ist es herauszufinden, ob die Verwendung des Hormons Progesteron bei der Behandlung von Personen, die eine Verletzung am Kopf mit Schäden am Gehirn hatten (Schädel-Hirntrauma (SHT)) hilfreich und sicher ist, wenn es innerhalb von 24 Stunden nach der Verletzung gegeben wird.

Hintergrund

SHT ist eine der Hauptursachen für Tod und Behinderung bei Personen mit Verletzungen. Schäden am Gehirn können zum Zeitpunkt der Verletzung entstehen und auch über Tage nach der Verletzung weiterbestehen. Progesteron ist ein Hormon von dem manche Ärzte annehmen, dass es als mögliches Medikament verwendet werden kann, um Hirnschäden zu reduzieren, wenn es kurz nach dem Auftreten des SHT verabreicht wird. Da es jedoch Unsicherheiten bezüglich der Wirksamkeit dieses Hormons gibt, ist es wichtig, dass wir die Evidenz bewerten.

Studienmerkmale

Wir durchsuchten die medizinische Literatur bis zum 30. September 2016 ausgiebig nach randomisierten kontrollierten Studien, die die Wirksamkeit von Progesteron bei Personen mit SHT untersuchten. Randomisierte kontrollierte Studien bieten die aussagekräftigste medizinische Evidenz.

Hauptergebnisse
Wir schlossen fünf Studien mit insgesamt 2392 Teilnehmern ein und identifizierten zudem drei laufende Studien. Alle Studien verglichen eine Teilnehmergruppe, die Progesteron innerhalb von 24 Stunden nach dem SHT erhielten, mit einer Teilnehmergruppe, die ein Scheinmedikament (Placebo genannt) erhielten, welches wie Progesteron aussah.

Die Ergebnisse unseres Reviews fanden keine Evidenz dafür, dass Progesteron, verglichen mit Placebo, die Zahl der Tode und Behinderungen bei Personen mit SHT reduzieren konnte. Es waren zu wenige Daten bezüglich der anderen, uns interessierenden Endpunkte verfügbar (Druck im Inneren des Schädels (Hirndruck), Blutdruck, Körpertemperatur und unerwünschte Ereignisse (Schäden)), als dass sie uns ermöglicht hätten, diese Endpunkte im Detail zu analysieren. Obwohl die verfügbaren Informationen keine Evidenz zu Unterschieden in der Wirkung zwischen Progesteron und der Kontrollgruppe bezüglich Hirndruck, Blutdruck und Körpertemperatur aufwiesen, zeigte eine der Studien in der Progesterongruppe ein erhöhtes Auftreten des unerwünschten Ereignisses, das Phlebitis (Entzündungen in den Venen) genannt wird. Dies liegt möglicherweise daran, dass Progesteron durch eine intravaskuläre Infusion in die Vene ('Tropf') verabreicht wird.

Qualität der Evidenz

Wir bewerteten die Qualität der Evidenz als niedrig, für die Daten bezüglich dem Risiko für Tod und als moderat, für die Daten bezüglich dem Risiko für Behinderungen. Diese Bewertung resultiert aus Unterschieden zwischen den Studien, einschließlich Unterschieden in der Dosis von Progesteron und unterschiedlichen Zeitpunkten der Bewertung der Teilnehmer in den eingeschlossenen Studien. Dies bedeutet, dass wir eingeschränktes Vertrauen in die Schlussfolgerung dieses Reviews haben.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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