Chlorhexidin-Mundspülung reduziert Gingivitis und Zahnbelag

Fragestellung

Hilft die Anwendung einer Chlorhexidin-Mundspülung (ein Breitbandantiseptikum) zusätzlich zur herkömmlichen Zahnreinigung, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) zu behandeln und zu lindern? Hat die Häufigkeit der Spülung oder die Konzentration der Lösung Auswirkungen auf das Ergebnis und gibt es unerwünschte Nebenwirkungen?

Hintergrund

Zahnfleischentzündungen sind eine heilbare Krankheit, bei der das Zahnfleisch sich rötet, anschwillt und leicht blutet. Zahnfleischentzündungen sind außerdem eine sehr häufig auftretende Krankheit - Studien legen nahe, dass zwischen 50% und 90% der Erwachsenen in Großbritannien und den USA darunter leiden. Bei anfälligen Personen können Zahnfleischentzündungen zu einer Parodontitis führen, die nicht heilbar ist. Bei Parodontitis ist die Entzündung mit einem Verlust der Fasern und des Knochens verbunden, in denen der Zahn verankert ist. Bleibt diese unbehandelt, kann dies zum Verlust des Zahns führen. Schwere Parodontitis ist weltweit die sechsthäufigste Krankheit.

Es ist weithin anerkannt, dass ein hoher Standard bei der Mundhygiene ein wichtiger Faktor bei der Vorbeugung und Behandlung von Zahnfleischentzündungen ist. Zähneputzen ist die hauptsächlich angewandte Methode für eine gute Mundhygiene. Andere häufig angewendete Reinigungsmethoden sind die Verwendung von Zahnseide, Zahnzwischenraumbürsten und eine professionelle Zahnreinigung durch einen Zahnarzt oder einen Dentalhygieniker. Für einige Personen ist es schwierig, nur mit herkömmlichen Zahnreinigungsmethoden Zahnbelag einzudämmen, und einer Zahnfleischentzündung vorzubeugen. Daher verwenden diese Personen manchmal zusätzlich zur herkömmlichen Zahnreinigung Mundspülungen mit Chlorhexidin. Diese Mundspülungen sind im Allgemeinen außerhalb den USA rezeptfrei in Apotheken und Drogeriemärkten erhältlich.

Studienmerkmale

Wir schlossen 51 Studien ein, bei denen insgesamt 5.345 Teilnehmer analysiert wurden. Die Evidenz dieses Reviews ist auf dem Stand vom 28. September 2016. Im Allgemeinen handelte es sich bei den Studienteilnehmern um Kinder und Erwachsene mit Zahnfleischentzündungen oder Parodontitis, die in der Lage waren, die üblichen Methoden zur Zahnreinigung anzuwenden, und die gesund waren. Wir schlossen keine Studien aus, bei denen einige oder sämtliche der Teilnehmer unter Erkrankungen litten, oder spezielle Pflegebedürfnisse hatten, da wir die Anwendung von Mundspülungen mit Chlorhexidin für diese Personen für besonders wichtig erachteten. Die eingeschlossenen Studien bewerteten die Wirkung von mindestens über einen Zeitraum von 4 Wochen, zusätzlich zur herkömmlichen Zahnreinigung angewendeten Chlorhexidin-Mundspülungen bei Zahnfleischentzündungen bei Kindern und Erwachsenen.

Hauptergebnisse

Es liegt Evidenz von hoher Qualität dafür vor, dass die Anwendung von Mundspülungen mit Chlorhexidin über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen oder 6 Monaten zusätzlich zum herkömmlichen Zähneputzen und zur üblichen Zahnreinigung zu einer starken Reduzierung von Zahnbelag (Plaque) führt. Darüber hinaus liegt auch Evidenz von hoher Qualität für eine moderate Verminderung von Zahnfleischentzündungen bei Personen mit leichten Entzündungen vor. Dieser Rückgang kann jedoch nicht als klinisch bedeutsam eingestuft werden, da die Krankheit bei diesen Personen nur von leichter Natur war. Die Art der verfügbaren Evidenz ermöglicht es uns nicht, festzustellen, inwieweit Zahnfleischentzündungen bei Personen mit moderaten bis schweren Entzündungen reduziert werden können.

Es gab keine Evidenz dafür, dass eine Konzentration oder Stärke der Chlorhexidin-Mundspülung wirksamer war als eine andere.

Die Anwendung der Mundspülung über einen Zeitraum von 4 Wochen hinaus, führt zu einer Verfärbung der Zähne, die eine professionelle Zahnreinigung durch einen Zahnarzt oder einen Dentalhygieniker erforderlich macht. Andere Nebenwirkungen wurden berichtet, hierunter die Bildung von Zahnstein, eine zeitweilige Geschmacksbeeinträchtigung und eine zeitweilige Ablösung/Schädigung der Mundschleimhaut.

Qualität der Evidenz

Bei einer Studie konnte das Risiko für Bias nicht bewertet werden, bei den verbliebenen 50 Studien wurde das Risiko für Bias als hoch bewertet, dies hatte jedoch keinen Einfluss auf die Qualitätsbewertungen in Bezug auf Zahnfleischentzündungen und Zahnbelag (Plaque), da wir davon ausgehen, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich unser Vertrauen in den Effektschätzer hierdurch ändern könnte.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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