Dopamin-Agonisten zur Vorbeugung zukünftiger Fehlgeburten bei Frauen mit hohem Prolaktinspiegel und wiederholten Fehlgeburten in der Vergangenheit

Worum geht es?

Bei einer Hyperprolaktinämie ist im Blutserum eine hoher Spiegel von Prolaktin vorhanden. Prolaktin ist ein Hormon, das vor allem für seine Rolle beim Stillen (Laktation) bekannt ist. Von „idiopathischer Hyperprolaktinämie“ spricht man, wenn man für die überschießende Ausschüttung von Prolaktin keine Ursache finden kann. Dieser Zustand wird mit Fehlgeburten in Verbindung gebracht, insbesondere bei Frauen, die bereits mehrfache unerklärte Fehlgeburten hinter sich haben. Eine spezielle Form ist die okkulte (verdeckte) Hyperprolaktinämie, bei der die Prolaktinwerte morgens normal sind, im Laufe des Tages jedoch ansteigen. Sie wird ebenfalls mit Fehlgeburten in Verbindung gebracht. Ein Dopamin-Agonist ist ein Medikament, das sehr wirksam den Prolaktinspiegel senkt. Ein solches Medikament ist Bromocriptin. Es stellt wichtige Funktionen der Eierstöcke wieder her, die es Frauen ermöglichen könnten, die Schwangerschaft zu erhalten.

Warum ist das wichtig?

Am stärksten interessierte uns, ob Dopamin-Agonisten die Rate von Fehlgeburten senken und die Chancen von Frauen auf eine Lebendgeburt erhöhen können. Wir untersuchten die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von Dopamin-Agonisten zur Vorbeugung zukünftiger Fehlgeburten bei Frauen, die bereits wiederholt Fehlgeburten hatten.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir suchten am 30. Juni 2016 nach Evidenz und fanden eine Studie mit einer kleinen Anzahl Frauen: 48 Frauen wurden rekrutiert, davon jedoch nur 46 Frauen in die Analyse aufgenommen (42 mit Schwangerschaften). Vier von 46 Frauen wurden während der Studiendauer nicht schwanger. Die Studie fand in Japan statt und wir beurteilten das Risiko für Bias als hoch. Eingeschlossen wurden Frauen zwischen 24 und 40 Jahren mit idiopathischer Hyperprolaktinämie und zwei bis vier vorangegangenen spontanen Fehlgeburten. Bei 24 Frauen bestand eine okkulte Hyperprolaktinämie; sie waren gleichmäßig auf die beiden Studiengruppen verteilt. Die Frauen wurden während der Studie engmaschig untersucht (bis zum Ende der neunten Schwangerschaftswoche) und anschließend noch ein Jahr nachbeobachtet. Eine Studiengruppe erhielt den Dopamin-Agonisten Bromocriptin (2,5 bis 5,0 mg/Tag bis zum Ende der neunten Schwangerschaftswoche) und die andere Gruppe erhielt keine Behandlung (Kontrollgruppe).

Die Evidenz aus dieser Studie zeigte, dass der Dopamin-Agonist Bromocriptin wirksam zukünftige Fehlgeburten verhinderte (Evidenz von niedriger Qualität). Die Raten von Lebendgeburten und von Empfängnis blieben jedoch bei Frauen, die Bromocriptin erhielten, ähnlich wie bei Frauen, die keine Behandlung erhielten (Evidenz sehr niedriger Qualität). Die Studie berichtete nur von Serumprolaktinspiegeln bei den schwangeren Frauen. Die Studie berichtete nicht von unerwünschten Wirkungen, die die Dopamin-Agonisten möglicherweise haben können, sowohl bei den Frauen (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen und psychotische Symptome) als auch bei ihren Babys (z.B. angeborene Fehlbildungen, geringes Geburtsgewicht und Entwicklungsstörungen).

Was bedeutet das?

Wir bewerteten die Qualität der Evidenz für den Review-Endpunkt Fehlgeburt als niedrig und für die Endpunkte Lebendgeburt und Empfängnis als sehr niedrig, da zum Studienaufbau Fragen offen blieben, die Anzahl von Studienteilnehmerinnen klein war und nur eine randomisierte kontrollierte Studie gefunden wurde. Aktuell gibt es nicht genug Evidenz (aus einer kleinen Studie), um zu bewerten, ob Dopamin-Agonisten zur Vorbeugung von Fehlgeburten bei Frauen mit idiopathischer Hyperprolaktinämie und wiederholten Fehlgeburten wirksam und sicher sind. Es besteht Bedarf an weiteren hochwertigen Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet. Mehr Studien werden benötigt, an denen mehr Frauen teilnehmen, um die Ergebnisse dieses Reviews zu ergänzen. Weitere Studien sollten verschiedene Dopamin-Agonisten untersuchen (einschließlich Bromocriptin, Cabergolin und Quinagolid) und wichtige Endpunkte berücksichtigen wie etwa unerwünschte Wirkungen sowohl bei der Mutter als auch beim Kind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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