Probiotika zur Vorbeugung von Lungenentzündung, ausgelöst durch künstliche Beatmung

Fragestellung

Wir bewerten die aktuelle Evidenz aus veröffentlichten Studien über die Wirkung von Probiotika zur Prävention einer Lungenentzündung, die durch künstliche Beatmung ausgelöst wurde („ventilator-associated pneumonia“ = VAP).

Hintergrund

VAP ist eine Erkrankung, die bei Patienten auftreten kann, die mehr als 48 Stunden mechanisch beatmet werden und wodurch die Sterbewahrscheinlichkeit bei Patienten auf der Intensivstation deutlich erhöht werden kann. Trotz vorbeugender Maßnahmen und Fortschritte in der antimikrobiellen Therapie ist VAP in den USA die zweithäufigste Infektionserkrankung im Zusammenhang mit Krankenhausaufenthalten. Sie ist mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Krankheiten und Tod und erhöhten Gesundheitskosten verbunden. Es wird angenommen, dass Probiotika die Barrierefunktion des Darmes verstärken können, was einen klinischen Nutzen haben kann. Bislang gab es jedoch keine eindeutige Evidenz, ob Probiotika mit besseren klinischen Endpunkten verbunden sind.

Studienmerkmale

Wir schlossen acht Studien mit 1083 Teilnehmenden ein, die Probiotika mit Placebo zur Prävention von VAP verglichen. Die Studien wurden zwischen 2006 und 2011 in China, Frankreich, Griechenland, Slowenien, Schweden, Großbritannien und den USA durchgeführt. Die Finanzierung erfolgte dabei aus verschiedenen Quellen, darunter Krankenhäuser/nationale Gesundheitsdienste, Arzneimittelhersteller und die nationalen Gesundheitsinstitute. In den Studien, die das Geschlechterverhältnis angaben, gab es 611 Männer und 378 Frauen. Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2014.

Wichtigste Ergebnisse und Qualität der Evidenz

Die Ergebnisse dieser Studien zeigen, dass Probiotika mit einer Verringerung der VAP-Fälle verbunden sind. Die Qualität der Evidenz ist jedoch niedrig, und der Ausschluss der einen Studie, die keine zuverlässige Definition von VAP lieferte, erhöht die Unsicherheit in dieses Ergebnis. Die Ergebnisse aller übrigen berichteten Endpunkte (einschließlich Mortalität, Häufigkeit von Durchfall, Verweildauer auf der Intensivstation, Dauer der mechanischen Beatmung und allgemeiner Antibiotikagabe) waren ungewiss zwischen den Gruppen, die entweder Probiotika oder Placebo oder eine Standardbehandlung erhielten. Die Häufigkeit von Durchfall wurde in der Hälfte der eingeschlossenen Studien berichtet, wodurch gezeigt wurde dass es keine eindeutige Evidenz für einen Unterschied zwischen Probiotika und Standardbehandlung oder Placebo gibt. Die Qualität der Evidenz der Studien war generell niedrig bis sehr niedrig. Aufgrund der Widersprüche in den Ergebnissen aus zuvor veröffentlichten systematischen Reviews und der Unsicherheit dieser Ergebnisse besteht Bedarf an größeren, gut gestalteten und zuverlässig berichteten Studien.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

J. Gauch, freigegeben für Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA.

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