Operative verglichen mit nicht-operativen Eingriffen zur Behandlung von Schlüsselbeinbrüchen bei Jugendlichen und Erwachsenen

Diese Zusammenfassung stellt dar, was wir aus der Forschung über die Wirkungen von operativen im Vergleich zu nicht-operativen (konservativen) Maßnahmen, wie z.B. dem Tragen einer Armschlinge oder eines Rucksackverbands für zwei bis sechs Wochen zur Behandlung eines gebrochenen Schlüsselbeins, wissen.

Hintergrund

Das Schlüsselbein (die Klavikula) dient im Bereich der Vorderseite des Brustkorbs als Brücke, um den Arm mit dem Brustkorb zu verbinden. Es trägt zur Stabilisierung der Schulter bei, während es gleichzeitig die freie Bewegung des Arms ermöglicht, dient als Ansatzbereich für Muskeln, und ist Teil des bei der Atmung genutzten muskuloskelettalen Apparates. Das Schlüsselbein schützt zudem Nerven und Blutgefäße und spielt eine wichtige ästhetische Rolle für das körperliche Erscheinungsbild einer Person. Der häufigste Ort eines Bruchs ist das mittlere Drittel des Schlüsselbeins. Die Verletzung tritt typischerweise bei Jugendlichen und älteren Erwachsenen auf. Sie entsteht meist durch einen Sturz direkt auf die Außenseite der Schulter. Die meisten Brüche des mittleren Drittels des Schlüsselbeins werden nicht-operativ (konservativ) behandelt. Bei schwerwiegenderen Brüchen kann das Ergebnis jedoch unbefriedigend sein. Die operative Behandlung besteht darin, den Knochen wieder zurück in seine ursprüngliche Position zu bringen und dort zu fixieren. Dies geschieht üblicherweise durch eine innere Fixierung mit einer Platte und Schrauben oder einem Metallstab, der in den inneren Hohlraum des Schlüsselbeins (die Medulla) eingesetzt wird (intramedulläre Fixierung).

Suchergebnisse

Wir durchsuchten medizinische Datenbanken bis Dezember 2017 und schlossen 14 Studien mit 1469 Teilnehmern mit verschobenen oder abgewinkelten Frakturen des mittleren Drittels des Schlüsselbeins ein. Alle Teilnehmer waren Erwachsene im Alter von 17 bis 70 Jahren, und es waren mehr Männer als Frauen. Zehn Studien verglichen eine Plattenfixierung mit einer nicht-operativen Behandlung (mit einer Schlinge und/oder einem Rucksackverband), und vier Studien verglichen eine intramedulläre Fixierung mit dem Tragen einer Schlinge oder eines Rucksackverbands.

Hauptergebnisse

Der Review zeigte, dass eine Operation im Vergleich mit einer nicht-operativen Behandlung die Funktion, die Schmerzen und die Lebensqualität des Oberarms ein Jahr später möglicherweise nicht verbessert. Eine Operation verringert jedoch möglicherweise das Risiko einer fehlgeschlagenen Behandlung, wenn ein späterer operativer Eingriff bei nicht oder falsch verheilten Brüchen erforderlich ist. Wir sind unsicher, ob eine Operation insgesamt ein besseres kosmetisches Ergebnis erzielt. Obwohl eine Operation eine Deformierung (Fehlstellung der) Schulter verringert, kann sie zu unansehnlichen Narben und hervorstehenden Metallteilen führen. Wir sind auch unsicher, ob es einen Unterschied zwischen einer Operation und einer konservativen Behandlung hinsichtlich des Risikos einer Komplikation gibt. Die Art dieser Komplikationen unterscheidet sich jedoch oftmals je nach Behandlung. Komplikationen bei Operationen, wie Wundinfektionen und -spalten oder Reizungen durch das eingebrachte Material, die weitere operative Eingriffe erfordern, müssen gegen Komplikationen, die möglicherweise beim Tragen einer Schlinge auftreten, wie z.B. eine Schultersteife und ein Nicht-Heilen der Fraktur, abgewogen werden.

Qualität der Evidenz

Alle 14 Studien wiesen Schwächen auf, die die Zuverlässigkeit ihrer Ergebnisse beeinträchtigen könnten. Wir werteten die Qualität der Evidenz als niedrig oder sehr niedrig.

Schlussfolgerung

Evidenz von niedriger Qualität deutet darauf hin, dass eine Operation möglicherweise nicht zu Vorteilen gegenüber einer nicht-operativen Behandlung, oder zu mehr Komplikationen, führt. Wir sind uns jedoch bezüglich dieser Ergebnisse unsicher, und weitere Studien werden diese Schlussfolgerungen möglicherweise verändern.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

H. Schilling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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