Früherkennungsuntersuchungen zu Vorhofflimmern bei Menschen über 65 Jahren verbessern die Erkennungsrate

Hintergrund

Vorhofflimmern ist eine weitverbreitete Herzrhytmusstörung, die das Herz schnell und unregelmäßig schlagen lässt. Es kann für kurze Phasen oder dauerhaft auftreten. Zu den Symptomen zählen Palpitation (Herzstolpern), Schmerzen in der Brust, Kurzatmigkeit, sowie Anzeichen von Benommenheit und Erschöpfung. Personen unter 40 Jahren sind eher selten betroffen, doch mit zunehmendem Alter steigt das Vorkommen der Erkrankung. Nicht jeder der mit Vorhofflimmern leidet unter Symptomen. Häufig ahnen Betroffenen nichts oder haben lediglich schwache Symptome, die sie selbst nicht mit Vorhofflimmern assoziieren. Vorhofflimmern stört den effizienten Blutfluss durch das Herzkreislaufsystem und steigert das Risiko für Blutgerinnsel. Blutgerinnsel wiederum können dazu führen, dass die Blutgefäße blockiert werden und einen Schlaganfall verursachen. Behandlungen mit Gerinnungshemmern, die darauf abzielen diesen Prozessen vorzubeugen, können das Risiko eines Schlaganfalles um 60% reduzieren.

Fragestellung

Ein sinnvolles Früherkennungsprogramm für Vorhofflimmern muss die Erkennungsrate der Erkrankung verbessern und durch die Früherkennung einen Nutzen für Betroffene bieten. Ziel dieses Reviews war es, den ersten Teil der oben genannten Frage zu beantworten - nämlich herauszufinden, ob Vorsorgeuntersuchungen die Zahl der Diagnosen steigert, verglichen zur herkömmlichen Untersuchung durch einen Arzt, wenn bereits die ersten Symptome spürbar sind und Risikofaktoren zu einer gezielten Untersuchung führen würden. Zudem sollten die Aspekte Sicherheit, sowie die Rate der Früherkennungsuntersuchungen und die Kosten berücksichtigt werden.

Ergebnisse

Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2015. Dieser Review identifizierte eine Studie, die den Einschlusskriterien entsprach. Inhalt dieser Studie waren zwei Arten der Früherkennung. Zum einen eine systematische Früherkennungsuntersuchung, welche allen Personen über 65 Jahren die Teilnahme an einer Elektrokardiogramm (EKG) Untersuchung anbot, während zum anderen eine zweckmäßige Früherkennungsuntersuchung nur Personen über 65 angeboten wurde, bei denen ein unregelmäßiger Puls im Rahmen einer allgemeinmedizinischen Untersuchung festgestellt wurde. Beide Früherkennungsuntersuchungen konnten eine Steigerung bei der Entdeckung des Vorhofflimmerns nachweisen im Vergleich zu herkömmlich angewandten Methoden (moderate Qualität der Evidenz). Die Früherkennung schienen wirksamer bei Männern als bei Frauen zu sein, während keine Informationen hinsichtlich Ethnie oder des sozioökonomischen Status berichtet wurden. Da nur eine Studie gefunden wurde, blieb der Vergleich mit anderen Settings aus. Die Durchführung einer Untersuchung mit dem systematischen Ansatz fiel höher aus als für die zweckmäßige Früherkennungsuntersuchung. Doch mit beiden Ansätzen wurden mehr Männer zwischen 65 und 74 Jahren als Menschen aus höheren Altersgruppen über 75 Jahren untersucht. Es wurden keine Sicherheitsprobleme oder Komplikationen berichtet. Vom Standpunkt der Gesundheitsdienstleister war die systematische Früherkennungsuntersuchung kostspieliger als die zweckmäßige Vorsorgeuntersuchung. Alle Ergebnisse basieren jedoch auf einer Studie, weshalb diese nicht ohne Weiteres außerhalb des zugrundeliegenden Settings (Großbritannien, Primärversorgung) oder der Patienten dieser Studie (über 65 Jahre) gelten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

R. Binder, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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