Intravenöse Infusion von Lidocain mit Beginn der Operation zur Verminderung von Schmerzen und Verbesserung der Genesung nach der Operation

Hintergrund

Die häufigsten Probleme, die unmittelbar auf eine Operation unter Allgemeinnarkose folgen, sind Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Delirium und langsame oder keine Bewegung der Nahrung durch den Verdauungstrakt. Die Verabreichung von Opioiden, um postoperative Schmerzen zu vermindern, ist möglicherweise auch mit Übelkeit und Darmträgheit verbunden, was ebenfalls eine reibungslose Genesung verhindert. Für Patienten und Kliniker ist es von Interesse, diese Komplikationen zu vermindern oder ihnen vorzubeugen, was zu einer frühzeitigen Genesung führt, so dass die Patienten das Krankenhaus früher verlassen können. Eine Möglichkeit der Schmerzlinderung nach einer Operation ist die epidurale Analgesie (Epidural-Analgesie), wobei ein Opioid oder ein Mittel zur örtlichen Betäubung wie Lidocain in den Raum gespritzt wird, der das Rückenmark umschließt. Möglicherweise sind nicht alle Patienten für die epidurale Analgesie geeignet, und deshalb sind zusätzliche Optionen wie nicht-opioide intravenöse Schmerzmittel erforderlich, die eine schnelle Genesung ermöglichen.

Es war das Ziel dieses Reviews, den Nutzen und Risiken der intravenösen Infusion von Lidocain bei Patienten mit unterschiedlichen chirurgischen Eingriffen zu untersuchen. Lidocain ist ein Medikament, das verwendet wird, um Gewebe in einem bestimmten Bereich zu betäuben.

Studienmerkmale

Dieser Review wurde 2015 veröffentlicht und 2017 aktualisiert. Wir fanden 68 randomisierte kontrollierte Studien (RTCs), (klinische Studien, in denen Menschen nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehreren Behandlungsgruppen zugeteilt werden), mit Ergebnissen von insgesamt 4525 Teilnehmern. RCTs werden verwendet, weil sie die zuverlässigste Evidenz liefern.

Intravenöse Lidocain-Gabe wurde in 66 der Studien mit Placebo oder Standardbehandlung verglichen, und in zwei Studien mit thorakaler (Brustbereich der Wirbelsäule) epiduraler Analgesie. (Ein Placebo ist eine inaktive Substanz oder Maßnahme, die einem Teilnehmer einer medizinischen Studie verabreicht wird, um seine Wirkungen mit denen des eigentlichen Medikaments oder anderen Intervention zu vergleichen). Die Lidocain-Infusion wurde während der Operation, vor dem ersten Schnitt, begonnen und mindestens bis zum Ende der Operation fortgesetzt. Die eingeschlossen Studien wurden mittelmäßig gut durchgeführt.

Hauptergebnisse

Wir sind unsicher, ob die Lidocain-Infusion im Vergleich zu Placebo oder Standardbehandlung ein bis vier Stunden nach der Operation Schmerzen vermindert (29 Studien mit über 1600 Teilnehmern). Nach 24 Stunden (33 Studien, 1847 Teilnehmer) und nach 48 Stunden (24 Studien, 1404 Teilnehmer) gab es hinsichtlich der Schmerzen wahrscheinlich keinen Unterschied zwischen den Teilnehmern in der Lidocain-Gruppe und der Placebo-Gruppe. Wir sind unsicher, ob die Lidocain-Infusion die Wiederherstellung der Darmfunktion mit einer Zeitverkürzung bis zur ersten Darmentleerung oder zum erstem Stuhlgang verbessert (12 Studien, 684 Teilnehmer) und das Risiko eines Darmverschlusses vermindert (4 Studien, 273 Teilnehmer). Wir sind auch unsicher, ob Lidocain postoperative Übelkeit (35 Studien, 1903 Teilnehmer) und den Bedarf an Opioiden zur Schmerzlinderung (40 Studien, 2201 Teilnehmer) verringert. Nur eine begrenzte Anzahl von Studien analysierte systematisch unerwünschte Wirkungen von intravenöser Lidocain-Infusion. Die Nebenwirkungen von intravenöser Lidocain-Infusion waren unklar.

In den zwei Studien, die intravenöse Lidocain-Infusion im Vergleich zu epiduraler Analgesie (102 Teilnehmer) untersuchten, bleibt die Wirkung auf den Schmerz nach 24 und 48 Stunden und auf die Zeit bis zur ersten Darmentleerung unklar. Die Wirkung von Lidocain hinsichtlich des Risikos für Darmverschluss und postoperative Übelkeit ist auch unklar, da nur eine kleine Studie diese Endpunkte untersuchte. Keine der Studien untersuchte die Auswirkung auf Schmerz unmittelbar nach der Operation oder auf den Opioidgebrauch. Beide Studien betrachteten mit Lidocain verbundene unerwünschte Wirkungen, aber die Wirkung ist unklar.

Qualität der Evidenz

Wir bewerteten die Qualität der Evidenz für die meisten Endpunkte als sehr niedrig. Das lag daran, dass die Ergebnisse in den Studien unterschiedlich waren und an der Tatsache, dass die Evidenz von kleinen Studien mit moderater Qualität hinsichtlich des Studiendesigns bzw. einer beschränkten Anzahl von Studien herrührt. Die Qualität der Evidenz für minimale oder keine Wirkung auf Schmerz nach 24 und 48 Stunden war von moderater Qualität. Die Studien bezogen unterschiedliche chirurgische Eingriffe ein. Auch die Lidocain-Dosis, die benutzt wurde und die Verabreichungsdauer nach Ende der Operation waren in den Studien unterschiedlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Wetzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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