Vitamine und Mineralien in Pulverform, vor der Nahrungsaufnahme hinzugefügt, reduzieren Anämie und Eisenmangel bei Kindern im Vorschul- und Schulalter

Hintergrund der Fragestellung

Schätzungsweise eine Milliarde Menschen weltweit sind von einem Mangel an mindestens einem Vitamin oder Mineral (auch als Mikronährstoffe bekannt) betroffen. Eisen-, Vitamin A-, Zink- und Jodmangel sind bei Kindern im Vorschul- (24 Monate bis unter 5 Jahre alt) und Schulalter (5 bis 12 Jahre alt) sehr häufig und schränken ihre Gesundheit und tägliche körperliche Leistungsfähigkeit ein. Eine Anämie, ein Zustand bei dem die Fähigkeit der roten Blutkörperchen, Sauerstoff zu transportieren, eingeschränkt ist, tritt häufig nach längerem Eisenmangel auf.

Die Nahrungsanreicherung mit pulverisierten Vitaminen und Mineralien vor der Einnahme wurde zur Reduzierung von Mikronährstoffmängeln bei Kindern als Maßnahme im Gesundheitswesen vorgeschlagen. Hierbei wird eine vorgefertigte pulverisierte Mischung, die Eisen und eventuell andere Mineralien und Vitamine enthält, dem Essen hinzugefügt. Dies geschieht entweder während des Kochens, danach, oder direkt vor dem Verzehr, um den Nährstoffgehalt zu verbessern ohne Farbe oder Geschmack zu beeinflussen. Der Vorgang der Nahrungsanreicherung vor der Einnahme wird auch als „home fortification“ bezeichnet.

Fragestellung

Was sind die Auswirkungen der Nahrungsanreicherung mit entweder nur eisenhaltigen Mikronährstoffpulvern (MNP) oder in Kombination mit anderen Vitaminen und Mineralien vor der Einnahme auf die Ernährung, die Gesundheit sowie die Entwicklung von Kindern im Vorschul- und Schulalter (24 Monate bis 12 Jahre) verglichen mit keiner Intervention, einem Placebo (Scheinpräparat) oder regulären Eisenpräparaten (als Tropfen, Tabletten oder Sirup)?

Studienmerkmale

Dieser Review schloss 13 Studien mit 5810 Teilnehmern aus Lateinamerika, Afrika und Asien ein. Alle Studien verglichen die Bereitstellung von Mikronährstoffpulvern für Nahrungsanreicherung vor der Einnahme mit keiner Intervention oder Placebo. Sechs Studien schlossen nur Teilnehmer unter 59 Monaten ein, vier nur mindestens 60 Monate alte Kinder und drei Studien erfassten Kinder, die sowohl jünger als auch älter als 59 Monate waren. Die MNP enthielten zwischen zwei und 18 Vitamine und Mineralien. Wir suchten im Dezember 2016 nach bereits durchgeführten klinischen Studien und im April 2017 nach laufenden Studien. Außerdem kontaktierten wir relevante Institutionen bezüglich weiterer Informationen bis zur Publikation des Protokolls und im April 2017.

Hauptergebnisse

Der Review fand, dass Kinder, die eisenhaltige Mikronährstoffpulver zur Nahrungsanreicherung vor der Einnahme erhalten hatten, ein signifikant niedrigeres Risiko für Anämie und Eisenmangel, sowie höhere Hämoglobinkonzentrationen aufwiesen. Wir haben keine positiven oder negativen Auswirkungen auf Durchfall oder Sterblichkeit feststellen können, jedoch waren die Daten für diese beiden Endpunkte sehr begrenzt.

Qualität der Evidenz

Wir bewerteten die Gesamtqualität der Evidenz zur Bereitstellung von mehreren Mikronährstoffpulvern versus keine Intervention oder Placebo als moderat für Anämie, Eisenmangel und unerwünschte Wirkungen. Die Qualität der Evidenz für Hämoglobin, Sterblichkeit und Durchfall bewerteten wir als niedrig und für Ferritin als sehr niedrig. Das häufigste Risiko für Bias in den Studien war die mangelnde Verblindung der Teilnehmer, des Personals und der Endpunkterheber.

Schlussfolgerungen der Autoren

Die Nahrungsanreicherung mit eisenhaltigen MNP vor der Einnahme reduziert Anämie und Eisenmangel bei Vorschul- und Schulkindern und erscheint praktikabel für Zwecke der öffentlichen Gesundheit. Jedoch sollte zukünftige Forschung darauf abzielen, die Evidenzlage bezüglich Sterblichkeit, Morbidität, Entwicklungsfolgen und unerwünschten Wirkungen zu verbessern. Aufgrund dem Fehlen von Studien ist es uns zu diesem Zeitpunkt nicht gelungen festzustellen, ob die Wirkungen dieser Intervention mit denen von Eisenpräparaten (als Tropfen; Tabletten oder Sirup) vergleichbar sind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Saborowski, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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