Medikamente zur Behandlung von Müdigkeit während der Schichtarbeit und von Schlafproblemen nach der Schichtarbeit

Schichtarbeiter berichten häufig von Müdigkeit bei der Arbeit und von Schlafproblemen zwischen den Arbeitsschichten. Bei anhaltenden Schlafproblemen nach und ständiger Müdigkeit während der Nachtschicht spricht man vom chronischen Schichtarbeiter-Syndrom. Wir haben die Wirkung von Medikamenten wie Melatonin untersucht, die die Schlafqualität bei Schichtarbeitern nach der Nachtschicht verbessern sollen. Außerdem prüften wir, ob bestimmte Substanzen wie Koffein Schichtarbeitern dabei helfen können, wach zu bleiben. Auch die Kosten-Wirksamkeit solcher Maßnahmen wollten wir untersuchen, jedoch lagen zu diesem Thema keine Studien vor.

Berücksichtigte Studien

Wir durchsuchten die Literatur bis zum 20. September 2013 und fanden 15 Studien mit 718 Teilnehmern. Die Studien werteten die Wirkung von Melatonin und Schlafmitteln (Hypnotika) auf den Schlaf nach der Schicht aus. Außerdem untersuchten sie die Wirkung von Modafinil und Armodafinil sowie von Koffein zusammen mit kurzen Schlafphasen am Tag auf die Müdigkeit während der Schicht.

Auswirkung auf Schlafdauer und Schlafqualität

Wer Melatonin einnimmt, schläft nach der Nachtschicht tagsüber eventuell 24 Minuten länger, jedoch gibt es möglicherweise keine Auswirkungen auf andere schlafbezogene Endpunkte wie die Einschlafdauer (Evidenz von geringer Qualität). Nebenwirkungen traten bei der Einnahme von Melatonin selten auf.

Bei Schlafmitteln (Zopiclon) reicht die Datenlage nicht aus, um zu bestimmen, ob sie die Schlafdauer beeinflussen oder nicht (Evidenz von sehr geringer Qualität). Wir fanden keine Berichte über Nebenwirkungen von Schlafmitteln bei Schichtarbeitern.

Auswirkung auf Aufmerksamkeit und Müdigkeit während der Schicht

Wahrscheinlich führt die Einnahme von Modafinil und Armodafinil zu einer leichten Verringerung der Müdigkeit und zu erhöhter Aufmerksamkeit während der Nachtschicht (Evidenz von mittlerer Qualität). Das geht aus einer dreimonatigen Nachbeobachtung von Menschen mit chronischem Schichtarbeiter-Syndrom hervor. Kopfschmerzen und Übelkeit waren sowohl in der Kurzzeit- wie auch in der Langzeit-Nachbeobachtung die häufigsten Nebenwirkungen. Seit der Markteinführung dieser Arzneimittel wurde jedoch auch von schweren Hauterkrankungen berichtet. Wir haben keine Studien mit Schichtarbeitern gefunden, bei denen kein chronisches Schichtarbeiter-Syndrom festgestellt worden war.

Eine Studie zeigte, dass die Einnahme von Koffein in Kombination mit einem kurzen Tagschlaf vor der Nachtschicht die Wachsamkeit während der Nachtschicht erhöhte.

Offene Fragen

Die Evidenz war insgesamt von geringer Qualität und stammte überwiegend aus kleinen Studien. Sowohl Schlafmittel als auch Wirkstoffe, die die Aufmerksamkeit fördern, bringen potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich. Es sind daher weitere Studien nötig, um Nutzen und Schaden dieser Medikamente zu bestimmen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow. Koordination durch Cochrane Schweiz.

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