Zinkpräparate bei Tinnitus

Hintergrund

Tinnitus ist die Wahrnehmung von Geräuschen im Ohr oder im Kopf. Schwerer Tinnitus betrifft 1 bis 2 % der Bevölkerung. Menschen mit schwerem Tinnitus erleiden häufig psychologische Veränderungen und eine Minderung ihrer Lebensqualität. Tinnitus ist schwer zu kontrollieren und viele Ärzte testen neue Behandlungen zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen, die unter diesem Problem leiden. Dieser Review suchte nach qualitativ hochwertigen Studien in der Literatur, die Zinkpräparate als mögliche Behandlung von Tinnitus bei Erwachsenen einschlossen. Ziel war es zu bewerten, ob oral eingenommenes Zink bei der Behandlung von Tinnitus wirksam ist.

Studienmerkmale

Wir schlossen insgesamt drei Studien mit 209 Teilnehmern ein, die mit oralen Zinkpillen oder Placebo behandelt wurden. Alle Patienten waren Erwachsene über 18 Jahre mit subjektivem Tinnitus. Alle drei Studien untersuchten die Verbesserung des Tinnitus als ihren primären Endpunkt. Eine Studie untersuchte unerwünschte Wirkungen und unseren sekundären Endpunkt "Veränderung der Gesamtschwere des Tinnitus". Zwei Studien untersuchten die Lautstärke des Tinnitus. Nur eine Studie, die ausschlie´ßlich ältere Patienten einschloss, verwendete ein validiertes Instrument (den Tinnitus Handicap Fragebogen (THQ)), um den primären Endpunkt zu messen. Die anderen beiden Studien untersuchten Tinnitus unter Verwendung von Skalen (von 0 bis 7 und von 0 bis 10), diese Skalen waren jedoch nicht validierte Instrumente zur Untersuchung von Tinnitus.

Hauptergebnisse

Alle drei eingeschlossenen Studien hatten Unterschiede in ihrer Teilnehmerauswahl, der Dauer der Nachbeobachtung und der Endpunktmessung, wodurch eine Meta-Analyse (Kombination der Ergebnisse) nicht möglich war.

Nur eine Studie (durchgeführt im Jahr 2013) verwendete ein validiertes Instrument (den THQ) zur Messung der Verbesserung von Tinnitus, unserem primären Endpunkt. Die Autoren berichteten keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Eine weitere Studie (2003) berichtete über den Schweregrad von Tinnitus unter Verwendung einer nicht validierten Skala (0 bis 7) und fand einen signifikanten Unterschied in den subjektiven Tinnitus-Werten, welcher die Zinkgruppe begünstigte. Dieses Ergebnis hat jedoch ein Risiko für Bias, weil die Verluste in der Nachbeobachtung in der Placebo-Gruppe unausgewogen und höher waren. Eine dritte Studie (1991) untersuchte ebenso die Verbesserung des Tinnitus unter Verwendung eines nicht validierten Instruments (eine Skala von 0 bis 10) und fand keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen.

Es gab keine schweren Nebenwirkungen in Verbindung mit den Zinkpräparaten. Es wurden drei Fälle von leichten unerwünschten Wirkungen bei verschiedenen Teilnehmern berichtet (z.B. leichte Magensymptome).

Zwei Studien (2003 und 2013) bewerteten die Veränderung der Tinnitus-Lautstärke (einer unserer sekundären Endpunkte), fanden jedoch keinen Unterschied zwischen den mit Zink behandelten Patienten im Vergleich zu denen, die ein Placebo einnahmen.

Zwei Studien untersuchten Veränderungen des Gesamtschweregrades von Tinnitus. Eine Studie, die 1991 veröffentlicht wurde, fand für diesen Endpunkt keinen Unterschied zwischen den Gruppen. Die zweite Studie, die 2003 veröffentlicht wurde, berichtete über eine signifikante Verringerung der subjektiven Tinnitus-Werte in der Zinkgruppe und keine Veränderung in der Placebo-Gruppe. Beide Studien verwendeten jedoch eine nicht validierte Skala.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz ist sehr niedrig. Wir fanden keine Evidenz dafür, dass der Einsatz von oralen Zinkpräparaten die Symptome bei Erwachsenen mit Tinnitus verbessert. Diese Evidenz ist auf dem Stand vom 14. Juli 2016.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

K. Kunzweiler, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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