Häusliche Pflege oder Pflegeheimalternativen zur institutionellen Langzeitpflege für funktional abhängige ältere Menschen

Was ist das Ziel dieses Reviews?

Das Ziel dieses Cochrane Reviews war, die Wirkung von häuslicher Pflege oder Pflegeheimalternativen im Vergleich zur institutionellen Pflege bei älteren Menschen, die für ihre Versorgung auf andere angewiesen sind, zu erheben.

Kernaussagen

Die Studien schlossen verschiedene Teilnehmende und Settings der Gesundheitsversorgung, sowie verschiedene Interventionen ein. Einige der Studien wurden schlecht durchgeführt, was bedeutet, dass wir bei der Interpretation unserer Ergebnisse vorsichtig sein müssen.

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es unzureichende Evidenz, um Empfehlungen für häuslich-basierte Alternativen zur institutionellen Langzeitpflege für gebrechliche ältere Menschen zu unterstützen.

Was wir in diesem Review untersuchten

In vielen Ländern erhalten gebrechliche ältere Menschen mit verschiedenen Erkrankungen Langzeitpflege in Pflegeheimen oder anderen Institutionen. Aufgrund der steigenden Anzahl älterer Menschen und die mit Pflegeheimen verbundenen Kosten, sind andere Formen der Pflege notwendig - inklusive zusätzlicher Pflege im eigenen Haus der betroffenen Person. Wir beurteilten Studien, die Pflege zu Hause versus Pflege in einer Institution anboten.

Was sind die Hauptergebnisse des Reviews?

Wir schlossen 10 Studien ein, die in fünf verschiedenen Ländern (USA, Taiwan, Schweden, Grossbritannien und Kanada) durchgeführt wurden. Die Studien inkludierten 16.377 ältere Menschen, welche eine Pflegeleistung in Anspruch nahmen. Alle Studien verglichen eine Form der häuslichen Pflege mit institutioneller Langzeitpflege. Die meisten Studien involvierten Personen mit mehreren unterschiedlichen Erkrankungen, mit Ausnahme einer Studie, die nur Teilnehmende nach einem Schlaganfall einschloss.

Wir sind unsicher, ob die Langzeitpflege zu Hause verglichen mit der Versorgung im Pflegeheim das Risiko für Mortalität oder Krankenhauswiederaufnahme senken kann, da die Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit war. Wir sind gleichermaßen unsicher, ob die Intervention die physische Funktion oder Lebensqualität steigern kann, da auch hier die Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit war. Wir konnten keine Studien identifizieren, die über unerwünschte gesundheitsbezogene Endpunkte berichteten.

Wie aktuell ist dieser Review?

Die Autoren des Reviews suchten nach Studien, die bis November 2015 publiziert wurden.

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Es gibt unzureichend qualitativ hochwertige publizierte Daten, um ein spezielles Versorgungsmodell für funktional abhängige ältere Menschen zu empfehlen. Gemeinde-gestützte Pflege war nicht konsequent nutzbringend über alle eingeschlossenen Studien hinweg; es gab einige Daten, die Gemeinde-gestützte Pflege, im Vergleich mit institutioneller Pflege, mit verbesserter Lebensqualität und physischer Funktion assoziierten. Allerdings könnten Gemeinde-gestützte Alternativen im Vergleich zur institutionellen Pflege mit einem erhöhten Risiko für Krankenhausaufnahmen in Zusammenhang gebracht werden. Künftige Studien sollten die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen erheben, ökonomische Analysen durchführen und die Belastung der Pflegenden berücksichtigen.

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Hintergrund: 

Die demografische Entwicklung hat zu einer steigenden Anzahl an funktional abhängigen älteren Menschen, die Pflege und medizinische Behandlung benötigen, geführt. In vielen Ländern versucht die Regierungspolitik, Ressourcen von Pflegeheimen in die Gemeinden zu verschieben. Dies geschieht mit der Erwartung, dass Kosten reduziert und die Versorgungsqualität verbessert wird.

Zielsetzungen: 

Erfassung der Wirkung von Langzeitpflege oder Förderung der häuslichen Pflege versus institutioneller Pflege für funktional abhängige ältere Menschen.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL) über die Cochrane Library, MEDLINE, Embase, CINAHL und zwei Studienregister bis November 2015.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte und nicht-randomisierte Studien, kontrollierte vorher-nachher Studien und unterbrochene Zeitreihen-Studien ein, die mit den EPOC Studiendesignkriterien übereinstimmten, und die Wirkung von Langzeitpflege zu Hause mit institutioneller Pflege für funktional abhängige ältere Menschen verglichen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Reviewer extrahierten unabhängig voneinander Daten und erhoben das Risiko für Bias in jeder eingeschlossenen Studie. Wir berichteten die Ergebnisse narrativ, da die substantielle studienübergreifende Heterogenität bedeutete, dass eine Meta-Analyse nicht angemessen war.

Hauptergebnisse: 

Wir schlossen 10 Studien, mit 16.377 Teilnehmenden, die alle in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt wurden, ein. Die eingeschlossenen Studien verglichen Gemeinde-gestützte Pflege mit institutioneller Pflege (Pflegeheime). Die Stichprobengröße reichte von 98 bis 11.803 (Median N=204). Es lag substantielle Heterogenität im Gesundheitsversorgungskontext, in den untersuchten Interventionen und in den erhobenen Endpunkten vor. Eine Studie war eine randomisierte Studie (n=112); andere eingeschlossene Studien verwendeten Designs, die möglicheriwese einen Bias hatten, vor allem aufgrund des Fehlens der Randomisierung, Ungleichheiten in den Studiengruppen beim Behandlungsbeginn und nicht verblindeten Endpunkt-Erhebungen. Die meisten Studien führten die Auswahl oder den Ausschluss der Teilnehmenden nicht anhand eines spezifischen Krankheitsstadiums durch, mit der Ausnahme einer Studie, die nur Patienten einschloss, die einen Schlaganfall erlitten hatten. Alle Studien hatten methodische Einschränkungen, sodass die Leser die Ergebnisse mit Vorsicht interpretieren sollten.

Es ist unklar, ob die häusliche Langzeitpflege verglichen mit der Pflege im Pflegeheim das Mortalitätsrisiko senkt (2 Studien, n=314, sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz). Die Schätzungen reichten von nahezu dreifach-erhöhtem Mortalitätsrisiko in der Gruppe der häuslichen Pflege (relatives Risiko (RR) 2,89, 95 % Konfidenzintervall (KI) 1,57 bis 5,32) bis zu einer 62 % relativen Reduktion (RR 0,38, 95 % KI 0,17 bis 0,61). Wir führten die Daten aufgrund der hohen Heterogenität (I2=94%) nicht zusammen.

Es bleibt unsicher, ob die Intervention eine positive Wirkung auf die physische Funktion hat, da die Qualität der Evidenz sehr niedrig ist (5 Studien, n=1295). Zwei Studien berichteten, dass Teilnehmende, die häusliche Langzeitpflege erhielten, Verbesserungen im Bereich der Aktivitäten des täglichen Lebens verglichen zu jenen, die in einem Pflegeheim lebten, auswiesen. Allerdings zeigte eine dritte Studie, dass alle Teilnehmenden ähnliche Werte hinsichtlich physischer Funktion aufwiesen.

Aufgrund der sehr niedrigen Verlässlichkeit der Evidenz (2 Studien, n=114) ist unsicher, ob häusliche Langzeitpflege verglichen mit Pflegeheimen die Zufriedenheit (RR 1,97, 95 % KI 1,27 bis 3,04) oder die generelle Zufriedenheit, verbessert.

Das Ausmaß, in welchem häusliche Langzeitpflege mit mehr oder weniger unerwünschten gesundheitsbezogenen Endpunkten assoziiert wird, wurde nicht berichtet.

Es ist unsicher, ob häusliche Langzeitpflege verglichen mit Pflegeheimen das Risiko für Krankenhausaufnahmen vermindert (sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz, n=14.853). Effektschätzer des relativen Risikos reichten von 2,75 (95 % KI 2,59 bis 2,92), was ein erhöhtes Risiko für jene, die zu Hause gepflegt werden zeigt, bis 0,82 (95 % KI 0,72 bis 0,93), was ein leicht reduziertes Risiko für die gleiche Gruppe zeigt. Wir führten die Daten aufgrund der hohen Heterogenität (I2=99%) nicht zusammen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Kobleder, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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