Übungen zur Minderung der Sturzangst älterer, selbstständig lebender Menschen

Viele ältere Menschen haben Angst davor zu stürzen, insbesondere nachdem sie einmal gestürzt sind. Die Sturzangst kann eine beträchtliche Auswirkung auf die Gesundheit und das Leben eines älteren Menschen haben, da sie häufig die körperlichen und sozialen Aktivitäten beeinträchtigt.

Wir wollten herausfinden, ob Übungen in Form einer geplanten, strukturierten, wiederholten körperlichen Aktivität mit dem Ziel der Verbesserung der körperlichen Fitness dazu beitragen können, die Sturzangst zu mindern. Arten von Übungsinterventionen (Übungsmaßnahmen) umfassen Gleichgewichtstraining, Kraft- und Widerstandstraining sowie dreidimensionale (3D-) Übungen wie zum Beispiel Tanzen oder Tai Chi. Übungen können auf verschiedene Weise vermittelt werden. Dies kann sowohl Gruppeneinheiten umfassen, in denen die Teilnehmer im Rahmen eines Kurses von einem Anleiter unterrichtet werden, als auch die Ausgabe von Broschüren, DVDs oder (Ton-) Bändern mit Übungsanweisungen an Einzelpersonen, um diesen die Durchführung von Übungen für sich allein, ohne Anleitung, zu ermöglichen.

Wir durchsuchten die medizinische Literatur bis Juli 2013 nach Studien, die die Wirkungen von Übungen und der angegebenen Sturzangst unter selbstständig lebenden Menschen (d.h. Menschen, die entweder im eigenen Haushalt oder in einem Wohnumfeld leben, in dem keine Pflege oder Rehabilitation bereitgestellt wird). Die Studien verglichen Übungen mit keiner Behandlung oder einer anderen Maßnahme wie zum Beispiel einer Schulung.

Zusammenfassung der Evidenz (des wissenschaftlichen Belegs)

Wir schlossen 30 Studien in den Review ein, mit insgesamt 2878 Teilnehmern, deren durchschnittliches Alter zwischen 68 und 85 Jahren lag. Die meisten Studien nahmen überwiegend Frauen auf. Zwölf Studien nahmen Teilnehmer mit einem erhöhten Sturzrisiko auf, und drei von diesen nahmen Personen auf, die außerdem Sturzangst hatten. Alle Studien wiesen ein gewisses Risiko von Verzerrung (einer Verfälschung ihrer Ergebnisse) auf, hauptsächlich, weil die Teilnehmer wussten in welcher (Studien-) Gruppe sie waren. Dieses Fehlen einer Verblindung (Wahrung der Unwissenheit der Teilnehmer darüber, welcher Gruppe sie zugeteilt wurden) könnte die Studienergebnisse beeinflusst haben.

Wir fanden Evidenz geringer Qualität aus 24 Studien dafür, dass Übungsinterventionen eine kleine bis mäßige Minderung der Sturzangst unmittelbar nach der Intervention bewirken. Einige zusätzliche Analysen ermöglichten es uns nicht zu ermitteln, ob sich diese Wirkung zwischen verschiedenen Personengruppen unterschied, wie zum Beispiel solchen mit einem hohen Sturzrisiko, oder bei unterschiedlichen Übungsinterventionen wie zum Beispiel Gruppen- oder Einzelübungen. Wir sind sehr unsicher, ob die Wirkung von Übungen auf die Sturzangst in den Folgemonaten nach Beendigung der Maßnahme erhalten bleibt.

Wir schlossen nur Studien ein, die über Sturzangst berichteten; daher stellt die Evidenz zu anderen Endpunkten (Zielen; Vorkommen von Stürzen, Depression, Ängstlichkeit und körperliche Aktivität) nur einen kleinen Teil der gesamten Evidenz zur den Wirkungen von Übungen auf diese (anderen) Endpunkte dar. Allerdings stimmt die Evidenz aus neun in unseren Review eingeschlossenen Studien, die zeigt, dass Übungen das Risiko und die Zahl von Stürzen mindern, mit den Ergebnissen anderer Cochrane Reviews überein, die die Wirkungen von Übungen auf die Vermeidung von Stürzen untersucht haben. Es gab bei weitem weniger Evidenz für andere Endpunkte, und keine der eingeschlossenen Studien berichtete über die Wirkungen von Übungen auf die Vermeidung von Aktivitäten oder auf Kosten.

Schlussfolgerung

Wir kamen zu dem Schluss, dass Übungsinterventionen für selbstständig lebende ältere Menschen die Sturzangst wahrscheinlich in einem beschränkten Umfang unmittelbar nach der Intervention mindert, ohne das Risiko oder die Häufigkeit von Stürzen zu erhöhen. Wir kamen darüber hinaus zu dem Schluss, dass die Evidenz nichts ausreicht um zu klären, ob Übungsinterventionen die Angst vor dem Stürzen über das Ende der Maßnahme hinaus mindern, oder was ihre Wirkung auf andere Endpunkte ist. Wir regen weitere Forschung zu diesem Thema an.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Braun, K. Ehrenbrusthoff und N. Jahnke, Koordination durch Cochrane Schweiz

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