Hämophilus influenzae als oraler Impfstoff zur Vorbeugung akuter Exazerbationen von chronischer Bronchitis und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung

Reviewfrage

Wir begutachteten die Evidenz zur Wirkung einer monobakteriellen Hämophilus influenza (NTHi) Impfung zur Vorbeugung wiederholter H. influenzae Infektionen bei Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder chronischer Bronchitis.

Hintergrund

Menschen mit COPD können oft Infektionen haben, die die Symptome ihrer Lungenerkrankung verschlechtern. Zu diesen Symptomen gehören erhöhte Kurzatmigkeit, eitrige Auswürfe und dekompensierte Sauerstoffsättigung auch bekannt als 'akute Exazerbation'. Am häufigsten wird dies durch das Bakterium H. influenzae verursacht; Infektionen können zu Krankenhausaufenthalt und manchmal zum Tod führen. Wenn diesen Infektionen durch einen Impfstoff vorgebeugt werden kann, können Menschen mit COPD bessere Endpunkte haben, im Vergleich zur derzeitigen Praxis, die darin besteht, Infektionen zum Zeitpunkt ihrer Entstehung zu behandeln.

Studienmerkmale

Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2017. Wir identifizierten sechs Studien mit 557 Teilnehmern. Die verblindeten, Placebo-kontrollierten, randomisierten Studien untersuchten, wie wirksam die NTHi Impfung zur Vorbeugung von Infektionen bei Menschen über 18 Jahre mit COPD oder chronischer Bronchitis ist. In allen sechs Studien erhielten sowohl die Impfstoff- als auch die Placebo-Gruppe mindestens drei Behandlungszyklen mit Tabletten in regelmäßigen Abständen über einen Zeitraum von drei bis 12 Monaten. Im Allgemeinen waren zu Beginn aller Studien die demografischen Daten (wie Ernährung, Lebensstil und Lebensbedingungen) der Teilnehmer vergleichbar mit denen aus anderen Ländern mit hohem Einkommen. Das Alter der Teilnehmer lag zwischen 40 und 80 Jahren. Die Studien erfassten die Anzahl der Infektionen der Teilnehmer, die Besiedlung mit Bakterien in den Atemwegen, die Sterblichkeit, Nebenwirkungen, Krankenhauseinweisungen oder Antibiotikabehandlungen.

Hauptergebnisse

Die NTHi-Impfung hat keinen signifikanten Einfluss auf die Verminderung der Zahl der Infektionen von COPD-Patienten. Es gab keine signifikanten Unterschiede in der Sterblichkeitsrate zwischen den Impfstoff- und Placebo-Gruppen, und die berichteten Todesfälle in der Impfstoff-Gruppe waren nicht auf den Impfstoff zurückgeführt worden.

Die Besiedlung mit H. Influenzae Bakterien, die in den Atemwegen der Teilnehmer gefunden wurden, unterschied sich nicht signifikant zwischen der Impfstoff- und Placebo-Gruppe. Aufgrund unterschiedlicher Messverfahren in den verschiedenen Studien, konnten die Studien nicht miteinander verglichen werden.

Antibiotika, die ein Indikator für schwere Infektionen sein können, wurden signifikant häufiger in der Placebo-Gruppe verschrieben. Die Evidenz der Krankenhauseinweisungen zeigte keinen Unterschied in der Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung zwischen Impfstoff- und Placebo-Gruppe. Zwei Studien erfassten die Lebensqualität und fanden heraus, dass geimpfte Teilnehmer eine allgemein bessere Lebensqualität hatten. Diese Ergebnisse wurden jedoch auf unterschiedliche Weise gemessen und konnten somit nicht miteinander verglichen werden.

Fünf Studien berichteten von unerwünschten Wirkungen, diese konnten jedoch nicht deutlich mit der Impfung oder dem Placebo in Zusammenhang gebracht werden. Weitere Forschung ist notwendig, um die unerwünschten Wirkungen als Endpunkt zu definieren und so aussagekräftigere Analysen von Nebenwirkungen des Impfstoffs durchzuführen.

Qualität der Evidenz

Die Studien wurden gut durchgeführt und hatten ein moderates Risiko für Bias. Eine wesentliche Einschränkung des Reviews war die Inkonsistenz der Definitionen und Endpunktmessungen in den eingeschlossenen Studien. Die Ergebnissynthese und die Interpretation der Ergebnisse wurden dadurch beeinflusst. Die Ergebnisse könnten bei weniger Teilnehmern eher vom Zufall beeinflusst sein. Eine Studie hatte mehr Teilnehmer als die übrigen fünf Studien zusammen. Dadurch hat sie mehr zur finalen Analyse beigetragen. Als diese Studie in die Analyse aufgenommen wurde, bestand moderate Heterogenität (die Studien zeigten ziemlich unterschiedliche Ergebnisse), insbesondere in der Anzahl der Infektionen. Jedoch bleiben die Ergebnisse konstant, wenn die Studie von der Analyse ausgeschlossen wird.

Schlussfolgerung

Nach einer Begutachtung der relevanten Studien schlussfolgerten wir, dass der orale H. influenzae Impfstoff bei Menschen mit chronischer Bronchitis und COPD keine signifikante Verminderung der Anzahl und Schwere der akuten Exazerbationen bewirkt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Töws, freigegeben druch Cochrane Deutschland

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