Phosphodiesterase-Hemmer zur Behandlung von Symptomen der unteren Harnwege bei benigner Prostatahyperplasie

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Im Vergleich zu Placebo führen PDE-Hemmer wahrscheinlich zu einer schwachen Reduktion der IPSS-Gesamtwerte und der BPHII-Werte, verbunden mit einer möglichen Zunahme von UEs. Zwischen PDE-Hemmern und AB bestehen möglicherweise keine Unterschiede hinsichtlich der Verbesserung der IPSS-Gesamtwerte, des BPHII-Werts und der Häufigkeit von UEs. Es scheint keinen zusätzlichen Nutzen von PDE-Hemmern in Kombination mit AB im Vergleich zu PDE-Hemmern alleine oder AB alleine oder PDE-Hemmer in Kombination mit 5-ARI im Vergleich zu ARI alleine hinsichtlich Symptomen beim Harnlassen zu geben. Die meiste Evidenz gibt es für eine kurze Behandlungsdauer von bis zu 12 Wochen, mit einer moderaten oder niedrigen Vertrauenswürdigkeit der Evidenz.

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Hintergrund: 

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine nichtmaligne Vergrößerung der Prostatadrüse, die störende Symptome der unteren Harnwege (lower urinary tract symptoms, LUTS) verursachen kann. Alpha-Blocker (ABs) und 5-Alpha-Reduktase-Inhibitoren (5-ARIs) sind die Eckpfeiler der medikamentösen Behandlung. Kürzlich wurden Phosphodiesterase-Hemmer (PDE-Hemmer), die bisher als Medikamente bei erektiler Dysfunktion verwendet wurden, zur Behandlung von LUTS bei Männern eingeführt.

Zielsetzungen: 

Ziel des Reviews ist die Beurteilung der Auswirkungen von PDE-Hemmern im Vergleich zu Placebo und anderen Standardarzneimitteln (ABs und 5-ARIs) bei Männern mit BPH-bedingtem LUTS.

Suchstrategie: 

Wir haben das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), MEDLINE, Embase, Web of Science und das Studienregister der WHO und der National Institutes of Health (NIH) systematisch durchsucht (Stand 2. August 2018). Darüber hinaus erfolgte eine Handsuche von Abstracts und Konferenzberichten sowie in zitierter und zitierender Literatur. Zudem haben wir Kontakt mit den Studienautoren aufgenommen, um weiterführende Informationen zu erhalten.

Auswahlkriterien: 

Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die PDE-Hemmer mit Placebo, ABs oder 5-ARIs für mindestens vier Wochen bei Männern mit LUTS wegen BPH verglichen, wurden eingeschlossen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Drei Review-Autoren überprüften unabhängig voneinander die Literatur und extrahierten Daten. Primäre Endpunkte waren Auswirkungen auf die Symptome des Harnlassens, gemessen anhand des International Prostate Symptom Score (IPSS-Gesamtwert; Score zwischen 0 und 35, wobei höhere Werte mehr Symptome widerspiegeln), der damit verbundene Leidensdruck, gemessen anhand des Benign Prostatic Hyperplasia Impact Index (BPHII; Score zwischen 0 bis 13, wobei höhere Werte einen erhöhten Leidensdruck widerspiegeln), sowie das Auftreten von unerwünschten Ereignissen (UEs). Zur Bewertung der Qualität der Evidenz wurde GRADE verwendet. Kurzzeitige Ergebnisse (bis zu 12 Wochen) und langfristige Ergebnisse (ab 12 Wochen oder länger) wurden separat betrachtet.

Hauptergebnisse: 

Es wurden insgesamt 16 randomisierte Studien in diesen Review eingeschlossen. Die Ergebnisse für die primären Endpunkte sind wie folgt.

PDE-Hemmer im Vergleich zu Placebo: PDE-Hemmer könnten zu einer geringfügigen Verbesserung des IPSS-Gesamtwerts führen (Mittelwertdifferenz (MD): 1,89 niedriger, 95% -Konfidenzintervall (KI) 2,27 niedriger bis 1,50 niedriger; n = 4.293; Evidenz von niedriger Qualität), verglichen mit Placebo und der BPHII-Wert könnte sich dadurch geringfügig reduzieren (MD 0,52 niedriger, 95% KI 0,71 niedriger bis 0,33 niedriger; n = 3.646; niedrige Qualität der Evidenz). Die Häufigkeit von UEs könnte erhöht sein (Relatives Risiko (RR) 1,42, 95% KI 1,21 bis 1,67; n = 4.386; niedrige Qualität der Evidenz). Dies entspricht 95 mehr UEs pro 1.000 Teilnehmer (95% KI 47 mehr bis 151 mehr pro 1.000 Teilnehmer). Die Studienergebnisse stützen sich auf eine Behandlungsdauer von sechs bis zwölf Wochen.

PDE-Hemmer im Vergleich zu AB: PDE-Hemmer und ABs führen wahrscheinlich zu einer ähnlichen Verbesserung des IPSS-Gesamtwerts (MD 0,22 höher, 95% KI 0,49 niedriger bis 0,93 höher; n = 933; Evidenz von moderater Qualität) und könnten einen ähnlichen Effekt auf den BPHII- Wert (MD 0,03 höher, 95% KI um 1,10 niedriger bis 1,16 höher; n = 550 niedrige Qualität der Evidenz) und die Häufigkeit von UEs (RR 1,35, 95% KI 0,80 bis 2,30; n = 936; niedrige Qualität der Evidenz) haben. Dies entspricht 71 UEs mehr pro 1.000 Teilnehmer (95% KI 41 weniger bis 264 mehr pro 1.000 Teilnehmer). Die Studienergebnisse stützen sich auf eine Behandlungsdauer von sechs bis zwölf Wochen.

PDE-Hemmer und AB im Vergleich zu AB alleine: Die Kombination von PDE-Hemmer und AB könnte im Vergleich zu AB alleine eine geringfügige Verbesserung des IPSS-Gesamtwerts bewirken (MD 2,56 niedriger, 95% KI 3,92 niedriger bis 1,19 niedriger; n = 193; niedrige Qualität der Evidenz). Es wurde keine Evidenz zum BPHII-Wert gefunden. Die Anzahl der UEs könnte sich erhöhen (RR 2,81, 95% KI 1,53 bis 5,17; n = 194; moderate Qualität der Evidenz). Dies entspricht 235 mehr UEs pro 1.000 Teilnehmer (95% KI 69 mehr bis 542 mehr pro 1.000 Teilnehmer). Die Studienergebnisse stützen sich auf eine Behandlungsdauer von vier bis zwölf Wochen.

PDE-Hemmer und AB im Vergleich zu PDE-Hemmer alleine: Die Kombination von PDE-Hemmer und AB könnte im Vergleich zu PDE-Hemmer alleine eine geringe Verbesserung des IPSS-Gesamtwerts bewirken (MD 2,4 niedriger, 95% KI 6,47 niedriger bis 1,67 höher; n = 40; niedrige Qualität der Evidenz). Daten zum BPHII-Wert oder zu UEs wurden nicht gefunden. Die Studienergebnisse stützen sich auf eine Behandlungsdauer von vier Wochen.

PDE-Hemmer und 5-ARI im Vergleich zu 5-ARI alleine: Kurzfristig (bis zu 12 Wochen) führt die Kombination von PDE-Hemmer und 5-ARI wahrscheinlich zu einer geringen Verbesserung des IPSS-Gesamtwerts (MD 1,40 niedriger, 95% KI 2,24 niedriger bis 0,56 niedriger, n = 695, moderate Qualität der Evidenz) im Vergleich zu 5-ARI alleine. Es wurde keine Evidenz zum BPHII-Wert oder zu UEs gefunden. Langfristig (13 bis 26 Wochen) führt die Kombination von PDE-Hemmer und 5-ARI wahrscheinlich zu einer schwachen Reduktion des IPSS-Gesamtwerts (MD 1,00, niedriger, 95% KI von 1,83 niedriger bis 0,17 niedriger; n = 695; moderate Qualität der Evidenz). Es wurde keine Evidenz über die Auswirkungen auf die BPHII-Werte gefunden. Es gibt möglicherweise keinen Unterschied in den Raten zur Häufigkeit von UEs (RR 1,07, 95% KI 0,84 bis 1,36; n = 695; niedrige Qualität der Evidenz). Dies entspricht 19 UEs mehr pro 1.000 Teilnehmer (95% KI 43 weniger bis 98 mehr pro 1.000 Teilnehmer).

Es wurden keine Studien gefunden, die andere Behandlungskombinationen oder unterschiedliche Wirkstoffe von PDE-Hemmern gegeneinander verglichen haben.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

F. Zengerling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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